GM schlägt Problem los Hammer für Hummer gefallen
02.06.2009, 17:17 UhrEr ist protzig, durstig und schwer zu verkaufen. Der Geländewagen Hummer ist das Sinnbild für hohen Spritverbrauch in Amerika und die verfehlte Modellpolitik des Autobauers General Motors. Monatelang hat GM vergeblich nach einem Abnehmer für sein Riesenauto gesucht, nun vermeldete der insolvente Konzern dann einen Erfolg: Ein Käufer, dessen Namen GM zunächst nicht preisgeben wollte, habe eine vorläufige Vereinbarung zum Kauf von Hummer unterzeichnet. Bis zum dritten Quartal soll das Geschäft unter Dach und Fach sein.
Noch vor wenigen Jahren galt das Fahrzeug, das GM 1999 vom Militär-Fahrzeug-Hersteller AM General kaufte, als Kultfahrzeug. Arnold Schwarzenegger, aber auch Schauspieler und Musiker in Deutschland, drehten im "Kultlabel mobiler Prunksucht" ("Der Spiegel") ihre Runden. 2002 druckte die "New York Times" unter der Überschrift "Detroits heißester Verkaufsschlager" Liebesbekundungen von Hummer-Fans ab. "Ich fühle mich wie ein Kino-Star. Junge Frauen und Teenager jubeln mir zu", freute sich ein 65-jähriger Käufer. "Es ist, als würde ich mir ein Superman-Outfit überziehen", erklärte der Gründer eines Hummer-Fan-Clubs. Und eine Mutter schwärmte über das ganz spezielle Gefühl von Geborgenheit. "So kann ich meine Familie beschützen. Wenn mich jemand rammt, ist er tot."
Heute lesen sich diese Aussagen wie Zitate aus einer fernen Vergangenheit. Statt Jubel ernten Hummer-Fahrer eher vorwurfsvolle Blicke. Warum fahren sie mit Offroad-Fahrzeugen über gut ausgebaute Straßen und durch enge Innenstädte? Ist es verantwortbar, in Zeiten von globaler Erwärmung ein Auto zu fahren, das auf 100 Kilometer zum Teil mehr als 25 Liter schluckt? Und kann man sich das bei den aktuellen Spritpreisen überhaupt noch leisten?
Gerade letzte Frage haben zuletzt immer mehr Menschen mit Nein beantwortet. Besonders im Heimatmarkt USA, wo GM 2007 über 80 Prozent seiner 66.000 Hummers verkaufte, brach der Absatz dramatisch ein. Deshalb gilt es unter Experten als ausgeschlossen, dass GM in Amerika oder Europa einen Käufer für den Spritschlucker gefunden hat. Auch dass sich ein russischer Oligarch den Hummer als prunkvolle Trophäe zulegen will, wie einst von Bankern gemutmaßt, gilt als unwahrscheinlich.
Experten spekulieren deshalb, dass der künftige Hummer-Besitzer ein arabischer Investor sein dürfte. GM hatte bereits in der Vergangenheit wiederholt von Anfragen aus den Golfstaaten berichtet. Auch indischen und chinesischen Herstellern wird Interesse nachgesagt. Ihnen könnte mit dem Hummer der Einstieg in den amerikanischen Markt gelingen.
Unstrittig ist, dass die einstige US-Kultmarke bald nicht mehr in amerikanischer Hand ist. Viele prominente Hummer-Fahrer haben dem Riesenauto bereits zuvor den Rücken gekehrt. Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger, einst stolzer Besitzer von acht Hummers, hat einen Großteil seiner Flotte schon vor längerer Zeit verkauft.
Quelle: ntv.de, Andreas Kröner, rts