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Russische Stromwirtschaft Gute Ertragschancen

Von Angelika Millendorfer, Leiterin des Osteuropa-Aktienteams bei Raiffeisen Capital Management
 
In den kommenden Monaten wird die Liberalisierung und Neuordnung der russischen Stromversorgung in eine entscheidende Phase treten. Im Zuge dieses Prozesses könnten sich einige seltene und zugleich sehr aussichtsreiche Investmentchancen ergeben.
 
Bislang wird sowohl die Stromerzeugung als auch die Übertragung und Verteilung von der mehrheitlich noch in Staatsbesitz befindlichen UES (Unified Energy System) beherrscht. Diese wird ab Juni 2008 in 23 unabhängige regionale und überregionale Gesellschaften aufgespalten. Ziel ist es vor allem, zusätzliches Kapital zu beschaffen, um die Stromerzeugungskapazitäten bis 2013 um rund 21% auszubauen. Jede der neuen Gesellschaften hat diesbezüglich strikte Kapazitätsvorgaben. Die gegenwärtig noch regulierten Strompreise werden gleichzeitig bis 2011 stufenweise freigegeben. Vor 2011/2012 dürfte angesichts der hohen Investitionsverpflichtungen daher kaum eines der Stromunternehmen nennenswerten positiven cash-flow generieren können. Dennoch haben sich ausländische Energiekonzerne wie Enel und E.on, aber auch russische Großunternehmen (Gazprom, Norilsk Nickel) schon in einige dieser bereits börsennotierten neuen Gesellschaften eingekauft, oft aus strategischen Erwägungen.
 
Der Aktienkurs der UES ist in den vergangenen Monaten stark gesunken, ebenso wie die Kurse der neuen Einzelgesellschaften. Viele Investoren sind nicht bereit oder nicht in der Lage, ihre UES-Anteile den Aufspaltungsprozess hindurch zu halten. Gründe sind beispielsweise, dass sie sich nicht mit 23 einzelnen Stromunternehmen befassen möchten oder können oder dass sie das Kapital nicht über mehrere Monate binden wollen, bis die Aufspaltung abgeschlossen ist. Daher wird die UES an der Börse um rund 30 % niedriger bewertet, als die 23 einzelnen Gesellschaften derzeit zusammen ergeben würden. Weitere Verkäufe könnten erfolgen, wenn die UES aus den großen Börsenindices entfernt und ihre Börsennotierung eingestellt wird. Auch für die 23 Einzelunternehmen ist nach Abschluss der Aufspaltung zunächst noch mit Verkaufsdruck zu rechnen, da die meisten Investoren nur einige Titel behalten bzw. Gewinne realisieren werden. Raiffeisen Capital Management erwartet, das sich im Zuge dessen im Sommer und im Herbst etliche Gelegenheiten ergeben könnten, um sehr günstig in ausgewählte russische Stromgesellschaften zu investieren und trotz aller politischen und wirtschaftlichen Risiken langfristig von der Liberalisierung der russischen Stromwirtschaft zu profitieren.

Quelle: ntv.de

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