"Geht um die nächste Generation" Leyla Piedayesh im 7. Himmel
02.07.2016, 15:47 Uhr
Leyla Piedayesh mit ihren Models (fast) im Himmel über Berlin.
(Foto: BrauerPhotos / Neugebauer fuer LALA Berlin)
Leyla Piedayesh - die Frau hinter Lala Berlin - zeigt in einer der spektakulärsten Locations Berlins ihre neue Spring 2017 Kollektion. Über den Dächern Berlins flanieren die Models durch das höchste Penthouse der Stadt und präsentieren die neue Kollektion. 200 Gäste waren eingeladen, darunter Jesper Munk, Pheline Roggan, Shermine Sharivar und Anita Tillmann. Mit n-tv.de sprach die Designerin über Stil, Engländer, Freundinnen und die Treue zu sich selbst.
n-tv.de: Leyla, wenn ich Sie so ansehe, auf den neuesten Fotos, dann seh' ich sehr viel Weiß. Der lala-Frühling 2017 wird dann also Weiß? Und was ist mit jetzt, mit diesem Jahr? Was ziehe ich noch an diesen Sommer?
Leyla Piedayesh: Eigentlich wird der Frühling 2017 eher knallig mit vielen kräftigen Farben wie zum Beispiel Feuerrot, Neoorange und einer ganzen Blaupalette. Der aktuelle Sommer ist viel Weiß, mit luftiger Broderie Anglaise dabei. Azurblau zieht sich durch die komplette Kollektion und unsere übergroßen, floralen Seidenprints sind genau das Richtige für einen schwülen Hochsommer.
Leo, orange, Schlaghose habe ich auf den Fashion-Scribbles bei Ihnen gesehen - lauern da schon wieder die 70er Jahre?
Die 70er waren jetzt nicht unbedingt eine Inspiration, wir haben uns hierbei eher generell auf klassische Prints wie Leo, Paisley und unseren Kufiya konzentriert. Neue Farbkombinationen wurden frisch erfunden und dazu gemischt.
Sind Sie aufgeregt vor so einer FashionWeek oder werden Sie immer gelassener - ist ja nicht Ihr erstes Mal ...?
Dies ist meine 14. FashionWeek in Berlin. Natürlich bin ich aufgeregt, aber gehe das Ganze viel gelassener an als in der Vergangenheit. Mit der Erfahrung kommt die Ruhe. Ich glaube, ich finde so langsam mein Chi.
Hören Sie Musik bei der Arbeit? Und wenn welche?
Nein. Bei der Arbeit mag ich die Stille.
Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?
Ich muss mich einfach nur wohlfühlen. Es kommt drauf an. Es wechselt zwischen der Lieblingslederhose und meinen Lieblingsstiefeln ab.
Was ist Ihr größter Wunsch - in der Mode und außerhalb der Mode?
Mehr Bewusstsein auf der Erde. Und worum es wirklich geht in der Welt: Menschlichkeit.
Sie legen Wert auf gute Kleidung, logisch. Was ist guter Stil?
Guter Stil ist abhängig von der Persönlichkeit der Trägers. Es gibt Menschen, die in einem Kartoffelsack, dem richtigen Gürtel und Birkenstocks mehr als guten Stil beweisen können.
Was brauche ich, wenn ich nicht gerne einkaufen gehe, oder nicht viel Geld ausgeben will? Was lohnt sich, anzuschaffen?
Grundsätzlich lohnt es sich immer für gute Qualität zu sparen - also weniger ist mehr! Im Winter könnte man auf jeden Fall Geld für einen guten Mantel in einer dezenten Farbe anlegen, der sicherlich für die nächsten drei Saisons tragbar ist. Ansonsten werten hochwertige Accessoires und Basics, wie T-Shirt und Jeans, jedes Outfit auf.
So etwas wie der Brexit - berührt Sie das? Und wenn, in welcher Form?
Ja, es berührt mich, weil ich mir die Frage stelle, was mit dem großen WIR auf unserem Kontinent passiert. Was passiert mit unserem friedlichen Europa, das die letzten Jahrzehnte, nach all den schrecklichen Kriegen, zusammen gewachsen ist und nun auseinander zu driften droht? Einerseits ist unsere Welt auf Grund der Digitalisierung und Globalisierung super vernetzt und im akuten Fortschritt, anderseits schwimmt diese nationale Entscheidung dem Ganzen entgegen. Mir sind die nächste Generation und Nachhaltigkeit wichtig, denn nur darum geht es am Ende des Tages.
Was hätten Sie einem Engländer vor der Wahl gerne mit auf den Weg gegeben? Und jetzt, wo alles passiert ist?
Bildet euch! Der Sieg der Brexiter basiert auf einer großen Lüge. Hinterfragt alles, was euch Boris und seine Freunde erzählen! Wir haben gerade die größte Desinformationskampagne der Welt erlebt.
Wie sehr beeinflussen Sie die Dinge aus dem Tagesgeschehen in Ihrem Schaffen - oder haben Sie eine Linie, von der Sie nicht abkommen, egal, was passiert außenherum?
Natürlich beeinflussen mich aktuelle Geschehnisse, aber sobald ich morgens in unser Büro komme, werde ich mit eigenen aktuellen Geschehnissen überflutet.
Sie bleiben einigen Dingen treu - Ihrem Pali-Style, Ihren Kundinnen/ Stars/ Freundinnen - wer und wie ist die Lala-Berlin-Frau?
Klar, der Kufiya-Print spielt nach wie vor eine große Rolle bei Lala Berlin und das wird auch in Zukunft so sein. Die Lala-Berlin-Frau ist selbstbewusst, unabhängig und modern. Sie weiß ganz genau was sie will und läuft nicht jedem Trend hinterher. Qualität wird bei ihr großgeschrieben.
Sie wirken irgendwie sehr verlässlich ...
Ich bin so aufgewachsen. Für mich ist Verlässlichkeit eine Tugend und ich halte mein Wort.
Was ist der wichtigste Rat, den Sie Ihrer Tochter mitgeben können?
Hör auf dich! Versuch' nicht jemand anderes zu sein, der intelligenter oder besser ist. Du musst nicht alles können.
Für wen schlägt Ihr Fußballerinnen-Herz?
Für niemanden. Da bin ich raus.
Sie haben iranische Wurzeln - wie sehr schmerzt es Sie, wenn Sie sich die ganze Flüchtlingsthematik vergegenwärtigen?
Es hat nichts mit meinen Wurzeln zu tun. Es ist ein grundsätzliches Thema, das schmerzt. Wenn Menschen ihr Leben, ihre Heimat und ihre Wurzeln aufgrund von politischen Gründen unfreiwillig verlassen müssen ist es nicht nur traurig, sondern tragisch. Wir müssen alle noch viel lernen, besonders Mitgefühl und die Bereitschaft zum Teilen.
Hat nichts mit der Fashion Week zu tun, aber ich muss das fragen: Beschäftigen Sie begabte Flüchtlinge in Ihrem Atelier?
Wir beschäftigen bereits einen talentierten, syrischen Flüchtling, der in Beirut bei Elie Saab tätig war. Wir werden uns natürlich auch weiterhin zu diesem Thema engagieren. Das Leben besteht aus Geben und Nehmen.
Mit Leyla Pieyadesch sprach Sabine Oelmann
Quelle: ntv.de