"Ich war immer die Ausnahme" Doris Dörrie, die Männer-Versteherin
26.05.2015, 06:26 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit "Männer" gelang Doris Dörrie 1985 der Durchbruch, heute kämpft sie für eine Frauenquote im Regie-Fach. Schicksalsschläge und Erfolge liegen in ihrer Karriere nah beieinander. Nun wird Deutschlands bekannteste Regisseurin 60.
Doris Dörrie, Deutschlands erfolgreichste Kino-Regisseurin, wird 60. Berühmt wurde sie durch den Kultfilm "Männer", viele weitere erfolgreiche Streifen wie "Bin ich schön?" oder "Glück" folgten. Zurzeit dreht sie "Grüße aus Fukushima", einen Film vor dem Hintergrund der großen Reaktorkatastrophe, der im März 2016 ins Kino kommen soll. Es ist nach ihrem Erfolg "Kirschblüten - Hanami" der zweite Film, den sie in Japan dreht.

Doris Dörrie ist mit Martin Moszkowicz, dem Chef von Constantin Film, liiert.
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"Ich habe das Gefühl, dass ich es als junge Frau sehr viel einfacher hatte, weil ich jung war, sehr oft Minirock trug und weil ich die Einzige war. Ich war so etwas wie der Unterhaltungsfaktor, ich war immer die Ausnahme", sagte sie im vergangenen Jahr bei der Veranstaltung "Die Stunde der Frauen" der Zeitschrift "Brigitte" in Hamburg. Auf der anderen Seite habe sie nach Jahrzehnten im Filmgeschäft festgestellt, dass sie im Kulturbetrieb nicht so ernst genommen werde: "Das ist eine sehr männliche Bastion."
Eben darum, weil sie als Frau im Regie-Fach eine Rarität ist, setzt sich Dörrie in der Initiative Pro Quote Regie gemeinsam mit 170 anderen Regisseurinnen für eine Frauenquote in der Filmförderung ein. Ihre Kritik: Unter 115 vom Deutschen Filmförderfonds (DFFF) im Jahr 2013 geförderten Projekten seien nur 13 von Regisseurinnen gewesen. "Es ist nicht schön, dass wir die Quote brauchen, aber es scheint so, dass wir sie brauchen."
Tod als zentrales Thema
Dörrie wurde in Hannover geboren und drehte 1983 mit "Mitten ins Herz" ihren ersten Kinofilm. Der Durchbruch gelang ihr 1985 mit der Komödie "Männer" mit Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht. Der Film brachte Dörrie nicht nur den deutschen Filmpreis ein, sondern lockte zudem über fünf Millionen Besucher in die Kinos. Viele weitere Auszeichnungen krönten im Laufe der Jahre ihre Karriere, darunter allein dreimal der Bayerische Filmpreis.
Karriere macht Dörrie jedoch nicht nur im Filmfach: Im Jahr 2000 erschien ihr erstes Buch "Was machen wir jetzt?", drei Jahre später folgte der mit dem Deutschen Bücherpreis ausgezeichnete Roman "Das blaue Kleid", der sich - wie so oft in Dörries Schaffen - mit dem Tod eines geliebten Menschen beschäftigt. Mit viel Fingerspitzengefühl macht die Künstlerin das Sterben zu einem zentralen Thema ihrer Filme und Bücher. So hatte Dörrie selbst einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften: 1996 starb ihr Ehemann, der Kameramann Helge Weindler, während der Dreharbeiten zu "Bin ich schön?" in Spanien. Ein Schock für Doris Dörrie und ihre damals sieben Jahre alte Tochter.
Heute ist Doris Dörrie Professorin an der Hochschule für Fernsehen und Film und mit dem Chef der Constantin Film, Martin Moszkowicz liiert. "Zuallererst ist Schreiben Handwerk. Üben. Weiterschreiben, sitzen bleiben", schreibt sie auf der Internetseite ihres Lehrstuhls für kreatives Schreiben. "Ob es dann Kunst ist, stellt sich viel später heraus. Das ist mein Hauptziel in der Arbeit mit den Studierenden: Schreiben als Handwerk aufzufassen und dadurch auch die Angst davor zu verlieren."
Quelle: ntv.de, kbe/dpa