DSDS - Die zweite MottoshowAus Alt mach Neu
Eine Woche vor dem Halbfinale buddeln die DSDS-Kandidaten im "Retro"-Song-Archiv. Aber nicht jeder kann angestaubten Dur-meets-Moll-Evergreens zu neuem Glanz verhelfen.
Miley Cyrus macht Platz für Dolly Parton, Marshmello überreicht dem Boss das Mikrofon und Taylor Swift räumt die Bühne für die Spice Girls: Nach dem großen "Chartbreaker"-Schaulaufen geht es für die acht übriggebliebenen DSDS-Kandidaten in dieser Woche um die in Musik gegossene Adelung der Pop- und Rock-Antike.
Jonas im Take-That-Rausch
Kaum ist der mühsam auf die Bühne geschobene "Back to the Future"-DeLorean wieder im Backstageschatten verschwunden, drückt Mini-Mario-Götze Jonas auch schon kräftig auf die Vintage-Tube. "Relight My Fire" heißt das Motto, und der ganze Saal tanzt mit. Im Take-That-Rausch, und mit satten Eurodance-Beats im Schlepptau, gibt der 18-jährige Schüler alles. Die Menge tobt, und auch die Jury ist begeistert. Einzig Chef-Querulant Dieter Bohlen findet ein Haar in der Karaoke-Pop-Suppe: "Flipp noch ein bisschen mehr aus", fordert der Pop-Titan. Es sollt nicht der letzte bohlensche Seitenhieb des Abends gewesen sein.
Keine fünf Minuten später haut der Dieter erneut auf den Tisch. Für ihre Dolly-Parton-Performance ("Jolene") hätte sich Clarissa statt in ein schwarzes Designer-Kleidchen lieber in enge Denim-Jeans zwängen sollen, so das DSDS-Oberhaupt. Auch das zwischenzeitliche Abdriften in rotzige Rock-Sphären sorgt für zusammengezogene Augenbrauen hinter dem Jury-Tresen.
"Das war krumm und schief"
Als dann kurz darauf auch noch Sympathikus und Schieftröte Momo vor die Kameras tritt und mit einer Aus-der-Tonhölle-Version des Kool-And-The-Gang-Gassenhauer "Fresh" um die Ecke kommt, zieht es Dieter Bohlen endgültig die Schuhe aus. "Das war einfach nur … äh, krumm und schief", lautet das Urteil von höchster Stelle.
Ja, doll war es wirklich nicht, was der Momo da wieder verzapft hat. Aber: Schwamm drüber. Wenn wir eines während der aktuellen DSDS-Staffel gelernt haben, dann das: Nach Momo geht es stets bergauf! Und so ist es auch diesmal. Im funkelnden Glitzer-Fummel und mit halbnackten Strip-Tänzern an ihrer Seite sorgt "Weather Girlie" Alicia ("It’s Raining Men") wieder für grinsende Gesichter in den Jury-Sesseln.
Auch Dramaprinz Taylor trifft mit seiner Herzschmerz-Version des Westernhagen-Klassikers "Freiheit" voll ins Schwarze. In zwei Metern Höhe an einem weißen Piano sitzend, schießt der Kieler mal wieder den Pathos-Vogel ab. Da klimpert sogar Pop-Pumper Pietro Lombardi ganz zärtlich mit den Äuglein. Supi. Ganz, ganz toll.
Joana poppt über die Bühne
Fernab von Taylors Zartschmelz-Sphären, aber nicht minder beeindruckend präsentieren sich Joana als wild umher hüpfendes Spice-Girl-Küken ("Wannabe") und Davin im Rock-goes-Großraumdisco-Modus ("Summer of 69"). Dieter ist schwer begeistert. Die Balladen-Queen kann auch problemlos über die Bühne poppen. Und Schönling Davin kann auch mal Zähne zeigen. Sehr schön. Bitte mehr davon.
Kurz vor Sendeschluss steht nur noch die Frage aus: Wie geil performt Straßenmusikant Nick diesmal? Um kurz vor halb zwölf sind sich alle einig: Noch geiler als letzte Woche. Dieters Geht-nicht-gibt’s-nicht-Entdeckung kann sich sogar mit dem Boss messen - und das, ohne am Ende auf Knien um Vergebung betteln zu müssen ("Dancing In The Dark"). Der Kerl ist einfach Musik pur - ganz im Gegensatz zu Menderes-Klon Momo und Uffta-Pop-Fanboy Jonas. Für die beiden Klangbuben ist die DSDS-Reise eine Woche vor dem Halbfinale zu Ende.