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"Wer jetzt allein ist"Der Dresdner "Tatort" im Schnellcheck

21.05.2018, 21:47 Uhr
imageVon Ingo Scheel
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Die Ermittlerinnen Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) befragen Thomas Frank (Bernd-Christian Althoff), Geschäftsführer von "Love Tender" (v.l.) (Foto: Wiedemann & Berg/MDR/Daniela Incoronato/dpa)

Karin Gorniak steigt in den Sündenpool, Hennie Sieland geht es auch fast an den Kragen. Der letzte gemeinsame Fall ist ein schönes Abschiedsgeschenk für Alwara Höfels. Mehr davon in der Vergangenheit - und Sieland wäre womöglich immer noch im Dienst.

Das Szenario

Als Doro Meisner (Svenja Jung) den Nachtclub verlässt, hat sie das Gefühl, verfolgt zu werden. Hilfesuchend telefoniert sie mit ihrer besten Freund, schafft es auch bis in ihr Auto - dort aber lauert ihr Mörder und stranguliert sie auf brutalste Weise. Die Tat, so finden Kommissarin Hennie Sieland (Alwara Höfels) und Kollegin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) schließlich heraus, könnte von einem der "Vogeljäger" begangen worden sein. Unter dem Pseudonym "Birdy" war die Ermordete beim Onlinedating-Portal "Love Tender" eingetragen und hatte dort reihenweise Typen Hörner aufgesetzt. Die wiederum hatten sich im Forum der Seite kurzgeschlossen, erfüllt von Rachegelüsten gegenüber dem losen Vögelchen, da die nicht nur Herzen gebrochen, sondern auch jede Menge Kohle abgezockt haben soll.

Die eigentliche Botschaft

Mit der Message nimmt es dieser Fall nicht so ernst - und das ist auch ganz gut so. Zu naheliegend wäre es gewesen, den Mord an der jungen Frau zu einem moralischen Zeigefinger-Stück um die Risiken des Online-Datings zu konstruieren. Stattdessen wird die Liebes-Plattform hier lediglich zum Plot-Vehikel - auch wenn die beiden konträren Charaktere, hier mit Andreas Koch (Daniel Donskoy) der geheimnisvolle Galan, dort mit Petrick Wenzel (Aleksandar Jovanovic) der gebückte Sonderling aus dem Kosmos eines Heinz Strunk, arg plakativ daherkommen.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Wahrscheinlich - wenn man sich denn traut - über die eigenen Erfahrungen im Kosmos des Online-Datings. Allein in Deutschland nutzten im Jahre 2017 über 8 Millionen Menschen diesen Weg der Flirtanbahnung - da gäbe es sicher einiges zu erzählen, im Guten wie im Schlechten.

Der Plausibilitätsfaktor

Dass sich hinter Fake-Profilen Stalker und andere komische Gestalten verbergen, ist nicht neu, ebensowenig, dass mit falschen Identitäten Verbrechen begangen werden. Den faktenbasierten Doku-Krimi gönnt man sich in Dresden dennoch nicht, vielmehr hatte man hier unübersehbar Spaß dran, die Gegensätze "prickelnder Poolsex" und "Wohnzimmer-Mief" miteinander zu kombinieren.

Die Bewertung

7 von 10 Punkten. Ein "Tatort", der den erhobenen Zeigefinger in der Manteltasche lässt, stattdessen seine Protagonistinnen nochmal ordentlich auf die Planke schickt. Tschüss, Hennie Sieland.

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