Unterhaltung

Mörderhatz in Echtzeit Der Luzerner "Tatort" im Schnellcheck

Im Abendkleid auf Mörderjagd: Kommissarin Ritschard (Delia Mayer).

Im Abendkleid auf Mörderjagd: Kommissarin Ritschard (Delia Mayer).

(Foto: ARD Degeto/SRF/Hugofilm)

90 Minuten Film ohne einen einzigen Schnitt: Die sonst so biederen Schweizer wagen ein Experiment und belohnen sich selbst und die Zuschauer mit dem besten Luzerner "Tatort", den es jemals gab - besser kann man kaum aus der Sommerpause kommen.

Das Szenario

Hat eine dunkle Vergangenheit: Walter Loving (Hans Hollmann)

Hat eine dunkle Vergangenheit: Walter Loving (Hans Hollmann)

(Foto: ARD Degeto/SRF/Hugofilm)

Der schwerreiche Unternehmer und Mäzen Walter Loving (Hans Hollmann) hat das Jewish Chamber Orchestra für ein Benefizkonzert ins Luzerner Konzerthaus geladen. Gespielt werden sollen ausschließlich Werke von Komponisten, die während des Zweiten Weltkriegs in Konzentrationslagern ermordet wurden - nicht ohne Grund, schließlich half Loving während des Krieges Juden bei der Flucht aus Nazideutschland. Doch so blütenweiß wie der Anzug des alternden Milliardärs scheint dessen Weste in den 40ern nicht gewesen zu sein: Zwei Musiker des Orchesters planen, Loving während des Konzerts mit seiner Vergangenheit zu konfrontieren.

Aber nicht nur das Vorhaben der beiden Geschwister, sondern auch deren Leben scheinen in Gefahr: Gleich beim ersten Stück wankt Klarinettist Vincent (Patrick Elias) vergiftet aus dem Saal, seine Schwester Miriam (Teresa Harder) bekommt eine telefonische Morddrohung. Für die Kommissare Ritschard (Delia Mayer) und Flückiger (Stefan Gubser) beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Das Konzert soll gegen jede Vernunft weiterlaufen, während irgendwo im Konzerthaus ein potenzieller Mörder frei herumläuft.

Die eigentliche Botschaft

Auch vermeintliche Wohltäter sind irgendwie an ihre ersten Millionen gekommen. Vielleicht sollte man öfter mal die Frage stellen: Wie?

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Die Kamera ist der eigentliche Star in "Die Musik stirbt zuletzt": 90 volle Minuten ohne einen einzigen Schnitt, das hat man so zuletzt im großartigen "Victoria" gesehen. Der neue Schweizer "Tatort" muss sich vor dem preisgekrönten Vorbild indes nicht verstecken, Kameramann Filip Zumbrunn macht einen großartigen Job und versetzt die Zuschauer vor lauter schwindelerregender Kamerafahrten in eine regelrechte Trance.

Der Plausibilitätsfaktor

Sehr hoch, sowohl technisch als auch inhaltlich. Wer einen ganzen Film in eine einzige Szene packt, hat kaum Möglichkeiten zu tricksen. Und Fluchthelfer, die in die eigene Tasche gewirtschaftet und die ihnen Anvertrauten sehenden Auges in den Tod geschickt haben, sind eines der vielen dunklen Themen des Zweiten Weltkriegs, die immer noch nicht vollständig aufgearbeitet sind.

Die Bewertung

9 von 10 Punkten. Einen besseren Auftakt der "Tatort"-Saison hätte man sich kaum wünschen können.

Quelle: ntv.de

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