Kollegin Gause: "Ära zu Ende" Claus Kleber verabschiedet sich vom "heute-journal"
30.12.2021, 22:42 Uhr
Nach 18 Jahren und 2977 Sendungen des "heute journals" im ZDF ist für News-Anchor Claus Kleber heute Abend Schluss.
(Foto: picture alliance/dpa/ZDF)
Nach 2977 Sendungen des "heute-journals" im ZDF ist Schluss für News-Anchor Claus Kleber. In seiner letzten Sendung geht es um die Pandemie, ein Interview mit Virologe Drosten und einen Jahresrückblick. Kleber beendet die Sendung mit einem Plädoyer für guten Journalismus und einem legendären Zitat.
"So, mehr wird's nicht. 2977 Mal, heute zum letzten", so beginnt Claus Kleber sein letztes "heute-journal". Er verhaspelt sich anfangs, stockt hier und da. Erster Bericht: Omikron in Südafrika, er macht Hoffnung für andere Länder. Im Anschluss interviewt Kleber den Virologen Christian Drosten über die Perspektive hinsichtlich der Corona-Pandemie im kommenden Jahr. Auch hier schwingt vorsichtiger Optimismus mit. Dann blickt das "heute-journal" zurück, "eher emotional als informativ", wie Kleber betont. Alles Wichtige ist dabei: Pandemie, Flutkatastrophe, das Gezerre um den Kanzlerkandidaten der Union, der Sturm aufs Kapitol, Merkels Abschied und die neue Bundesregierung.
"Es ist gewählt, jetzt geht es nur noch darum, etwas Vernünftiges damit anzufangen. Guten Abend" - so lauteten Claus Klebers erste Worte bei seiner Erstmoderation des "heute-journals" am 3. März 2003. Erstes Thema waren seinerzeit die großen Verluste der SPD bei den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen und die großen Zugewinne der CDU. Schon damals glänzt Kleber mit nonchalant vorgetragenen Sprichwörtern ("Hüte dich vor deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen") und viel Mienenspiel - das sollte bis zum Schluss so bleiben.
Am heutigen Abend ist nun Schluss. Kleber bekundete vorab via Twitter, dass er diese krumme Zahl "eigentlich ganz schön" finde. Tags zuvor hatte der österreichische News-Anchor Armin Wolf ihn in einem großen Beitrag im "Tagesspiegel" geehrt und geschrieben, dass es mit der 3000. Sendung leider nicht mehr klappe. Aber das kümmert Kleber, der die Sendung 18 Jahre lang prägte, ihr ein Gesicht gab, offenbar wenig. Er schreibt auf Twitter an Wolf gerichtet: "So ein öffentlicher Rückzug ist ein bisschen, als dürfte man seiner eigenen Beisetzung lauschen: (fast) Alle wollen das Schöne betonen. Da sieht/liest man mal, was man in der Kiste verpasst".
"Seltsame Stimmung" im Studio
Und ehemalige Kollegen und Weggefährten tun genau das zum Abschied, sie betonen das Schöne, das Positive an Claus Kleber. News-Anchor und Kleber-Nachfolger Christian Sievers etwa spricht von der unbändigen Neugier auf die Welt, die Kleber stets ausgezeichnet habe. Er dankt ihm für sein Vertrauen, seine Offenheit und seinen Rat sowie dafür, dass er ein echter Freund ist. Die stellvertretende ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten lobt Klebers Zuverlässigkeit und seine Glaubwürdigkeit und die Tatsache, dass er "auch in aufwühlenden Nachrichtenzeiten Sicherheit und Orientierung geboten" habe. Wulf Schmiese, Redaktionsleiter des "heute-journals" spricht von einer "seltsamen Stimmung", die herrschen würde, stellt aber klar, dass "routiniert konferiert" und der Abschied quasi ignoriert worden wäre.
Und Gundula Gause? Die Nachrichtensprecherin an Klebers Seite, die sogar noch zehn Jahre vor ihm in der Sendung begann, widmet ihm online vorab einen langen Dankesbeitrag, der eher professionell und weniger persönlich daher kommt. Sie erinnert an Wolf von Lojewski, der vor Kleber knapp elf Jahre lang das "heute-journal" allabendlich in Millionen Haushalte brachte und große Fußstapfen hinterließ. Sie berichtet von einem ersten "Beschnuppern" mit Kleber in einer Mainzer Traditionskneipe, preist seinen hohen Qualitätsanspruch, sein Engagement und seinen Biss. Den habe er besonders gezeigt, wenn in Interviews Menschen seinen Fragen auswichen, so Gause. Zum Schluss schreibt sie, dass sie "in einem guten Team" ein "gutes Team" waren und wird am Ende doch noch ein bisschen persönlich: "Danke, lieber Claus - die TV-Frau an deiner Seite."
In der Sendung bedankt sich Gause dann im Namen der gesamten Redaktion. "Wir werden dich vermissen, ich ganz besonders. Du gehst, damit geht eine Ära zu Ende." In einem Video werden wichtige Gesprächspartner Klebers aus den vergangenen 18 Jahren gezeigt, musikalisch untermalt von The Verves melancholischer Hymne "Bitter Sweet Symphony". Die letzten Sendeminuten nutzt Kleber dann zu einem Plädoyer - für die Arbeit guter Journalisten, "furchtlos, ohne Quotendruck, abgeschirmt von politischen Strippenziehern", aber auch dafür, sich auch künftig das Vertrauen der Zuschauer hart zu erarbeiten. Er beschließt die Sendung mit den legendären Worten von US-News-Anchor Ed Murrow: "Good night and good luck".
Quelle: ntv.de