Unterhaltung

Feierabend! Gottschalk wird eingestellt

Man sieht sich immer zweimal - oder so.

Man sieht sich immer zweimal - oder so.

(Foto: dapd)

Jetzt haben wir eine Weile dabei zugesehen, wie ein verdienter Held der deutschen Abendunterhaltung dahinsiecht. Lieber ein Ende mit Schrecken also als ein Schrecken ohne Ende? Man weiß es noch nicht, fest steht jedoch, dass alle sich nun endlich ein bisschen Zeit nehmen sollten, über die Zukunft nachzudenken.

Aus für Thomas Gottschalk: Das Erste stellt zum 7. Juni seine Sendung "Gottschalk live" ein, wie die ARD-Vorsitzende Monika Piehl mitteilte."Live" war es ja sowieso nicht mehr, und die Frage: "Hat er - und hat die ARD - sich einen Gefallen damit getan, den Show-Dinosaurier so schnell nach dem "Wetten, dass...?-Ende auf Sendung zu hetzen?" steht im Raum.

Erschöpft? Das ist ja wohl gar kein Ausdruck.

Erschöpft? Das ist ja wohl gar kein Ausdruck.

(Foto: dapd)

Nun haben sich die Intendanten des Senderverbunds verständigt. Grund für das Aus sei die geringe Publikumsresonanz (am Dienstag wollten ihn nur 1,04 Millionen Menschen sehen, was einer Einschaltquote von 4,3 Prozent entspricht). Die mit großen Erwartungen im Januar gestartete Sendung hatte das Ziel einer zweistelligen Einschaltquote deutlich verfehlt und meistens nur Quoten um fünf Prozent erreicht. Da machten auch die - ab und zu anwesenden - hochkarätigen Gäste und die sorgsam zusammen gestellte Redaktion den Kohl nicht mehr fett. Die Sendung bestand vor allem aus Monologen Gottschalks zu aktuellen Themen sowie Gesprächen mit Prominenten. Sie stand allerdings von Anfang an unter einem schlechten Stern: So waren viele Zuschauer von der ersten Sendung auch deshalb genervt, weil diese mit vielen Werbeblöcken unterbrochen wurde. Der Versuch, soziale Netzwerke wie Facebook mit einzubinden, scheiterte ebenfalls.

Piehl erklärte, sie finde es "schade, dass 'Gottschalk Live' beim Publikum nicht den Zuspruch gefunden hat, den wir diesem Format alle gewünscht haben". Es war ein Experiment, auf das sich Thomas Gottschalk mit seiner ganzen Persönlichkeit eingelassen hat. Sämtliche Änderungen wie der Umbau des (ohnehin neuen) Studios, ein anderes Sendekonzept und eine noch neuere Redaktionsleitung konnten an den schlechten Quoten nichts mehr ändern.

Endlich mal reisen, das ist doch auch was!

Endlich mal reisen, das ist doch auch was!

(Foto: dpa)

Nun solle "in aller Ruhe" über eine Zusammenarbeit in anderer Form nachgedacht werden. Hoffen wir mal, dass das ernst gemeint ist mit der Ruhe, denn die hat er sich - und die haben sich auch die Gebührenzahler - redlich verdient.

Risikoooooo!

Gottschalk selbst zeigte Verständnis: "Ich nehme diese Entscheidung der Intendanten mit Bedauern zur Kenntnis, habe aber volles Verständnis dafür. Es war uns von Anfang an klar, dass wir mit diesem Format ein Experiment gewagt haben, und ich war mir des Risikos zu jeder Zeit bewusst." Über das Schicksal eines Fernsehmoderators entscheide nun mal das Publikum. Er müsse zur Kenntnis nehmen, dass es ihm nicht gelungen sei, an diesem Programmplatz genügend Zuschauer zu begeistern. Trotzdem habe ihm diese Erfahrung großen Spaß gemacht, sagte der 61-Jährige.

Wer Thomas Gottschalk einmal erlebt hat, wie er außerhalb laufender Kameras agiert, der traute seinen Augen nicht: Schlagfertig, witzig, intelligent und überaus freundlich geht der Mann mit allem um, was sich ihm in den Weg stellt. Keine blöden Sprüche, kein Getue, ganz einfach nur der Thomas. Denn was sich ihm da in den Weg gestellt hat, das war eine Menge! Seien es Fans, die ein gemeinsames Foto wollten, seien es Chefs, die ihr Zugpferd nicht einfach so ziehen lassen wollten, oder sei es er selbst, der sich mit dem abrupten (aber völlig korrekten) Ende seiner Show nicht abfinden konnte, auch wenn er es selbst entschieden hat - jetzt ist die Zeit gekommen, die Füße hochzulegen, sich über das zu freuen, was gewesen ist, und die nötige Pause einzuhalten, die notwendig ist, um so etwas zu verarbeiten.

Mit Thea zur Typberatung

Wir gönnen dem Thommy seinen Erfolg und seine Beliebtheit und deswegen schmerzte es fast, ihm beim Scheitern zugucken zu müssen. Er wand sich im Scheinwerferlicht wie ein Anfänger - ohne Anfänger-Bonus jedoch, er stotterte wie ein Laie, und das, obwohl er ein Meister des Wortes ist. Jetzt also die Erlösung. Danke, Frau Piehl. Statt den vergangenen Zeiten hinterherzuweinen, kann sich Gottschalk nun also mal auf Dinge konzentrieren, die vorher vielleicht zu kurz gekommen sind: die Familie, die Freunde, das Resümieren, Sport, Kreuzfahrten, Weinverkostungen, spazieren gehen, was man eben so macht als Rentner.

Thomas Gottschalk ist ja auch Großvater, das heißt, es steht ausgedehnten Vorlese-Abenden mit ordentlich vielen Gummibärchen nichts mehr im Weg: Er kann endlich sein Handicap verbessern, er kann in Los Angeles die Freundschaften pflegen - wir denken da an Heidi Klum, die derzeit sicher einen väterlichen Freund gebrauchen kann - und er kann mit Thea zur Typberatung. Auf keinen Fall sollte er sich auf sofortige anschließende Gespräche einlassen, die ein ewiges Hintertürchen offenlassen. Jetzt erstmal durchatmen, möchte man ihm raten.

Aber wer sind wir, die ihm, dem TV-Urgestein, Ratschläge geben wollen? Schade, dass er den Abgang nicht konsequenter durchgehalten hat, damals, nach "Wetten, dass..?". Das hätte Würde gehabt. Und es ist auch nicht so, dass wir ihn nie wieder sehen wollen, aber alles - und jeder - hat seine Zeit. Wir stellen uns vor, wie er den Jahresrückblick - mit sich selbst in der Rubrik "Entertainment" -moderiert, wie er der erste Gast auf Markus Lanz' Show-Sofa bei "Wetten, dass..?" sein wird, wie er hier und da mal Ratschläge gibt und in Talkshows, als Gast wohlgemerkt, seinen durchaus scharfen Senf dazugibt.

Also gönnen wir ihm die Ruhe!! Das ist ganz aufrichtig und gut gemeint, und ja, wir wollen ihn wieder sehen. Aber hey, irgendwann ist es eben "Time to say Good bye" - und wenn wir schon mal dabei sind: Vielleicht finden die Herren und Damen Senderverantwortlichen in - nicht allzu naher Zukunft - ein Format, wo der Gottschalk, der Schmidt und der Bohlen gemeinsam untergebracht werden können. Betreutes Wohnen im TV, eine Art Alters-WG à la Walther Matthau und Jack Lemmon? Wir wollen mal nicht durchgehen mit den jungen Pferden, aber denkbar wär's schon. Und wie gesagt: Immer schön mit der Ruhe!

Quelle: ntv.de, mit dpa/AFP

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