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Kutzers Corner Wir brauchen mehr Aktionäre

Gewiss, es gibt Schlimmeres auf der Welt als der jahrelange Rückgang der Aktionärszahlen in Deutschland. Umgekehrt besteht jetzt kein Anlass zu euphorischem Jubel, wenn der Exodus zum Halten kommt.

Immerhin können alle Mitwirkenden und Betroffenen erleichtert aufatmen, dass sich die Gesamtzahl der direkten und indirekten Aktienanleger im ersten Halbjahr stabilisiert hat (Insider hatten ein schlechteres Ergebnis befürchtet). Aber: Ist dies tatsächlich ein Vertrauensbeweis für die Börse, deutet das steigende Engagement relativ junger Anleger wirklich darauf hin, dass die Bedeutung der Aktie für die private Altersvorsorge zunehmend erkannt und anerkannt wird?

Zweifel seien angemeldet. Unabhängig von den Motiven für Aktien- und Fondskäufe (sie waren höchstwahrscheinlich zu einem Teil auch spekulativer Natur) muss sich erst erweisen, ob die Stabilisierung der Aktionärszahlen nachhaltig ist. Außerdem überdeckt das schlappe Plus von 20.000, dass wir inzwischen rund ein Drittel (das sind 4 Millionen) Aktienbesitzer gegenüber dem Höchststand von 2001 verloren haben. Die Nase voll haben vor allem die Älteren, die mit der Aktie keine guten Erfahrungen gemacht haben. Die Republik hat sich somit wieder zu einem Entwicklungsland in Sachen Aktie zurück entwickelt - ein Zustand, der jahrzehntelang - bis in die 90er hinein - laut beklagt wurde. Gerade jetzt, da die Volkswirtschaften einbrechen und selbst Mega-Unternehmen ins Schlingern geraten, sind funktionstüchtige (Eigen-)Kapitalmärkte zwingend erforderlich. Hoffentlich erkennen dies auch die Ordnungspolitiker, die sich viel zu intensiv mit Hedge-Fonds und anderen Nebenschauplätzen beschäftigen.

Quelle: ntv.de

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