"Ich liebe mein Land" Anna Netrebko schwurbelt über "Russophobie"
02.06.2022, 21:24 Uhr
Wird seit Jahren auch im Westen gefeiert, redet aber von "Russophobie": Anna Netrebko.
(Foto: picture alliance/dpa/CTK)
Wegen ihrer Nähe zum Kreml verliert die russische Operndiva Anna Netrebko zahlreiche Engagements im Westen. Vorsichtig geht sie daraufhin auf Distanz zum Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nun versucht sie, sich abermals zu erklären - auch mit Propaganda-Floskeln.
Die russische Operndiva Anna Netrebko bekennt sich trotz des russischen Kriegs gegen die Ukraine zu ihrem Heimatland. "Ich liebe mein Land, meine Kultur, die Menschen. Ich finde es nicht richtig, was dort jetzt gerade passiert, aber ich bleibe eine Russin", sagt die 50-jährige Sängerin in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Zugleich bestreitet sie erneut eine ihr nachgesagte Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Auch vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine distanziert sie sich. "Ich bin natürlich gegen diese schreckliche Gewalt", sagt sie. "Ich kenne viele Schicksale, Menschen, die bombardiert wurden, Menschen, die flüchten mussten, alles. Darüber sprechen wir viel miteinander, denn es bewegt mich zutiefst. Aber ich kann nichts an dieser Situation ändern."
Die unter anderem in Wien lebende Netrebko war wegen ihrer zunächst zögerlichen Haltung zum Krieg und einer angeblichen Nähe zu Putin in die Kritik geraten. Mehrere Opernhäuser hatten Auftritte von ihr abgesagt. Die Sopranistin beteuert in dem Interview, sie habe den russischen Präsidenten nur "ein paar Mal" persönlich getroffen.
Kein Bekenntnis zu Putin?
Auch zu einem umstrittenen Konzert zu ihrem 50. Geburtstag im vergangenen Jahr im Kreml äußert sich Netrebko. Dies sei "ganz und gar nicht" ein Bekenntnis zu Putin gewesen. Es habe sich vielmehr um "ein ganz normales Konzert" gehandelt, für das Eintrittskarten verkauft worden seien. "Ein unabhängiger Veranstalter hat alles organisiert, nicht der Kreml."
Netrebko hatte nach Kriegsbeginn eine mehrmonatige Pause eingelegt. Kürzlich kehrte sie auf die Bühne zurück und wurde bei Auftritten in Monaco und Paris gefeiert. In diesem Sommer will sie zusammen mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov für Konzerte unter anderem nach Regensburg, in die Kölner Philharmonie und die Hamburger Elbphilharmonie kommen.
Dann jedoch greift Netrebko im "Zeit"-Interview anscheinend unreflektiert auf eine Propaganda-Floskel des Kremls zurück. "Ich sehe meine Aufgabe darin, gegen jegliche Russophobie anzukämpfen, indem ich auf der Bühne auftrete und singe, auch russisches Repertoire, was jetzt manchmal unerwünscht ist", sagt sie. Kritik an seinem Krieg gegen die Ukraine und seiner aggressiven Politik brandmarkt der Machtapparat um Putin in jüngster Zeit immer wieder als "Russophobie" und suggeriert damit, es gebe eine grundsätzliche Russlandfeindlichkeit.
Mit Blick auf Auftritte in ihrer Heimat erklärt Netrebko, derzeit habe sie keine Pläne, in Russland zu singen, "weil ich denke, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist. Aber um es klar zu sagen: Ich liebe es, in meinem Land aufzutreten, und ich freue mich darauf, wieder dort zu singen, sobald die Umstände es erlauben."
Quelle: ntv.de, vpr/dpa