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Euphorie auch im Bunker Ukraine feiert ESC-Sieg trotz Krieg

Nach seiner Performance ruft das Kalush Orchestra dazu auf, der Ukraine zu helfen.

Nach seiner Performance ruft das Kalush Orchestra dazu auf, der Ukraine zu helfen.

(Foto: IMAGO/ZUMA Press)

Aus Sicherheitsgründen muss der ukrainische ESC-Kommentator dieses Jahr aus dem Luftschutzbunker senden. Die Freude über den Triumph des Kalush Orchestras ist dafür umso größer. Auch das gemeinsame Public Viewing wollen sich die Grand-Prix-Fans in Kiew nicht nehmen lassen.

In der Ukraine ist der Sieg der Band Kalush Orchestra beim Eurovision Song Contest in Turin mit Euphorie aufgenommen worden. "Das ist unser gemeinsamer Sieg für unsere Ukraine. Das ist ein Sieg im Gedenken an alle, die umgekommen sind", sagte der Moderator des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, Timur Miroschnytschenko, in der Nacht zum Sonntag mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen das Land. Ein Video auf Twitter zeigt die enthusiastische Reaktion des ukrainischen ESC-Kommentators auf den Sieg des Kalush Orchestras.

"Unsere Soldaten kämpfen für unser Leben, und nicht nur für unseres, sondern für das Leben aller", schilderte Miroschnytschenko. "Und sie haben gesagt: Feiert den Eurovision Song Contest und holt uns den Sieg!" In Kiew trafen sich ESC-Fans sogar zum gemeinsame Public Viewing. Wegen der Ausgangssperre ab 22 Uhr dufte man dort die Siegerehrung aber nicht mehr gemeinsam zelebrieren. Aus Sicherheitsgründen musste auch Miroschnytschenko aus einem Luftschutzbunker senden. "Wir siegen an der musikalischen Front und...", sagte er. Dann brach ihm die Stimme, und er musste weinen.

Laut Regelwerk soll der Eurovision Song Contest keine politischen Implikationen enthalten. Dass das Publikumsvotum der Ukraine den ersten Platz sicherte, wird dennoch als Zeichen der Solidarität mit dem Land gewertet. "Bitte helft der Ukraine, Mariupol! Helft Asowstal jetzt!", rief der Frontmann des Kalush Orchestras, Oleh Psjuk, nach seiner Performance beim Finale. Das politische Statement wurde der Band verziehen - der ESC-Organisator, die Europäische Rundfunkunion (EBU), habe die Äußerungen als humanitär und nicht als politisch wahrgenommen, berichtete die Deutsche Welle auf Twitter.

Am Morgen nach dem Finale veröffentlichte die Band ein Musikvideo ihres Gewinnersongs, das unter anderem in der zerstörten ukrainischen Stadt Butscha gedreht wurde. "Ich habe dieses Lied einst meiner Mutter gewidmet, und als der Krieg ausbrach, gewann der Song viele neue Bedeutungen", heißt es in der Video-Beschreibung.

Unklar ist, ob die Ukraine wirklich den ESC im nächsten Jahr austragen kann. Derzeit könnte in der Ukraine kein ESC stattfinden, weil in dem Land Kriegsrecht herrscht. Damit sind keine Großveranstaltungen erlaubt und es gelten etwa nächtliche Ausgangssperren. Die Ukraine ist Ziel eines Angriffskriegs von Russland, das wegen der völkerrechtswidrigen Invasion vom ESC ausgeschlossen ist. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.

Quelle: ntv.de, mbu/dpa

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