Unterhaltung

Ein Film aus 65.000 Gemälden "Loving Vincent" erweckt Bilder zum Leben

Was wie das Selbstportrait von van Gogh aus dem Jahr 1889 aussieht, ist in der Tat ein Still aus dem Film "Loving Vincent".

Was wie das Selbstportrait von van Gogh aus dem Jahr 1889 aussieht, ist in der Tat ein Still aus dem Film "Loving Vincent".

(Foto: picture alliance / Sp.z.o.o. & L)

Außergewöhnliche Künstlerporträts gibt es einige. Aber das Aufeinandertreffen von Film und Malerei wie in "Loving Vincent" ist pure Magie. Die Leinwand beginnt zu flimmern.

Vincent van Gogh war ein obsessiver Künstler, der mit Furor in gerade einmal zehn Jahren rund 800 Bilder schuf, von denen sich viele ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben. Der Kunstfilm "Loving Vincent" ist ebenfalls die Geschichte einer Obsession - mit 125 Malern und 65.000 Bildern. Einen Film wie "Loving Vincent", der komplett aus Ölgemälden komponiert wurde, hat man noch nie gesehen. Rund sechs Jahre hat die Produktion dieser poetischen Reise gedauert, die in ein zum Leben erwecktes imaginäres Van Gogh Museum führt. Ein kühnes und auch ein wenig romantisch-altmodisches Unterfangen, das so gut wie ohne Computeranimationen auskommt.

"Loving Vincent" ist komplett aus Ölgemälden komponiert.

"Loving Vincent" ist komplett aus Ölgemälden komponiert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Aber die Regisseure Dorota Kobiela (Drehbuch, Regie) und Hugh Welchman (Regie, Drehbuch, Produktion) hatten einen Traum: Der ganze Film wurde zunächst mit "echten" Schauspielern (Saoirse Ronan, Douglas Booth) vornehmlich gedreht, dann malten 125 Künstler das Ganze in Öl im Stile van Goghs nach und erfüllten die Meisterwerke des niederländischen Künstlers mit 65.000 Bildern zum Leben. Für eine Sekunde Film brauchte man zwölf Gemälde. Ein verrücktes Unterfangen? Ganz sicher. Über den visuell aufregenden neuen Stil sagte Hugh Welchman in einem BBC-Interview, dass er der Überzeugung sei, dass "die Menschen in einer mediengesättigten Welt etwas Originäres sehen wollen".

Zusätzlich haben Polin Kobiela und der Brite Welchman rund 130 Van-Gogh-Gemälde für ihre magische Liebeserklärung an den außergewöhnlichen Künstler zum Leben erweckt und einen poetischen Animationsfilm gezaubert. Das Ergebnis ist fürwahr faszinierend: Da schimmert der berühmte Nachthimmel mit funkelnden Sternen über der Rhône, tanzen die Lichter im Kreis um die Lampen und der Regen fällt in Streifen zu Boden. Die intensiv leuchtenden und flimmernden Bilder von Vincent van Gogh werden von einer Momentaufnahme in den Lauf der Zeit versetzt. Dafür erhielten Kobiela und Welchman kürzlich den Europäischen Filmpreis für den besten Animationsfilm.

Berauschende Bilder und pure Poesie

Den erzählerischen Rahmen des Films bildet eine etwas konventionelle Detektivgeschichte, die mit in Schwarz-Weiß gehaltenen Rückblenden das Leben und Sterben van Goghs schildert. Ein Jahr nach dem tragischen Ende des Künstlers, der sich in Auvers-sur-Oise in einem Weizenfeld in den Bauch schoss und zwei Tage später starb, ist ein letzter Brief Vincents an den Bruder Theo aufgetaucht, den Armand Roulin (Douglas Booth), ein junger Mann in einem kanariengelben Jacket, ausliefern soll. Dabei landet er schließlich in Auvers-sur-Oise, wo er eher zufällig als eine Art Amateur-Detektiv die Umstände des Todes von Vincent van Gogh untersucht. Denn da gibt es einige Ungereimtheiten: Die Waffe ist nie gefunden worden. Hat vielleicht jemand anderes geschossen? War es gar Mord?

Man besucht das gelbe Haus in Arles und das berühmte Nachtcafé, schlendert über das Gräberfeld Les Alyscamps, trifft den Postmeister Joseph Roulin in Arles und Père Tanguy in Paris, bis man sich an den Ufern der Oise und bei Dr. Gachet (Jerome Flynn) wiederfindet, dessen Tochter Marguerite (Saoirse Ronan) ein besonders enges Verhältnis zu Vincent van Gogh hatte. Und staunt über die lebendigen, berauschenden Bilder.

"Loving Vincent" startet am 28. Dezember in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de, Wolfgang Marx, dpa

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