Kino

Typisches Tim-Burton-Werk Retro-Spaß mit "Frankenweenie"

Der Herr und sein Geschöpf: Victor und Sparky in "Frankenweenie".

Der Herr und sein Geschöpf: Victor und Sparky in "Frankenweenie".

(Foto: Walt Disney Pictures)

Der echte Frankenstein wäre vermutlich nicht besonders angetan. Doch wer Tim Burton mag, wird diesen Film lieben: Mit "Frankenweenie" haucht der Kultregisseur der ollen Horror-Geschichte neues Leben ein. So humor- und liebevoll, dass man sich dem kaum entziehen kann.

Als Mary Shelley 1818 ihre Geschichte von Frankenstein zu Papier brachte, dachte sie sicher nicht im Traum daran, welche Reinkarnationen das von ihr darin erdachte Monster einmal erfahren würde. Sei es in den zahlreichen Verfilmungen ihrer Erzählung, in den Gastauftritten ihrer Kreatur in diversen Horrorfilmen oder aber in Parodien wie den "Munsters" - Familienoberhaupt Herman kann eine verwandtschaftliche Beziehung zu Frankensteins Unhold wohl kaum verleugnen. Hätte man Shelley dann noch erzählt, dass irgendwann sogar ein kleiner, hässlicher Köter in die Rolle ihres Retortenungetüms schlüpfen würde, wäre vermutlich eine gute Portion Riechsalz nötig gewesen, um sie aus ihrer Ohnmacht zurückzuholen.

Natürlich darf auch Sex in "Frankenweenie" nicht zu kurz kommen - in Form einer heißen Hunde-Dame.

Natürlich darf auch Sex in "Frankenweenie" nicht zu kurz kommen - in Form einer heißen Hunde-Dame.

(Foto: Walt Disney Pictures)

Allerdings ist die Idee mit dem von den Toten auferweckten Hund, die nun mit "Frankenweenie" auf die Leinwand kommt, nicht ganz neu. Kultregisseur Tim Burton hatte sie bereits 1984. Damals verpackte er die Geschichte in einen knapp halbstündigen Kurzfilm mit realen Darstellern. Doch erst jetzt, knapp dreißig Jahre später, standen ihm die technischen Möglichkeiten zur Verfügung, den Film nach seinen wirklichen Vorstellungen zu realisieren. Herausgekommen ist dabei ein Animationsstreifen, der das Gestern mit dem Heute verbindet. Mit Stop-Motion und 3D treffen eine der ältesten Tricksereien des Films und modernste Kinotechnik aufeinander.

Dabei ist "Frankenweenie" nach dem von ihm produzierten Streifen "The Nightmare Before Christmas" (1993) und "Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche" (2005) das dritte Stop-Motion-Werk, in das Burton involviert ist. Der junge Victor, der Hundebesitzer und eigentliche "Frankenstein" in "Frankenweenie", dürfte einigen bekannt vorkommen. Schließlich sieht er aus wie die kindliche Version der gleichnamigen Figur in "Corpse Bride". Auch die düstere Atmosphäre eint die Filme. Gleichwohl gibt es Unterschiede: Anders als die beiden zumindest spärlich kolorierten Vorgänger ist die Frankenstein-Parodie nahezu komplett in Schwarz-Weiß gehalten. Und in "Frankenweenie" wird auch nicht gesungen.

Méliès, Knete, Frankenweenie

Stop-Motion - das Verfahren nutzte bereits Filmpionier Georges Méliès vor mehr als 100 Jahren. Manch einer unserer Leser dürfte erstmals darüber gestaunt haben, als während seiner Kindheit in der "Sesamstraße" oder in "Luzie, der Schrecken der Straße" Knetmännchen das Laufen lernten. Die zu sehenden Figuren werden immer nur ein klitzekleines Stück bewegt. Schneidet man die Aufnahmen aneinander, entsteht der Eindruck der Bewegung.

Victors Schulkameraden sind - gelinde gesagt - ein wenig skurril.

Victors Schulkameraden sind - gelinde gesagt - ein wenig skurril.

(Foto: Walt Disney Pictures)

D och so alt das Verfahren auch ist, so aufwändig ist es. Für die üblichen 24 Filmbilder pro Sekunde entstehen 24 Einzelaufnahmen mit minimalen Veränderungen. Pro Woche käme ein einzelner "Animator", wie die Macher im Fachjargon heißen, so auf nur etwa fünf Sekunden Film. Damit es schneller geht, wird bei einem Werk wie "Frankenweenie" mit identisch aussehenden Figuren parallel gearbeitet - allein den Hauptcharakter Victor gab es in 18 Ausführungen. Zeitweise waren ebenso viele Animatoren gleichzeitig damit beschäftigt, unterschiedliche Szenen des Films Schritt für Schritt einzufangen. Und dennoch: Die Dreharbeiten dauerten insgesamt zwei Jahre.

Betörender Retro-Charme

Die Handlung, die dabei entstanden ist, enthält selbstredend jede Menge abstrus-humorvolle Abwandlungen des "Frankenstein"-Prinzips. Als sein geliebter Hund Sparky bei einem Unfall stirbt, entschließt sich Victor, ihn mit Hilfe seiner Physik-Kenntnisse aus dem Schulunterricht zurück ins Leben zu holen. Das Experiment gelingt. Und Sparky erweist sich auch als Untoter noch als liebenswürdiger Spielkamerad. Außer Kontrolle gerät die Situation erst, als Victors Mitschüler von der Sache Wind kriegen und ebenfalls ihre einst verblichenen Schoßtiere wieder zum Leben erwecken …

Nein, viel Tiefgang hat die Geschichte nicht. Aber "Frankenweenie" ist trotzdem ein famoser Kino-Spaß. Wie sehr sein Herzblut an der Sache hing, merkt man daran, wie liebevoll Burton seine Figuren in diesem Film gezeichnet hat. Die Schwarz-Weiß-Umsetzung und die Anlehnung vieler Charaktere an klassische Horror-Bekannte verleihen dem Streifen einen Retro-Charme, dem man sich kaum entziehen kann. "Frankenweenie" ist - im besten Sinne - ein typisches Tim-Burton-Werk. Und gesellt sich damit zu seinen anderen Großtaten - von "Edward mit den Scherenhänden" über "Ed Wood" bis hin zu "Big Fish".

Kurz vor dem Kinostart hat die Deutsche Film- und Medienbewertung Wiesbaden (FBW) "Frankenweenie" übrigens das Prädikat "Besonders wertvoll" verliehen. In der Begründung heißt es, Burton kehre "auf wunderbare Weise zu seinen Wurzeln zurück. 'Frankenweenie' sprüht vor witzigen Ideen und raffinierten Anspielungen auf Klassiker des Horrorfilms. Wie immer bei Burton sind die Figuren liebenswerte Außenseiter, die abseits der auf Einheit gebürsteten Gesellschaft stehen, und die der Zuschauer ganz schnell ins Herz schließt. Hochverdient besiegen am Ende doch Mut und Fantasie die konservative und brave Masse, für die Burton immer wieder kleine kreative Seitenhiebe übrig hat. In modernster Stop-Motion-Technik hergestellt, ist die Liebe zum Detail und die mühevolle Handarbeit der Künstler spürbar."

"Frankenweenie" läuft ab dem 24. Januar 2013 in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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