Fränkischer Fremdenhass-"Tatort" Der Tod trägt Lederhose
14.04.2018, 17:30 Uhr 
		                      Kommissar Voss (Fabian Hinrichs) und Kollegin Ringelhahn (Dagmar Manzel) stellen einen Verdächtigen.
(Foto: BR/ Felix Cramer)
Zwei tote Libyer, ein Dorf voller Rechtsradikaler und ganz wenig Farbe: Der Frankenkrimi macht diesmal einen auf düster. Das hätte ziemlich gut werden können. Leider bleibt es beim Konjunktiv.
Wie beendet man eine Polizistenparty am schnellsten? Die Antwort: mit einem einzigen Anruf. Klingt wie ein gründlich misslungener Polizeiwitz, ist aber der Anfang des neuen Franken-"Tatorts" und gleichzeitig das ziemlich unbefriedigende Ende der Einweihungsfeier von Kommissar Voss (Fabian Hinrichs). Der ist nach zwei Jahren endgültig in Nürnberg angekommen - ein Attest, das man dem Frankenkrimi nur bedingt ausstellen kann.
Dabei fängt "Ich töte niemand" so vielversprechend an: Kameramann Felix Cramer hat Mittelfranken in einen düsteren Grauschleier getunkt und der sonst so hübschen Landschaft die Sättigung genommen. Genau die richtige Szenerie für den brutalen Mord, der für das vorzeitige Ende der Einweihungsfeier sorgt: Zwei Libyer wurden auf einem abgelegenen Gehöft "auf die widerwärtigste Art erschlagen, die man sich nur vorstellen kann", wie der Kriminaltechniker feststellt: "20 Schläge mit einem Eisenrohr, scheinbar mit wachsender Begeisterung." Die Zuschauer bekommen von den brutal geschundenen Körpern nichts zu sehen, und das ist auch gut so: Die Beschreibung sorgt schließlich schon für bildgewaltiges Kopfkino.
Storytelling mit dem Holzhammer
Regisseur Max Färberböck verzichtet in den ersten 30 Minuten ganz bewusst auf explizite Darstellungen und lässt die starken Dialoge für sich selbst sprechen: "Es ist so schön in deinen Armen, Frank, bleib doch hier", sagt die Frau eines Polizisten zu ihrem Mann. Die Beiden tanzen zu melancholischer Musik, während immer wieder die Bilder der Leichensäcke mit den toten Libyern gegengeschnitten werden. Dann geht Frank. Und stirbt.
Leider hält "Ich töte niemand" diese starke Erzählform nicht durch, ab dem Mittelteil gehen mit allen Beteiligten die Pferde durch: Der sonst so gelassene Voss kommuniziert quasi nur noch durch Wutanfälle, und auch sonst wird sehr viel geschrien. Das ist nicht nur anstrengend, sondern auch kontraproduktiv, weil es den liebevoll aufgebauten Spannungsbogen gründlich einreißt statt ihn zu stützen.
Auch bei der Story selbst wäre ein bisschen weniger mehr gewesen: Die Volte weg vom reinen Fremdenhass-"Tatort", hin zu einer Geschichte, die in einer fränkischen Gemeinde voller verkappter Rechtsradikaler endet, ist grundsätzlich spannend - wird aber leider nicht stringent genug auserzählt. Und dass der Strippenzieher im Hintergrund so frappierende Ähnlichkeit mit einem bekannten AfD-Politiker hat, ist Storytelling mit dem Holzhammer.
Teilweise unterirdische Nebendarsteller runden den Eindruck ab, dass hier deutlich mehr drin gewesen wäre. Immerhin lernen die Zuschauer am Ende mal wieder was Neues über Trachtenmode: "Wer is'n der Lausbub in der Lederhosn?" Na, der Mörder natürlich.
Quelle: ntv.de
 
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            