Kein typisches "Halo car" Super-Stromer von Pininfarina
03.12.2020, 08:33 Uhr
Momentan dreht der Battista die letzten Runden bei dem Abnahmefahrten im italienischen Nardo.
(Foto: Pininfarina)
Der Einstieg in die Welt als Automobilhersteller beginnt bei Pininfarina dort, wo andere nie hinkommen: ganz oben. Das Erstlingswerk der Designschmiede leistet nämlich 1900 PS und ist ein rein elektrisches Hypercar. Doch auf Wunsch soll sich der Battista auch ganz manierlich fahren lassen.
Mit seinem Erstlingswerk steigt Pininfarina zu einer neuen Automarke auf. Das elektrische Hypercar Battista hat gerade seine Abstimmungsfahrten auf der Hochgeschwindigkeitsteststrecke im italienischen Nardo abgeschlossen. Im Sommer 2021 sollen die ersten Exemplare des rund zwei Millionen Euro teuren und 1900 PS starken Elektro-Boliden an die Kunden gehen.
Mit seiner enormen Leistung und der spektakulären Optik ist der Battista eigentlich ein typisches "Halo car", das die Welt darauf einstimmen soll, dass Pininfarina nun auch Automarke und nicht nur Designschmiede ist. Letztere wird es übrigens weiterhin geben, weshalb Pininfarina in zwei Geschäftsbereiche aufgeteilt wurde. Während das Designhaus auch künftig Auftragsarbeiten für andere Autohersteller ausführt, baut die Submarke Automobili Pininfarina (APF) Elektroautos.
Mit Battista die Marke positioniert
Für APF arbeitet René Wollmann als Sportwagendirektor. Der Ingenieur hat in der Vergangenheit bereits einige E-Projekte bei Mercedes-AMG begleitet und bezeichnet sich selbst als "Elektro-Enthusiast". Seiner Meinung nach handelt es sich beim Battista zwar um ein "Halo Car", doch nicht um eines, mit dem anschließend eine neugegründete Marke Mittelklassemodelle für den Massenmarkt verkaufen will. Der Battista ist vielmehr ein Premium-Statement, das auf die Positionierung der Marke einstimmen soll. Die Italiener planen nämlich noch andere elektrisch angetriebene Luxusmodelle im hochpreisigen Segment. Ein weiterer Supersportwagen wird allerdings nicht dabei sein.
Stellt sich die Frage, ob man mit ausschließlich elektrisch betriebenen Luxusautos auch Geld verdienen kann. Laut Wollmann muss man bei einem Projekt wie dem Battista sehr smart sein, wenn man mehr als eine schwarze Null schreiben will. Das Plattform-Sharing mit Rimac ist dabei hilfreich. Fahrwerks- und antriebsrelevante Komponenten sowie das Monocoque des Battista stammen von der kroatischen E-Auto-Schmiede, während alles andere, was man sehen, fühlen und anfassen kann, von Pininfarina kommt.
Kein Track-Monster
Neben bekannten Hypercar-Kunden zeigen verstärkt Menschen aus den USA Interesse am Battista. Darunter viele, die noch nie einen Supersportwagen besessen haben und die eigentlich mit dem typischen Rowdy-Image dieser Fahrzeugklasse fremdeln. Im Fall des Battista handelt es sich jedoch um eine betont elegante Erscheinung, die sich auf Wunsch auch dezent, alltagstauglich und leise bewegen lässt. Damit erreicht der Battista einen neuen Kundenkreis im Hypercar-Business.
Obwohl die insgesamt vier Motoren ein irres Leistungspotenzial bereitstellen, ist der Battista kein reines Track-Monster. Für permanente Vollgasfahrten möglichst Richtung 350 km/h ist die technische DNA ohnehin nicht ausgelegt. Werden Antrieb und die auf rund 500 Kilometer Reichweite ausgelegte 120-kWh-Batterie thermisch zu intensiv gefordert, wird die Leistung runtergerechnet. Laut Wollmann handelt es sich vielmehr um einen Hyper-GT, ein Funtool, das ein besonders lustvolles Fahrerlebnis auf kurvigen Landstraßen bieten soll. Den E-Antrieb in einer Alltagssituation ans Limit zu führen, ist in der Regel kaum möglich. Höchstens auf Vollgassausen auf einer leeren Autobahn in Deutschland ließe sich laut Wollmann das System an seine Grenzen treiben.
150 Stück sind geplant
Leistungstechnisch ist der Battista ohnehin sehr weit weg von dem, was man auf normaler Straße abrufen kann. Auf lediglich zwölf Zentimeter Pedalweg lassen sich 1,4 Megawatt und 2300 Newtonmeter Drehmoment freisetzen, was wohl einige Fahrer überfordern dürfte. In weniger als zwei Sekunden sind 100 km/h erreicht, nach nur zwölf Sekunden kann die 300er-Marke fallen. Deshalb hat Pininfarina eine eigene Fahrmodi-Welt für den Battista entwickelt. Auf der linken Seite ist ein ruhiges Programm namens Calma per Drehknopf abrufbar, bei dem der Fahrer keine Angst haben muss, beim beherzten Tritt aufs Gaspedal sogleich in den turbulenten Grenzbereich vorzudringen. Die vier anderen Modi heißen Pura, Energica, Furiosa und Carattere. Der Fahrer hat hier also die Qual der Wahl.
150 Einheiten des Battista sind geplant. Die Zahl der Interessenten liegt laut Wollmann deutlich darüber. Deshalb müssen sie auch ein mehrstufiges Vorverkaufsverfahren durchlaufen, um sich eine Probefahrt im Battista zu sichern. Wie viele Battista bereits verkauft sind, will Pininfarina nicht verraten. Doch wer sich in die Schlange der Interessenten einreiht, soll noch gute Chancen haben, sich einen sichern zu können. Nur 50 sind übrigens für Europa vorgesehen. Insofern dürfte es ausgesprochen schwierig sein, einen Battista einmal im Straßenverkehr zu sehen.
Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x