Zwischen BIP und Ifo-Index Dax stabil erwartet
24.05.2011, 08:45 UhrNach den breit gefächerten Kursverlusten vom Vortag geben die Beobachter am deutschen Aktienmarkt vorsichtig Entwarnung: Sie rechnen zum Auftakt am Dienstag nicht mit einer weiteren Abwärtsbewegung. Am Vormittag könnte der Ifo-Index zum deutschen Geschäftsklima im Mai dem Markt eine Richtung geben.
Nach den rot leuchtenden Minuszeichen vom Vortag dürfte sich der Dax am Dienstag nach Einschätzung Banken und Brokern stabilisieren. Die Furcht vor einer Ausweitung der Schuldenkrise und die drohenden Auswirkungen einer neuen Aschewolke aus Island hatten den Leitindex zum Wochenauftakt schwer belastet.
Auch die Wall Street war nach Börsenschluss in Europa tief im Minus geblieben. Der Dow-Jones-Index schloss 1,1 Prozent tiefer, der S&P-500 gab 1,2 Prozent und der Nasdaq-Composite 1,6 Prozent nach. Die Märkte in Asien präsentierten sich uneinheitlich: Der Nikkei-Index legte 0,2 Prozent zu, der Shanghai-Composite verlor 0,4 Prozent.
Am Morgen lenkte eine Aussage von EU-Kommissar Michel Barnier die Aufmerksamkeit der Anleger in den europäischen Finanzsektor: Im Streit um verschärfte Eigenkapitalvorschriften für Banken erwägt Barnier eigenen Angaben zufolge Übergangsfristen für Europas Banken. Der Franzose will die Finanzdienstleister durch die Umsetzung des unter "Basel III" bekannten strikteren Regelwerks nicht übermäßig belasten. "Wir müssen Basel respektieren und zugleich sicherstellen, dass sich Europas Wirtschaft stets finanzieren kann", sagte Barnier der "Welt".
Die Aktien der Commerzbank werden an diesem Dienstag ohne die separat gehandelten Bezugsrechte für die Kapitalerhöhung notiert. Der Preisabschlag für die neuen Papiere beläuft sich auf 30 Prozent. Am Montag hatten die bestehenden Commerzbank-Titel 5,3 Prozent auf 3,74 Euro nachgegeben.
Im ersten Quartal 2011 wuchs die deutsche Wirtschaft mit anhaltendem Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im Vergleich zum Vorquartal real, also kalender- und saisonbereinigt - um 1,5 Prozent zu. Die Statistiker bestätigten damit im Rahmen der zweiten Veröffentlichungen ihre vorläufige Berechnung und erfüllten damit die Erwartungen am Markt. Mit diesem Wachstum haben die deutsche Wirtschaft bereits wieder das Vorkrisenniveau von Anfang 2008 übertroffen, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Abgesehen davon dürften die Anleger auf der Konjunkturseite vor allem den Ifo-Index in den Blick nehmen, der am Vormittag (10.00 Uhr) veröffentlicht wird. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts dürfte im Mai Experten zufolge das dritte Mal in Folge sinken. Volkswirte rechnen mit einem Rückgang des wichtigsten Frühindikators für die deutsche Wirtschaft auf 113,7 von revidiert 114,2 Punkten im Vormonat.
Zu Wochenbeginn hatten kritische Analysteneinschätzungen zur Schuldenkrise in Europa den deutschen Aktienmarkt deutlich ins Minus gedrückt. Der Dax war am Montag 2,00 Prozent tiefer bei 7121,52 Punkten aus dem Handel gegangen. Damit notierte der Leitindex auf dem tiefsten Stand seit etwa einem Monat. Für den MDax ging es um 1,93 Prozent auf 10.570,39 Punkte nach unten. Der TecDax sank um 1,92 Prozent auf 899,13 Punkte.
Nach herben Kursverlusten an zwei Handelstagen in Folge dürften Europas Börsen leicht erholt in den Dienstag starten. "Nachdem die Griechen weitere Sparmaßnahmen und ein beschleunigtes Privatisierungsprogramm beschlossen haben, brennt das Thema der Staatsschuldenproblematik im Euroraum nicht mehr ganz so stark auf den Nägeln", meinte ein Börsianer am Morgen. Positiv sei auch, dass Italien sein Sparpaket im Volumen von 35 Mrd. bis 40 Mrd. Euro schon im Juni und nicht erst im September vorstellen wolle.
Auch die Vorgaben von den asiatischen Aktienmärkten, wo viele Indizes im späten Geschäft leicht ins Plus drehen, sprachen für Kursgewinne zum Handelsauftakt. Selbst viele als Gradmesser für den Wagemut der Anleger geltende Rohstoffpreise zogen an, darüber hinaus macht der Euro wieder etwas Boden zum Dollar gut.
Angesichts der weiter schwelenden Schuldenkrise im gemeinsamen Währungsgebiet dürfte darüber hinaus die Auktion spanischer Staatsanleihen im Fokus stehen. Dabei wollen die Spanier 1,5 Mrd. bis 2,5 Mrd. Euro an Papieren mit Laufzeiten von drei und sechs Monaten unter die Anleger bringen. Beobachter erwarten eine ordentliche Nachfrage bei leicht höheren Renditen.
Am Nachmittag stehen aus den USA noch die Neubauverkäufe für den Monat April auf dem Programm. Hier lautet der Ökonomenkonsens auf einen verglichen mit dem Vormonat unveränderten Stand. Am Abend steht dann noch das Ergebnis der Überprüfung der Zusammensetzung des Stoxx-600-Index an.
Die Notierungen am deutschen Rentenmarkt sind am Dienstag uneinheitlich in den Handel gestartet. Im Blick steht neben der schwelenden Schuldenkrise in der Eurozone die Bekanntgabe des Ifo-Geschäftsklimaindex im Verlauf des Vormittags. Der Juni-Kontrakt des Bund-Futures verlor im frühen Handel 2 Ticks auf 125,1 Prozent. Das Tageshoch lag bislang bei 125,17 Prozent und das Tagestief bei 125,07 Prozent. Der BOBL-Futures gewann 2 Ticks auf 116,56 Prozent.
Neben dem fundamentalen Umfeld spricht auch das technische Bild für einen Anstieg des Futures, kommentierten Analysten der Helaba. Zwar könne es innerhalb des intakten Aufwärtstrendkanals zu einer kurzzeitigen Verschnaufpause kommen, einem späteren Anstieg bis zum derzeitigen Jahreshoch bei 126,52 Prozent scheine aber nichts im Wege zu stehen.
Quelle: ntv.de, DJ/rts