Kabel Deutschland unter Druck Dax-Future gibt nach
30.09.2010, 08:30 UhrMit Blick auf die Entwicklungen in Fernost und Übersee rechnen Beobachter am deutschen Aktienmarkt zum Auftakt am Donnerstag mit leichten Abschlägen. Der Dax-Future bestätigt die Annahme: Der Donnerstag beginnt für Anleger im Minus.
Der Dax-Future ist am Donnerstag tiefer gestartet. Der Terminkontrakt verlor in den ersten Handelsminuten 40 Punkte auf 6217 Zähler. Daraufhin berechneten Banken und Broker den Dax zur Eröffnung 0,7 Prozent im Minus bei 6206 Stellen. Am Vortag hatten Gewinnmitnahmen den Dax um 0,5 Prozent auf 6246 Punkten ins Minus gedrückt.
Belastet von der Ankündigung weiterer milliardenschwerer Kapitalspritzen für irische Banken fiel der Euro auf 1,3569 Dollar nach 1,3622 Dollar zum US-Vorabendschluss. Der Bund-Future stieg um zehn Ticks auf 131,92 Punkte. Ein Barrel der US-Ölsorte WTI verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 77,66 Dollar.
Bereits am frühen Morgen hatten sich die Beobachter der Banken und Brokerhäuser angesichts schwacher Vorgaben aus den USA und Japan auf einen schwachen Dax-Start eingestellt. Die US-Märkte hatten ihre Verluste nach Börsenschluss in Europa etwas ausgeweitet. Der Dow-Jones-Index verlor 0,2 Prozent auf 10.835 Punkte, der S&P-500-Index gab 0,3 Prozent nach. Die Nasdaq schloss 0,1 Prozent im Minus. In Tokio notierte der Nikkei-Index kurz vor Handelsschluss 1,1 Prozent schwächer, der Shanghai-Composite stieg dagegen um 1,5 Prozent.
Nach der Tarifeinigung in der Stahlbranche dürfte der Markt auch auf die Kurse der unmittelbar betroffenen Dax-Konzerne ThyssenKrupp und Salzgitter schauen. Bei den Verhandlungen für die 85.000 Beschäftigten der Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen war in der Nacht eine Einigung erzielt worden. Ab dem 1. Oktober sollen die Beschäftigten nach Arbeitgeberangaben 3,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt bekommen. Für September wurde eine Pauschale von 150 Euro ausgehandelt. Zudem soll die Ausbildungsvergütung um 40 Euro monatlich steigen. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 14 Monaten. Ein Arbeitskampf mit Streiks ist damit vom Tisch.
Weiteres Aufwärtspotenzial sahen Händler im Automobilsektor. Positive Nachrichten kamen zuletzt von der VW-Tochter Porsche und dem Stuttgarter Autobauer Daimler. "Der positive Nachrichtenfluss reißt einfach nicht ab", meinte ein Händler. Dies sollte zwar weitestgehend eingepreist sein, der Sektor erfreue sich aber weiter guter Nachfrage durch die Investoren.
Getrieben werde der Sektor zudem von den Hinweise auf eine Konsumbelebung in Deutschland sowie der anhaltenden China-Fantasie. Tendenziell unter Druck sahen Teilnehmer allerdings MAN. Der Streit zwischen IPIC und MAN um den Verkaufspreis von Ferrostaal dürfte das Sentiment belasten. "Nach dem guten Lauf könnte das Anlass zu Gewinnmitnahmen geben", hieß es.
Die Aussagen von Fraport zur Ergebnisentwicklung in den kommenden Jahren bewegen sich nach Einschätzung eines Analysten im Rahmen der Erwartungen. Die Ziele lägen sogar leicht unter den Konsensschätzungen im Markt, hieß es. Daneben seien Aussagen jenseits des Jahres 2012 aufgrund der schwierigen Planbarkeit mit Vorsicht zu genießen. Aus dem Lager der charttechnisch orientierten Beobachter hieß es, der Kurs der Fraport-Aktien sei bei der 38-Tage-Linie bei 41,80 Euro unterstützt. Nach oben bilde das bisherige Jahreshoch bei 45,03 Euro einen Widerstand.
Die Aktien von Kabel Deutschland gerieten vorbörslich stark unter Druck. Die im MDax gelisteten Titel des Kabelnetzbetreibers gaben im Handel von Lang & Schwarz um 5,2 Prozent nach und waren damit mit Abstand der größte Verlierer. Händler verwiesen auf Medienberichte, wonach Großaktionär Providence Equity Partners bis zu 16,7 Prozent seine Anteile an Kabel Deutschland verkaufen will. "Die Reduzierung der Beteiligung auf weniger als 50 Prozent signalisiert, dass Providence den Anteil weiter verringern will", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. "So eine Nachricht kommt in einem allgemein schwächeren Marktumfeld natürlich nicht so gut an", ergänzte ein anderer Börsianer.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts