Man muss genau hinsehen Citroen C4 Cactus - gebraucht sticht er nicht
14.03.2020, 09:29 Uhr
Zwischen 2014 und 2018 hat Citiroen den C4 Cactus mit seinen charakteristischen Airbumps gebaut.
(Foto: Citroen)
Der Citroen C4 Cactus ist vor allem eins: anders. Doch ist er damit auch besser? Klar, die Franzosen haben viel in das außergewöhnliche Gefährt gepackt, um es recht praktisch zu machen. Doch seine TÜV-Bilanz ist kein Ruhmesblatt.

Mit seinen wuchtig wirkenden Beplankungen suggeriert der Cactus Robustheit ohne die SUV-Designkarte zu spielen.
(Foto: Citroen)
Mit dem von 2014 bis 2018 gebauten C4 Cactus wollte Citroen sich vom Mainstream abheben. Mal wieder. Entsprechend empfiehlt sich der Sub-Kompakte vor allem für Individualisten, die zugleich ein Auto mit gehobenem Nutzwert suchen. Den Alltag meistert der Franzose - mit Abstrichen im Detail - jedenfalls gut. In Hinblick auf seine Langzeitqualitäten gibt es allerdings Schwachpunkte. In jedem Fall attraktiv ist das Angebot auf dem Gebrauchtmarkt, denn hier werden bereits etliche Exemplare für überschaubare vierstellige Summen angeboten.
Er ist wie keiner
Der C4 Cactus ist einer wie keiner. Einzigartig macht ihn vor allem seine robuste Beplankung mit Luftbläschen, welche recht tolerant auf mögliche Parkrempler reagieren. Seine stets fünftürige Karosserie fällt größer aus als bei Kleinwagen, ist zugleich aber kompakter als im Kompaktsegment üblich. Innen bietet der Franzose ein sehr einfaches, aber dennoch gemütliches und zugleich betont modernes Ambiente. Eine Besonderheit sind die beiden zu einer Art Sitzbank vereinten Vordersitze.

Die Vordersitze sind so angelegt, dass sie das Gefühl einer durchgehenden Sitzbank im Citroen C4 Cactus vermitteln.
(Foto: Citroen)
Das Gestühl sieht wohnlich aus, kann in Hinblick auf Langstreckenkomfort aber nur mäßig überzeugen. Zentral im Armaturenbrett gibt es einen Touchscreen, über den viele Funktionen wie etwa die Klimaanlage gesteuert werden. Das wirkt aufgeräumt, doch der Verzicht auf Direktwahltasten ist auch gewöhnungsbedürftig. Trotz gewisser Extravaganzen handelt es sich um ein für den Alltag ausreichend dimensioniertes Auto, in dem auch erwachsene Fondgäste gut unterkommen. Der 358 Liter große Kofferraum lässt sich auf 1170 Liter erweitern. Zudem gibt es ein riesiges Handschuhfach. Nicht ganz so schön: Zwischenzeitlich war die Rückbank nur in einteilig umlegbarer Ausführung erhältlich, grundsätzlich bieten die Fondtüren nur Ausstellfenster.
Übersichtliche Motorenpalette
Die übersichtliche Motorenpalette bietet ein nur schmales Leistungsspektrum. Der Basisbenziner, ein 1,2-Liter-Dreizylinder, leistet 75 PS. Es gibt ihn alternativ in einer leicht stärkeren Variante mit 82 PS sowie als Topversion mit 110 PS. Das klingt nicht sonderlich flott, doch die Antriebe haben angesichts der knapp über 1,1 Tonnen Gewicht leichtes Spiel. 9,3 Sekunden für den 100-km/h-Sprint sowie maximal 190 km/h sind mit dem 110 möglich, sein Verbrauch liegt bei 4,7 Liter. Mit rund dreieinhalb Liter nochmals sparsamer sind die Diesel. Hier gibt es einen 1,6-Liter-Vierzylinder in den Leistungsstufen 92 PS und 99 PS. Der C4 Cactus wurde ausschließlich mit Vorderradantrieb angeboten. Neben einem manuellen 5-Gang-Schaltgetriebe gibt es noch automatisierte Schaltgetriebe mit 5 oder 6 Übersetzungsstufen.

Das Fassungsvermögen des Gepäckteils im Cactus erweitert sich nach Umlegen der Rückbanklehne von 358 auf 1170 Liter.
(Foto: Citroen)
Wer Wert auf eine Klimaanlage legt, sollte einen Bogen um die recht spartanische Basisvariante Start machen. Ab der nächsthöheren Version Life wurde sie optional angeboten, ab der Version Feel gehört sie zum Serienumfang. Kaum mehr Wünsche offen lässt die Ausstattung Shine. Allen Varianten gemein sind ein Tempomat, Audiosystem und USB-Buchse. Auch eine Berganfahrhilfe und sechs Airbags sind standardmäßig an Bord. In Hinblick auf die Assistenzsysteme hat Citroen Mut zur Lücke bewiesen, weshalb es 2014 beim EuroNCAP-Crashtest auch nur vier Sterne gab.
Überdurchschnittlich viele Mängel
Das Abschneiden des C4 Cactus beim TÜV-Report ist durchwachsen. Bei der ersten HU gab es im Segmentdurchschnitt mehr Fahrzeuge mit Mängeln bei unterdurchschnittlichen Laufleistungen. Zudem registrierten die Prüfer einen relativ hohen Anteil von Fahrzeugen mit erheblichen Mängeln. Verantwortlich hierfür sind bereits bei jungen Exemplaren gehäufter vorkommende Federbrüche. Für Probleme sorgen des Öfteren fehlerhafte Scheinwerferjustierungen. Die Zeitschrift Auto Bild monierte in einem Dauertest über 100.000 Kilometer zudem einen Getriebedefekt nach nur 33.000 Kilometern, Kantenrost sowie eine kaputte Zündspule.
Fazit: Der C4 Cactus ist ein Charakterdarsteller, den man mögen muss. Es gibt allerdings auch objektive Gründe, die für ihn sprechen. Da wären ein gutes Platzangebot, der günstige Unterhalt sowie niedrige Gebrauchtwagenpreise. Exemplare mit fünfstelligen Tachoständen werden schon für rund 7000 Euro angeboten. Auch bei Verbrauch und Unterhalt ist der Franzose günstig. Beim TÜV-Report zeigt sich allerdings eine Tendenz zur Fehleranfälligkeit. Auf ein paar der Problemzonen sollte man deshalb beim Gebrauchtwagenkauf einen genaueren und vor allem kritischen Blick werfen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x