Praxistest

Eine Spaß- und Wertanlage Cupra Formentor VZ5 - für wohlige Schauer

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Den Cupra Formentor VZ5 gibt es lediglich in drei Farben. Eine davon ist Midnight Schwarz Metallic. Die gibt es auch ohne Aufpreis.

(Foto: Holger Preiss)

Mit dem Formentor hat die Marke Cupra sich von Seat abgenabelt und ihr erstes eigenständiges Auto auf den Markt gebracht. Mit dem VZ5 ist hingegen das erreicht, was ursprünglich das Ziel war: sich als Sportwagenschmiede zu etablieren. Schade, dass der Fünfzylinder im schicken Dress eine Ausnahme bleiben wird.

Wie oft in den letzten zwei Jahren mit Blick auf die selig gesprochenen Verbrenner die Floskel "der Letzte seiner Art" benutzt wurde, lässt sich kaum zählen. Aber, und das ist eine Tatsache, die Autoindustrie wandelt sich und verabschiedet sich sehr schnell und konsequent von dem, was einst Traum und Benchmark war. So auch vom Fünfzylinder. Im speziellen Fall geht es um jenen Motor, der vor 45 Jahren bei Audi mit seiner Zündfolge - eins, zwei, vier, fünf, drei - mal ganz gewaltig aus der Reihe tanzte. Und das nur aus einem Grund: ein Sechszylinder passte einfach nicht in den Audi 100. Mehr Töpfe mussten aber her, um Mercedes und BMW konsequent Kante zu zeigen.

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Den Fünfzylinder hat der Cupra Formentor VZ5 von Audi geerbt. Dort findet man ihn im RS3.

(Foto: Holger Preiss)

Natürlich ist das nur der Anfang der Geschichte. Im Laufe der Jahre hat sich der Fünfender um 90 Grad gedreht, schöpft seine Kraft aus 2,5 Litern Hubraum und hat das ewige Balance-Problem der ungleichen Zylinderzahl dank seiner Alu-Bauweise fast überwunden. Hinzu kamen ein Partikelfilter im Abgastrakt und die sechsstufige Handschaltung wich einem über sieben Stufen schaltenden Doppelkupplungsgetriebe. Und dennoch steht diese technische Meisterleistung vor dem Aus. Doch einer der letzten Vertreter aus dem Hause VW darf dieses motorische Kunstwerk in einer limitierten Stückzahl von 7000 Exemplaren noch einmal unter der Haube tragen: der Cupra Formentor VZ5.

Der wohlige Nackenschauer

Nicht nur, dass noch vor vier Jahren die Marke Cupra ganz neue Akzente mit Blick aufs Design setzen sollte, sie war auch als echte Alternative zu AMG, BMW M, VW R oder Audi RS angetreten. Und so wurde der Formentor zum ersten echten Cupra. Einem Cupra, der nicht auf einen Seat aufflanschte. Insgesamt gibt es für den Formentor zehn Motorisierungen, darunter auch zwei Plug-in-Hybride. Aber der wahre Sportler, die Speerspitze ist der VZ5, auch wenn seine Stunden wie seine Produktionszahlen gezählt sind. Aber wie gesagt, unter der Haube sitzt dieses einzigartige 2,5-Liter-Raubtier mit seiner einzigartigen Hochdreh-Charakteristik, dessen tiefes Einatmen des Laders bei Leistungsabruf ebenso großartig ist wie das Ausatmen danach.

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Im Innenraum des Cupra Formentor VZ5 wechseln sich dunkel gebürstetes Alu mit feinen Kupferdetails und Sichtkarbon ab.

(Foto: Holger Preiss)

Bringt man das Ganze auf schnöde Leistungsdaten, dann steht dort geschrieben, dass hier 390 Pferde auf die Peitsche zum Galopp warten, um dann nicht weniger als 480 Newtonmeter an beide Achsen zu verteilen. Was wiederum nichts anderes bedeutet, als dass der VZ5 in 4,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt. Und man muss nicht lange mit der Gerte wedeln, bis der wilde Ritt bei 250 km/h ist. Und selbst dann wird der Fahrer merken, dass hier noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist, wäre da nicht die Elektronik, die dem feurigen Galopp Einhalt gebietet. Doch nicht die schnöde Geschwindigkeit ist es, die im VZ5 beim Fahrer für wohlige Schauer sorgt. Es ist das Zusammenspiel aller Komponenten.

Ein reinrassiger Sportwagen

Und dazu gehört nicht nur der Fünfzylinder mit seiner einzigartigen Soundcharakteristik und Kraftentfaltung, sondern auch das zehn Millimeter tiefer gelegte Fahrwerk, das keinen Zweifel daran lässt, dass es sich beim VZ5 um einen reinrassigen Sportwagen handelt. Die Federwege sind kurz und verdammt straff. Genau wie es sich gehört, damit ein Wagen wie dieser mit größter Präzision um die Kurven gepfeilt werden kann. Richtig spaßig wird das natürlich im entsprechenden Fahrmodus und der heißt bestimmt nicht Normal, sondern Sport oder Cupra. Eingestellt werden die Programme entweder über die linke Lenkradtaste mit entsprechendem Symbol oder über den Touchscreen in der Mittelkonsole. Und obgleich der Autor kein Fan der Fingertipps auf dem Monitor ist, machte es sich hier insofern bezahlt, als der schnelle Wechsel der Programme einfacher ist als über das Drehrädchen. Denn das funktioniert nur in eine Richtung, was nichts anders heißt, als dass man beim Wechsel von Sport auf Normal alle anderen Programme überrollen muss.

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Das Zusammenspiel der Komponenten sorgt im Cupra Formentor VZ5 für ein außergewöhnliche Fahrdynamik.

(Foto: Holger Preiss)

Doch wie dem auch sei, wer den Kurvenlauf - natürlich unter Beachtung aller geltenden Verkehrsregeln - genießen will, der setzt ohnehin auf die Modi Sport oder Cupra. Wobei Letztgenannter eher etwas für den Rundkurs ist, denn für die Straße wird hier die Leistungsübersteuerung fast schon etwas kribbelig, bevor das ESP dann doch irgendwie den Anker wirft. Apropos Anker: Bei der Bremsanlage kann sich der Pilot auf Sechskolbensättel von Akebono verlassen, die auf Nachdruck ordentlich zubeißen und im flotten Kurvengewirr normaler Straßen auch bei längeren Fahrten keine Schwächen zeigen. Eine entscheidende Hilfestellung erfährt der VZ5-Fahrer beim schnellen Gang ums Eck durch eine weitere Beigabe von Audi: das Torque-Splitting-System aus dem RS3.

Mit Drift-Modus

Dank dieser Technik werden die Antriebskräfte nicht nur variabel zwischen den Achsen verteilt, sondern verschieben sich auch möglichst ideal auf die Seite, wo sie am wirkungsvollsten sind, um in Vortrieb umgewandelt zu werden. Das System sorgt also auch dafür, dass das für einen Sportwagen recht hohe Gewicht kompensiert wird und dass der Fahrer eines VZ5 in den Genuss eines Drift-Modus kommt. Auch der lässt sich über das schon beschriebene Drehrad einstellen und sorgt dafür, dass 100 Prozent der abgegebenen Kraft an das kurvenäußere Hinterrad gehen. Damit kann man zweifelsohne sauber quergehen, aber auf öffentlichen Straßen sollten solche Spielchen tunlichst unterlassen werden, denn die Physik kennt hier bei Lenkfehlern keine Gnade.

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Eine elektrische Verstellung für die Sport-Integralsitze im Cupra Formentor VZ5 gibt es nicht.

(Foto: Holger Preiss)

Für den sportlichen Wohlfühleffekt sorgt bei einem Wagen wie dem Formentor VZ5 natürlich auch das Innenleben. Dunkel gebürstetes Aluminium wechselt sich mit Kupferdetails und Sichtkarbon ab, während perfekt geformte Sport-Integralsitze, die mit feinstem Leder bespannt sind, Fahrer und Beifahrer auch in der engsten Kurve aufrecht halten. Aber auch für Mitreisende in der zweite Reihe besteht kein Grund zur Klage. Knie, Kopf und Schulterfreiheit sind auch für Menschen, die mehr als 1,75 Meter messen, ausreichend, wobei der Kofferraum mit 420 Litern jetzt nicht gerade übermäßig Platz bietet. Wer hier für die größere Urlaubsreise plant, muss Augenmaß beweisen.

Kein Kostverächter

Einschränken muss man sich beim VZ5 auch, was den Glauben an die Sparsamkeit des Fünfzylinders betrifft. Der Motor ist ein Leistungsaggregat und dementsprechend möchte er nicht nur gefahren, sondern auch gefüttert werden. Im Schnitt genehmigte sich der Sportler im Test hier auch gut 11,3 Liter über 100 Kilometer im Drittelmix. Wer es richtig krachen lässt, kratzt locker an der 15 und wer das Gaspedal nur streichelt, wird kaum unter 9 Liter kommen, die dem 55 Liter fassenden Tank entzogen werden. Aber das soll an dieser Stelle gar kein Kritikpunkt sein.

Wenn es einen gibt, dann geht der an den nur sehr behäbig reagierenden Touchscreen oberhalb der Mittelkonsole. Das ist einmal mehr ärgerlich, da über ihn auch die Klimaanlage, der Parkassistent, die Sitzheizung und sämtliche Infotainmentfunktionen gesteuert werden. Ansonsten lässt der VZ5 natürlich nichts missen, weil man sich auch bei ihm mit vollen Händen aus den VW-Regalen bedienen durfte. Da gibt es den vorausschauenden Geschwindigkeitsregler ebenso wie den Stau-, den Seiten- und Ausstiegsassistenten und natürlich den automatischen Notruf. Hinzu kommen schlüsselloser Zugang, Radioempfang über DAB+, volldigitales Kombiinstrument, Ambiente-Licht und Voll-LED-Scheinwerfer, um nur einiges zu nennen.

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Der Kofferraum im Cupra Formentor VZ5 ist mit 420 bis 1450 Litern recht überschaubar.

(Foto: Holger Preiss)

Allerdings hat das alles in Summe seinen Preis: 61.650 Euro kostet das traumhaft schöne Spaßmobil und hier sind noch nicht die Beigaben eingerechnet, die die Summe für den Testwagen dann auf knapp 65.000 Euro treiben. Das sind so Kleinigkeiten wie eine elektrisch öffnende Heckklappe, ein Beats-Audio-System, Ledersitze oder eine Diebstahlwarnanlage. Wer das nicht als notwendige Extras ansieht, der hat für knapp 62.000 Euro eigentlich alles, was es braucht und deutlich mehr, als es bei gleich starken Konkurrenzfahrzeugen zu diesem Preis gibt.

DATENBLATTCupra Formentor VZ5 2.5 TSI 4Drive
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,45 m/ 1,84 m/ 1,51 m
Radstand2,68 m
Leergewicht (DIN)1644kg
Sitzplätze5
Motor/HubraumR5 Benziner mit Turbolader und 2480 Kubikzentimetern Hubraum
Getriebe7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Leistung Verbrenner390 PS (287 kW)
max. Drehmoment (Systemleistung)480 Nm bei 2250 - 5700 U/min
KraftstoffartBenzin
Kraftstoffverbrauch im Test11,3 Liter/100 km
Kraftstoffverbrauch kombiniert (WLTP)10,2 Liter/100 km
Tankinhalt55 Liter
Kofferraum420 / 1450 Liter
Höchstgeschwindigkeit250 km/h (abgeregelt)
Beschleunigung 0-100 km/h4,2 s
CO2-Emissionen
212 g/km
EmissionsklasseF
Grundpreis61.650 Euro
Preis des Testwagens65.220 Euro

Fazit: Der Cupra Formentor VZ5 ist etwas ganz Eigenes. Nicht nur, was seine Motorisierung mit dem 2,5-Liter-Fünfzylinder betrifft, sondern auch, was die Zahl der zum Verkauf stehenden Fahrzeuge angeht. Lediglich 7000 stehen in der Liste - sind die weg, wird es mit Sicherheit keine Neuauflage geben. Insofern ist der VZ5 wohl nicht nur ein absoluter Garant für Fahrspaß, sondern auch ein Investition in die Zukunft. Der Wertverlust dürfte marginal sein und wenn es mit der Entwicklung zur E-Mobilität so rasant weitergeht, ist hier eher noch eine Wertsteigerung zu erwarten.

Quelle: ntv.de

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