Erich von Däniken wird 80 "Wir hatten Besuch von Außerirdischen"
14.04.2015, 07:45 Uhr
Der Schweizer Bestseller-Autor Erich von Däniken in seiner Schreib- und Forschungswerkstatt in Interlaken.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Außerirdischen waren längst unter uns. Davon ist Erich von Däniken überzeugt, nachzulesen ist das in seinen Bestsellern. Auch an seinem 80. Geburtstag glaubt der Schweizer Götterforscher "vehementer denn je" an seine umstrittenen Thesen.
Die Götter müssen Erich von Däniken mögen. Abgesehen von ein paar Zipperlein kann der Schweizer Bestseller-Autor seinen 80. Geburtstag bei guter Gesundheit feiern. "Dafür bin ich unendlich dankbar", sagt er bei einem Besuch in seiner Werkstatt im malerischen Alpenstädtchen Interlaken. "Ich rauche immer noch und ich kann noch jeden Abend mein Fläschchen Bordeaux genießen."
Verdientermaßen, denn tagsüber arbeitet Erich von Däniken immer noch hart. Unbeirrt wie vor einem halben Jahrhundert forscht und schreibt er auf den Spuren der Götter. Oder besser gesagt: der Astronauten aus fernen Welten. In grauer Vorzeit - so seine Hypothese - haben sie unseren Planeten besucht und die Erdweibchen durch künstliche Befruchtung zu Urmüttern der intelligenzbegabten Menschen gemacht. Intelligent, aber damals halt noch unwissend, weshalb sie die mächtigen Leute mit den Glashelmen über dem Kopf zu Göttern verklärten.
Nachlesbar sei das doch in etlichen Zeugnissen und Berichten von Mythen und Mysterien. Von den steinernen Zeugen der Mayas und Inkas bis zu den Schriften tibetischer Lamas und vor allem der biblischen Propheten, sagt der Götterforscher, den seine weltweite Fangemeinde schlicht "EvD" nennt.
Weltweite "Dänikenitis"
Der Schweizer Koch, Hotelier und damals noch Hobbyforscher EvD verblüffte die Welt mit seiner Deutung uralter Überlieferungen: 16 Mark kostete sein 232-Seiten-Buch "Erinnerungen an die Zukunft", das der Econ-Verlag 1968 in den Handel brachte und damit ein Science-Fiction-Fieber auslöste. Monatelang hielt sich EvDs Erstling in den Bestsellerlisten. Seine Theorien gingen um die Welt. Die "New York Times" sprach vom Ausbruch der "Dänikenitis".
Zum Welterfolg trug bei, dass EvD seine Ansichten unterhaltsam mit Humor und Augenzwinkern darlegte. Schon in der Schule hatte der in Zofingen geborene Sohn eines Kleiderfabrikanten vieles infrage gestellt, was er im Latein- und Griechisch-Unterricht bei Übersetzungen aus dem Alten Testament las.
Zum Beispiel den Bericht des Propheten Ezechiel (auch: Hezekiel) über die Erscheinung Gottes auf dem Berg Sinai in einem Gebilde aus Rauch und Feuer. "Wie konnte es denn sein, dass ein allmächtiger Gott ein Fahrzeug brauchte, um sich fortzubewegen?", fragt EvD in seiner Werkstatt, wo er unter anderem Tausende von Dias und ungezählte Aufzeichnungen rätselhafter Erscheinungen aus aller Welt zusammengetragen hat. Für den Götterforscher war das, was Ezechiel beschrieb, "nichts anderes, als die Landung eines Raumschiffs".
Was Sodom und Gomorra widerfuhr - dieser biblische Regen aus Feuer und Schwefel, der die sündigen Städte begrub - war laut EvD eine Atombombenexplosion. Und die biblische Bundeslade deutet er als Wechselsprechanlage zwischen Moses und den Astronautengöttern.
Millionenfache Gesamtauflage
Glaubt er das alles heute noch, mit 80 Jahren? "Vehementer denn je", sagt der mittelgroße, breitschultrige EvD, der gern leuchtend blaue Sakkos trägt. "Wir hatten Besuch von Außerirdischen. Und es kommen doch immer neue Indizien hinzu." Die gilt es zu deuten. Die "Dänikenitis" mag abgeklungen sein, aber unzählige Menschen verschlingen alle neuen Werke des Gottentlarvers. 38 Bücher sind es inzwischen geworden. Mit einer Gesamtauflage von - laut EvD - rund 67 Millionen Exemplaren, übersetzt in etliche Sprachen. Darunter Titel wie "Zurück zu den Sternen", "Wir alle sind Kinder der Götter", "Der Götter-Schock", "Auf den Spuren der Allmächtigen" und "Unmögliche Wahrheiten".
Stolz zeigt Erich von Däniken Ausgaben in Chinesisch und Russisch: "Früher waren meine Bücher doch im Ostblock verboten, die kommunistischen Führer wollten wohl keine anderen Götter neben sich", sagt er schmunzelnd. Millionen von Flugkilometern hat EvD zurückgelegt, um rätselhafte Stätten in Augenschein zu nehmen. Darunter die kerzengeraden Linien über Berggrate und tief eingeschnittene Flusstäler im peruanischen Nazca, die einem Spinnennetz ähnlich und nur von oben erkennbar sind. EvD meint, sie könnten Reste eines Raumschiff-Flughafens sein. Dafür - wie für viele andere seiner Ansichten und Hypothesen - ist der Schweizer oft massiv kritisiert und als Scharlatan oder gewissenloser Märchenonkel angefeindet worden.
"Aus mir wird schon noch was"
Dass er Fehler gemacht hat, manches ungeprüft und kritiklos aus zweifelhaften Quellen übernommen hat, räumt EvD ein. "Als junger Mensch ist man nicht selbstkritisch", sagt er. "Doch der Däniken von heute arbeitet anders. Man weiß, dass jedes Zitat stimmt, dass jede Quelle stimmt, dass man die alten Fehler nicht wiederholt." Sonst würden ihm wohl auch nicht mehr so viele Menschen zuhören. EvD füllt immer noch große Säle, fesselt sein Publikum scheinbar mühelos stundenlang.
Auch mit 80 hat er große Pläne. Darunter die Entwicklung eines gigantischen Multimedia-Spektakels in den USA mit dem englischen Titel seines ersten Bestsellers "Chariots of the God".
Die Kraft dafür tankt EvD daheim. Auf dem unweit von Interlaken gelegenen Beatenberg hat er ein Haus mit einem göttlichen Blick über Alpengipfel samt Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau. "Ich bin seit 56 Jahren mit derselben Frau verheiratet", erzählt er. Der gemeinsame Sonntagsbraten sei eine Familientradition. "Am Ende mache ich immer Händchenhalten und sage zu meiner Frau: Du, Elisabeth, gib mir noch ein wenig Zeit. Aus mir wird schon noch was."
Quelle: ntv.de, Thomas Burmeister, dpa