Manager: Ein Gast sah es anders Leipziger Hotel ermittelt zu Ofarim-Vorfall
07.10.2021, 11:18 UhrNach Antisemitismus-Vorwürfen des Sängers Gil Ofarim will das Leipziger Hotel "The Westin" den Dingen auf den Grund gehen. Alle Gäste, die den Vorfall bezeugen könnten, sollen befragt werden, sagt der Geschäftsführer. Ein Gast habe sich bereits an die Hotelleitung gewandt - und die Aussagen Ofarims bestritten.
Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen die Mitarbeiter eines Leipziger Hotels will der Betrieb eigenständige Nachforschungen zu dem Vorfall um den Sänger Gil Ofarim anstellen. "Wir werden unverzüglich für Aufklärung sorgen", sagte Hotelmanager Andreas Hachmeister gegenüber RTL. Es würden alle Gäste interviewt, die an diesem Abend mit in der Lobby waren und die man "hoffentlich identifizieren" könne, so Hachmeister. Konkrete Ergebnisse soll es Anfang nächster Woche geben. Für die Dauer der Ermittlungen wurden zwei Mitarbeiter des "The Westin Leipzig" beurlaubt.
Wie der Manager der "Leipziger Volkszeitung" zudem sagte, habe sich ein Hotelgast bereits an die Hotelleitung gewandt. "Er hat uns gesagt, es stimme alles nicht, was in dem Video zu hören ist", sagte Hachmeister laut dem Bericht. Ofarim hatte in einem Video geschildert, dass ihn ein Hotel-Mitarbeiter aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Der Beschuldigte erstattete laut Polizei seinerseits Anzeige wegen Verleumdung. Auch er schilderte den Vorfall deutlich anders als der Künstler.
"Wir versuchen diesen Vorfall natürlich höchst professionell anzugehen", betonte der Hotelmanager gegenüber RTL. Man werde auch der Zusammenarbeit mit dem Management von Ofarim, der Polizei oder Staatsanwaltschaft sowie allen anderen beteiligten Partnern wie dem Zentralrat der Juden offen gegenüberstehen.
"Packen Sie Ihren Stern ein"
Ofarim hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Instagram-Video berichtet, beim Einchecken von Mitarbeitern nicht berücksichtigt worden zu sein. Er erzählte, wie er sich in eine Schlange eingereiht habe. Immer wieder seien Personen vorgezogen worden. Als er nach 15 Minuten an der Reihe gewesen sei, habe er gefragt, was das solle. Der Mitarbeiter habe geantwortet: "Um die Schlange zu entzerren", dabei habe Ofarim ja selbst darin gestanden. Daraufhin habe "irgendeiner aus der Ecke" gerufen, dass er seinen Davidstern, den er an einer Kette trug, einpacken solle. Auch der Hotel-Mitarbeiter habe gesagt: "Packen Sie Ihren Stern ein."
Der Davidstern ist eines der bekanntesten Symbole, die mit dem Judentum verbunden werden. Obwohl das Hexagramm als jüdisches Zeichen bereits im 7. Jahrhundert vor Christus vorkommt, schmückt der Davidstern erst seit dem Mittelalter Synagogen und seit 1948 die Flagge des Staates Israel. Während des Nationalsozialismus wurde der Davidstern den Juden als Stigma ("Judenstern") aufgezwungen.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) forderte nach dem Vorfall eine schärfere Ahndung judenfeindlicher Beleidigungen. "Antisemitismus darf nicht kleingeredet werden und sollte generell unter Strafe gestellt werden", sagte DIG-Präsident Uwe Becker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Der Strafbestand der Volksverhetzung greift oft nicht weit genug, um beispielsweise Beleidigungen strafrechtlich zu verfolgen."
Quelle: ntv.de, kst/dpa