Bäm-boom-bäng! Es war einmal ein Weißes Haus
05.09.2013, 09:57 Uhr
Die Drei von der Tankstelle? Nicht ganz: Jamie Foxx, Roland Emmerich und Channing Tatum in Berlin.
(Foto: imago stock&people)
Das Weiße Haus in Washington ist dem Untergang geweiht. Besonders perfide: Weder Außerirdische noch Klimakatastrophe sind daran schuld, sondern Vertraute aus den eigenen Reihen. Der Meister dieses Szenarios, Roland Emmerich, schickt den US-Präsidenten in den amerikanischen Alptraum. Wir haben ihn und die beiden Hauptdarsteller getroffen.
Dieser Schwabe ist sicherlich amerikanischer als viele Amerikaner selbst, und dennoch blitzt sowohl in der Sprache als auch im Benehmen manchmal die alte Heimat durch. "Ich muss mich erstmal bei meinen Geschwistern informieren, wen ich hier wählen kann am 22. September", sagt der Regie-Star, der bekannt ist für seine Blockbuster ("Independence Day", "The Day After Tomorrow", "2012") beim Interview im Hotel Adlon, "ich kenn' mich gar nicht mehr aus."
Nun tingelt er um die Welt, um sein neuestes Action-Epos "White House Down" vorzustellen. In den USA läuft der Film nicht so wie erwartet, aber das kann viele Gründe haben. Einer mag sein, dass der thematisch ähnliche "Olympus Has Fallen" ihm bereits die Story weggeschnappt hat, und der andere ist vielleicht, dass die Lage in den USA durch Syrien momentan so angespannt und Barack Obama so umstritten ist, dass ein Film, der eindeutig den ansonsten so beliebten 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten zum Vorbild nimmt, nicht die Aufmerksamkeit findet, die er sonst hätte. "Aber das bringt mich nicht um den Schlaf", so der 57-jährige Stuttgarter, "es kann gar nicht immer erfolgreich sein. Die Quote oder die Verkaufszahlen sind nicht alles im Leben."
Da spricht einer, der einfach keine "kleineren" Film machen kann oder will, oder? "'Anonymus' war kleiner, und der ist auch gefloppt, wie man so schön sagt. Das stört mich aber nur deswegen, weil ich meine Filme mag, und egal, ob groß oder klein, teuer oder günstig produziert, immer eine Botschaft mitgeben will. Ich will unterhalten und auch zum Nachdenken anregen, aber nicht auf so eine verkrampfte Art."
"Obama hat es momentan nicht leicht"
Der Präsident in dem Streifen - dargestellt von Jamie Foxx ("Django Unchained") ist ein ganz cooler Typ: Er sieht gut aus, er liebt seine Familie, er ist sportlich, er ist wortgewandt und witzig, er nimmt sich Zeit, er treibt seine Hofschranzen in den Wahnsinn durch seine unkonventionelle Art, er ist ein Friedenspräsident! Im Film jedoch muss er lernen , mit einem Maschinengewehr umzugehen, er rennt um sein Leben und ist nicht so arrogant, dass er dabei andere vergisst, er ist schlagfertig und bildet mit seinem, ihm durch einen Zufall an die Seite geratenen Personenschützer, John Cale (Channing Tatum) ein perfektes "Buddy"-Team. Das heißt, es fliegen Fäuste, Kugeln und Sprüche, dieser Präsident ist zum Anfassen und er trägt "Jordans", also Basketballschuhe. Herrlich macht er das, Foxx verleiht dem Amt eine gewisse Coolness, aber auch Witz, Charme und Bodenständigkeit.
"Obama hat es momentan nicht leicht und wirklich andere Dinge zu tun - deswegen glaub' ich auch nicht, dass er unseren Film bereits gesehen hat", erzählt Foxx, ebenfalls im Adlon."Er hat jedenfalls eine DVD geschickt bekommen. Ich nicht", lacht Emmerich. "Aber im Ernst: Barack Obama hat wirklich anderes zu tun, als einen Film zu gucken, jeder hackt auf ihm herum, es ist erbärmlich. Dabei badet er nur aus, was die vorherige Regierung angestellt hat. Er hätte früher etwas sagen müssen, ja, aber seine Idee war das Ausspionieren ganz sicher nicht", so der Regisseur.
In "White House Down" wird, wie gesagt, das Weiße Haus von US-amerikanischen Terroristen und Söldnern unter der Führung eines fast pensionierten Secret-Service-Mitarbeiters (James Woods) eingenommen. Emmerich schickt Channing Tatum als muskulösen Ex-Soldaten (er scheint schier aus seinem Hemd zu platzen) und Polizisten zur Rettung des US-Präsidenten los. Das natürlich nur, weil ein Zufall es so ergibt und weil der grundgute, aber eher nur mäßig erfolgreiche Bodyguard einen neuen Job sucht, um seiner Tochter zu imponieren.
Tatum, der vor Kurzem selbst Vater wurde und von der Premieren-Party noch deutlich gezeichnet ist, erklärt seine Rolle im Interview so: "Der Mann will seiner elfjährigen Tochter etwas beweisen, und weil er, der geschiedene Wochenend-Daddy, nicht mehr ihr Held ist, nimmt er sich vor, den Mann zu beschützen, der der wahre Held seiner Tochter ist: den amerikanischen Präsidenten." Da ihm der Job beim Secret Service verwehrt wird und er sich noch ein bisschen darum drücken will, die Absage seiner Tochter zu gestehen, machen die beiden eine Führung für normale Touristen im Weißen Haus. Klischeehaft ist das natürlich, übertrieben und unglaubwürdig, denn das Mädchen ist zu süß, zu schlau, zu tapfer. Aber egal - das gefährliche Treiben der paramilitärischen Bösewichte bringt den Weltfrieden in Gefahr und wer kann das verhindern? Drei Mal dürfen Sie raten.
Was Amerika wirklich bedroht

Foxx nimmt sich Zeit für die Fans - wenn es nach ihm ginge, würde er noch viel mehr Filme drehen.
(Foto: imago stock&people)
Nach dem Skript von James Vanderbilt ("The Amazing Spider-Man", "Zodiac - Die Spur des Killers") hat Emmerich tatsächlich ein kurzweiliges (obwohl 131 Minuten lang) Actionspektakel geschaffen, das zu Unrecht an den US-Kinokassen gefloppt ist, denn "White House Down" ist e ndlich mal wieder ein richtiger Blockbuster! Das knallt's und brennt's und ballert's und menschelt's, dass es einem schier den Atem verschlägt. Die alten Feinbilder funktionieren allerdings nicht mehr - die guten USA gegen den Rest der Welt - doch Feinde hat das Land noch immer: Gemeint sind Nachbarn, Verwandte, Freunde oder Mitarbeiter. Menschen, mit denen man Jahre zu tun hatte - sie werden zu Verrätern aus niederen Gründen.
"Das, was Amerika wirklich bedroht, ist die Spaltung des Landes. Weil es geteilt ist, und beide Seiten denken, sie könnten mit ihrer Mehrheit machen, was sie wollen. Es ist die Unzufriedenheit, der Hunger, der Menschen aggressiv werden lässt," resümiert Emmerich. Für einen Mann, der sich der "Äktschn" verschrieben hat, hat Emmerich dennoch eine politische Botschaft, oder vielleicht auch nur einen Gedanken: Auf die Frage, was er von der Strategie des US-Präsidenten, einen Militärschlag gegen Syrien von der Zustimmung des Kongresses abhängig zu machen, hält, sagt er: "Er ist ein Demokrat. Solche Entscheidungen sollte man nie als Einzelner treffen, und deshalb ist es gut, dass es den Senat und das Repräsentantenhaus gibt. Die sollten eigentlich beide Ja sagen. Und wenn beide Ja sagen, dann finde ich es auch gut, dass Amerika etwas gegen Giftgas tut."
"White House Down" läuft ab dem 5. September 2013 in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de