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Markus Zschaber, V.M.Z. Das deutsche Jobwunder

Die unerwartete starke Konjunkturerholung in Deutschland löst nicht nur bei den europäischen Nachbarn neidische Blicke aus. Rund um die Welt rätseln die Experten über die Geheimnissen des neuen deutschen Wirtschaftswunders. Vermögensverwalter Markus Zschaber analysiert die Zusammenhänge.

Markus Zschaber, VMZ Vermögensverwaltung

Markus Zschaber, VMZ Vermögensverwaltung

Meldungen vom erfolgreichen deutschen Krisenmanagement vernimmt man gerne in Zeiten anhaltender Unsicherheit, hin und her gerissen zwischen anhaltendem Pessimismus und aufkeimender Euphorie. Der deutsche Arbeitmarkt zeigt sich innerhalb der Krise als flexibles Konstrukt und profitiert nun, global beneidet als Erfolgsmodell, vom Aufschwung!

Speziell die deutsche Wirtschaft hat sich allen Bedenken, pessimistischen Vorhersagungen und Untergangsszenarien zum Trotz aus der Weltwirtschaftskrise gearbeitet. Nach anhaltend positiven Meldungen aus der Industrie, gefolgt vom Dienstleistungssektor, bestätigt nun auch der heimische Arbeitsmarkt seine, global gesehen, unvergleichbare Stärke. Eine Stärke, begründet in der Flexibilität, mitunter geschaffen durch politisch visionäre Reformen, unterstützt durch langfristig orientierte unternehmerische Arbeitgeber, aber auch basierend auf einer gewissen Leidensfähigkeit der Arbeitnehmer.

Diese von mir bereits in vorherigen Kolumnen angesprochene und hier sehr gerne nochmals bestätigte Bereitschaft, in Zeiten einer wirtschaftlichen Rezession Anpassungsfähigkeit zu zeigen, ist exemplarisch für den gesamten Arbeitsmarkt. Der Fließbandarbeiter, welcher bereitwillig in Kurzarbeit ging, die Angestellte, welche zuvor angesammelte Überstunden während der Auftragsflaute "abfeierte", sucht seinesgleichen.

Deutsche Unternehmen haben im Umfeld einer stagnierender Handelswelt somit den fachlich gut ausgebildeten, erfahrenen und leistungsbereiten Personalbestand, sprich das "Know-how", in der Krise behalten und Potenzial für wieder anziehende expansive Entwicklungen konserviert, welches der heimischen Wirtschaft nun die exzellente Ausgangssituation und den entscheidenden Vorsprung bereitet.

Schröder, Brüderle oder von der Leyen?

Die Aussagekraft dieser Entwicklung wird verdeutlicht durch die politischen Aktivitäten mit der Zielsetzung, diesen Erfolg auf die parteieigenen Handlungen zu vereinnahmen. Sowohl die derzeitige, ja sogar die vorherige politische Führung unseres Landes möchte einen solchen Verdienst für sich verbuchen. In Persona vermeldete zum Beispiel die amtierenden Arbeitsministerin die Arbeitsmarktzahlen, entgegen der traditionellen Veröffentlichungspraxis und bewusst vorzeitig, und auch der Altbundeskanzler versucht die Ergebnisse als politische Großtat seiner Regierungszeit zu proklamieren.

Betrachtet man die Arbeitsmarktsituation in der direkten europäischen Nachbarschaft, stößt man auf meist zweistellige Arbeitslosenquoten begleitet von bestenfalls nur moderaten Verbesserungstendenzen. In der südeuropäischen Peripherie schockieren mitunter deutlich zweistellige Quoten, verschärft durch eher zunehmende Erwerbslosigkeit aufgrund einer stagnierenden Wirtschaftsentwicklung.

Wagt man nun einen Blick - und diese analytische Betrachtung stellt eine Verpflichtung für einen aktiven Anleger oder Verwalter dar - auf die Berichterstattungen betreffend den US-amerikanischen Arbeitsmarkt, so zeigt sich auch hier eine trübe Bestandsaufnahme struktureller Probleme mit allenfalls schwach positiver Entwicklung in den vergangenen Wochen.

Zurück nach Deutschland

Schlussendlich bilanziert der aktuelle Lagebericht aus dem deutschen Arbeitsmarkt ein Unterschreiten der 3-Millionen-Marke in Bezug auf die Arbeitslosenzahlen. Weitaus entscheidender für die wirtschaftliche Entwicklung ist meiner Meinung nach jedoch die historisch bisher nie erreichte Anzahl an Beschäftigten von nahezu 41 Millionen, denn dieser Anstieg an Arbeitnehmern bedeutet neben weniger Empfänger sozialer Unterstützungen, sprich zusätzlicher Einkommenssteuerzahler, ein Zuwachs an Produktivitätseinheiten für das deutsche Wirtschaftssystem und zusätzlich potenziellen Konsumenten zur Stärkung der inländischen Binnennachfrage.

Als Fazit möchte ich festhalten, dass sich das frühzyklische Wirtschaftsystem Deutschlands vom Exportsektor getragen aus der Krise befördert hat und nun unterstützt durch einen lebendigen Arbeitsmarkt, einhergehend mit zunehmender Aktivität der Konsumnachfrage, das Fundament der wirtschaftlichen Erholung verbreitert und die Dynamik des Aufschwungs verstärkt.

Ihr Markus Zschaber

Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Nach seinem BWL-Studium ließ er sich in den USA bei der Chase Manhattan Bank zum Fondsmanager ausbilden und kehrte danach wieder zurück in seine Wahlstadt Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt als "Bester Fondsverwalter 2008"durch den "Handelsblatt-Elite-Report", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Drei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden u.a. „Der Börse voraus“ als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv. Sein aktuelles  Buch "Der Aufschwung kommt" war bereits 4 Wochen nach Erscheinung ein Bestseller.

Quelle: ntv.de

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