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"Schlussklappe" endlich im Kino Am Ende laufen alle allen hinterher

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Robert findet keinen Schlaf - das liegt aber nicht nur an Ingo.

Robert findet keinen Schlaf - das liegt aber nicht nur an Ingo.

(Foto: Schlussklappe)

Dass es gar nicht so einfach ist, einen Spielfilm zu drehen, thematisiert der junge Filmemacher Niclas Mehne. Sein Streifen "Schlussklappe" kommt nun ins Kino - wie lang der Weg dorthin war, erzählt er ntv.de offen und so, dass man glatt einen Film darüber drehen könnte. Ah, gibt's schon, stimmt.

In "Schlussklappe" wird das Publikum mitgenommen, hinter die Kulissen eines Filmfestivals zu schauen. Was treiben die Filmschaffenden eigentlich zwischen den Screenings? Welche Ziele verfolgen sie und welche Träume sind damit verbunden? Die Idee dazu, eine Geschichte zu drehen, die auf einem Festival spielt, kam Niclas Mehne also passenderweise während des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis (MOP), als er 2018 selbst dort war. "Das MOP war der ideale Schauplatz", erinnert er sich im Gespräch mit ntv.de. Dort gibt es jedes Jahr gute Gelegenheiten, Aufmerksamkeit zu bekommen und Kontakte zur Filmbranche knüpfen zu können. "Diese Welt neben den eigentlichen Filmvorführungen sieht das Publikum in der Regel ja nicht, und diese Welt wollte ich in 'Schlussklappe' darstellen", so Mehne.

Ein eingeschworenes Team.

Ein eingeschworenes Team.

(Foto: Schlussklappe)

2019 war dann der 40. Jahrestag des Festivals - Mehne hatte sich in den Kopf gesetzt, genau dann in Saarbrücken zu drehen. "Das war sehr ambitioniert, da wir innerhalb eines Jahres ein Drehbuch entwickeln und Filmförderung einreichen mussten", sagt Mehne, "diese kurze Entwicklungsphase hat viele ProduzentInnen abgeschreckt, die generell Interesse an der Thematik hatten." Andreas Berg, der auch als Schauspieler in "Schlussklappe" agiert, hat schließlich die Produktion übernommen, weil er an das Drehbuch geglaubt hat. Und war Mehne eine große Hilfe, um die Verdeutlichung verschiedener Machtpositionen innerhalb unterschiedlicher Filmgewerke im Kern des Networking-Prozesses herauszuarbeiten.

Corona-Edition

Wenn man junger Filmemacher ist, sollte man wahrscheinlich reiche Großeltern haben oder einen Nebenjob, oder? Niclas Mehne lacht: "Ja, da wir keine Förderung erhalten haben, hat zunächst Andreas den Drehzeitraum während des Festivals finanziert und ich bin im Nachhinein auch als Produzent eingestiegen, um Finanzierungslücken zur Fertigstellung zu schließen. Zusätzliches Geld haben wir dann von der Sparkasse Neunkirchen und von UnterstützerInnen eines Crowdfunding erhalten. Ohne die Unterstützung des gesamten Teams wäre der Film nicht realisierbar gewesen", schwärmt Mehne. Gedreht wurde von Januar 2019 bis Sommer 2021 in Saarbrücken, Berlin und Umland in mehreren Drehblöcken. Das hatte nicht nur finanzielle Gründe - primär machte die Pandemie der Produktion einen Strich durch die Rechnung. Anfang 2022 feierte der Film schließlich in einer besonderen "Corona-Edition" beim MOP-Festival vor reduziertem Publikum seine Premiere.

"Dass der Film jetzt erst ins Kino kommt, hat zwei Gründe", erklärt Mehne. "Einmal wollten wir bewusst noch auf einigen Filmfestivals laufen, und wenn der Film schon im Kino ausgewertet wurde, nehmen Filmfestivals den Film nicht mehr in ihr Programm auf." Somit lief der Film die letzten zwei Jahre auf nationalen und internationalen Filmfestivals. "Bestimmt hätten wir alle Festivaleinreichungen auf ein Jahr konzentrieren können, was ich im Nachhinein gerne gemacht hätte, aber so war es auch ok. Und wir haben letztes Jahr noch einmal zwei Preise gewonnen", freut sich Mehne.

"Der zweite Grund war, dass wir keinen Verleih hatten. Es gibt ja viele Filme, die erfolgreich auf Festivals laufen und danach verschwinden, da sie keinen Verleih finden." Auch Mehne und sein Team hatten letztes Jahr verschiedene Gespräche mit Verleihern, sie sind nun bei Sodawasser Pictures in guten Händen und hoffen, dass ein Publikum abseits der Filmfestivals den Streifen - ab 21. März im Kino - sehen kann.

Rebecca hat es nicht leicht - aber ihren Traum aufgeben will sie auf keinen Fall.

Rebecca hat es nicht leicht - aber ihren Traum aufgeben will sie auf keinen Fall.

(Foto: Schlussklappe)

"In dem Film stecken viele meiner Erfahrungen aus dem Business, aber auch private," verrät Mehne. Und da er die anfangs erwähnten reichen Großeltern, die seinen Film finanzieren, nicht hat, hat er nach seinem Regiestudium, genauso wie die Protagonistin, Filmemacherin "Rebecca", noch ein Lehramtsstudium begonnen. "Der Grund, warum Rebecca zusätzlich Lehramt studiert, war weniger, mein Leben zu verfilmen, sondern mehr, weil ich ein Sinnbild für einen 'sicheren' Beruf brauchte. Und das ist in meinen Augen der LehrerInnenberuf. Außerdem wusste ich, wie das Studium abläuft und musste nicht groß recherchieren", erzählt er lachend. "Somit gibt es kleine Parallelen zwischen Rebecca und mir, wobei ich nie den 'Master of Education' gemacht habe."

Mehr Komödie!

Aber die Sätze, die Rebecca im Film von Produzenten und Redakteuren hört, die kennt er zur Genüge: "Ich ruf' dich an", "Lass uns nachher sprechen." Generell hat Mehne aber auch viele Erfahrungen von Personen aus anderen Gewerken der Filmbranche thematisiert. "Das war mir wichtig, da es zwischen den Gewerken unterschiedliche Ziele auf einem Filmfestival gibt. SchauspielerInnen sind sicher interessierter, Casting-Agenturen kennenzulernen, während ich auf der Suche nach RedakteurInnen vom Fernsehen bin." Aus der Außenperspektive ist es, wie "Kerzen von Herzen"-Protagonist Andie im Film sagt, vielleicht so: "Am Ende laufen alle allen hinterher".

Niclas Mehne

Niclas Mehne

(Foto: Sarah Brocke)

Zwischen der Festivalpremiere 2022 und der Kinopremiere 2024 war Mehne natürlich nicht untätig, er hat seinen Master in "Inszenierung der Künste & Medien" abgeschlossen und einen Dokumentarfilm gedreht. "Ich wäre nicht abgeneigt, einige Episoden für eine Fernsehserie zu realisieren. Gerne im komödiantischen Bereich. Auch, weil ich im Kino direkt eine Rückmeldung in Form von 'Lachern' oder 'Stille' bekomme."

Er wünscht sich mehr Diversität im Film, gibt aber gleichzeitig zu: "Ich muss mir echt an die eigene Nase fassen, da beim Castingprozess von 'Schlussklappe' Diversität keine Rolle gespielt hat. Das war keine bewusste Entscheidung, aber ich denke, genau da liegt das Problem."

Quelle: ntv.de

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