Unterhaltung

Münster-"Tatort" im Kunstmilieu Ist das Kunst oder kann das weg?

Sieht sich selbst als großen Künstler: G.O.D. (Aleksandar Jovanovic)

Sieht sich selbst als großen Künstler: G.O.D. (Aleksandar Jovanovic)

(Foto: WDR/Wolfgang Ennenbach)

In Münster geht ein Konzeptmörder um, Schnösel-Pathologe Boerne wird zum verblendeten Meisterschüler, und die Klamaukmaschine läuft heiß wie eh und je: Nichts Neues in Münster also. Ein Zuschauerrekord ist trotzdem mal wieder drin.

Seit 15 Jahren kalauern sich Kommissar Thiel (Axel Prahl) und sein Haus- und Hofpathologe Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) nun schon durch Münster - und so langsam geht den beiden Klamauk-Ermittlern der Stoff aus. Sollte man meinen, aber solange Thiel und Boerne weiter an der 15-Millionen-Zuschauer-Marke kratzen, ist dem natürlich nicht so. Also läuft die Humormaschine heiter weiter und liefert zweimal jährlich berechenbare Gags vom Fließband und ausgelutschtes Krimi-Entertainment für die ganze Familie. Das wahre Opfer sind im neuesten Münsteraner "Tatort" folgerichtig auch nicht die Ermordeten, es ist die Kunst, die als übergreifendes Thema herhalten muss.

Finden eine als Clown-Skulptur hergerichtete Leiche: die Münsteraner Ermittler

Finden eine als Clown-Skulptur hergerichtete Leiche: die Münsteraner Ermittler

(Foto: WDR/Wolfgang Ennenbach)

Wer Münster kennt, weiß, dass in der Stadt überdurchschnittlich viele Skulpturen herumstehen. Das ist dem alle zehn Jahre stattfindenden "Skulptur-Projekte"-Festival geschuldet, dessen neueste Ausgabe bis Ende September lief und das Boerne und Thiel als Steilvorlage für ihren neuesten Fall diente: Im Film steht die Eröffnung ebenjenes Festivals kurz bevor, als ein Unbekannter beginnt, freigesprochene Kriminelle zu ermorden, einzubalsamieren und als Teil einer größeren Performance in der Stadt auszustellen. Ein Pädophiler wird zum Clown, ein Hassposter zum Friedensrichter und ein steuerhinterziehender Bio-Bauer zum Sparschwein.

Irrungen und Wirrungen

Weil das noch nicht hanebüchen genug ist, dient sich Boerne dem Hauptverdächtigen, einem Künstler mit dem bescheidenen Namen G.O.D. (Aleksandar Jovanovic), als Meisterschüler an. Dass das nicht gutgehen kann, erklärt sich von selbst - wer mit dem Drehmoment der Münsteraner "Tatorte" vertraut ist, wird den weiteren Verlauf der Handlung inklusive ihrer bemüht witzigen Irrungen und Wirrungen ab hier ziemlich genau voraussagen können.

Die Stoßrichtung von "Gott ist auch nur ein Mensch" ist klar: Hier soll der typische Bildungsbürgerkrimi persifliert werden, in dem Mörder teils aberwitzig komplizierte Fährten legen und wo hinter allem ein tieferer Sinn steckt, der nur von findigen Ermittlern mit philosophischer Tiefenbildung entdeckt werden kann. Der Münsteraner "Tatort" möchte diesen Krimis, in denen Morde zu morbiden Kunstwerken werden, den Spiegel vorhalten, scheitert aber einmal mehr an sich selbst - und an intensiv praktiziertem Humorlimbo: "Hat er ja mal wieder Schwein gehabt", heißt es an einer Stelle. "Ja, Bioschwein", lautet die Antwort. How low can you go?

Dazu kommt dann auch noch ein erstaunlich schlechter Cast, bei dem man sich tatsächlich fragt, ob das vielleicht ein Witz im Witz sein soll? Die Antwort muss allerdings "Nein" lauten, weil sich der WDR mit Aleksandar Jovanovic auch einen Schauspieler geangelt hat, der über eine beeindruckende Präsenz verfügt - und in diesem ansonsten so talentfrei besetzten "Tatort" völlig fehl am Platze wirkt. Klar, es wird auch diesmal Millionen von Zuschauern geben, die ihren Spaß mit der altbewährten Münster-Formel haben, ein besserer Film wird deshalb aber nicht aus "Gott ist auch nur ein Mensch". Wenn also am Ende des Streifens einer der (echten) Skulpturen-Künstler die vierte Wand durchbricht und die Zuschauer fragt, ob "das jetzt Kunst war", kann man eigentlich nur auf ganz klassische Art und Weise antworten: "Nein, das kann weg."

Quelle: ntv.de

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