Kino

Erotik und Vergessen Trance - Spiel mit der Hypnose

Das Spiel mit dem Feuer - so alt wie die Menschheit. Vincent Cassel und Rosario Dawson wissen, wie es geht.

Das Spiel mit dem Feuer - so alt wie die Menschheit. Vincent Cassel und Rosario Dawson wissen, wie es geht.

(Foto: Evan Agostini/Invision/AP)

Sie haben sich schon immer für spektakuläre Kunstdiebstähle interessiert? Und auch für Frauen, die offen sind für sexuelle Extravaganzen? Dann ist "Trance - Gefährliche Erinnerung" genau der richtige Film, um an einem heißen Sommerabend in ein kühles Kino zu verschwinden.

"Wir sind süchtig nach eindeutigen Gut-Böse-Zuordnungen", sagt der Regisseur des Films und fordert: "Wir sollten alle das Ungewöhnliche und Eigenständige im Kino fördern. Es sollte wenigstens einen Film dieser Art pro Jahr geben." Nun - für dieses Jahr hat Danny Boyle seinem eigenen Anspruch wahrlich Genüge geleistet, denn bis zum Schluss weiß man bei "Trance - Gefährliche Erinnerung" zu keinem Zeitpunkt, woran man ist. Wer ist hier gut und böse? Wer hat wen betrogen oder belogen? Und wer hat jetzt eigentlich so dermaßen einen an der Waffel, dass er oder sie zwar lügt, aber nicht mit Absicht? Und macht es das besser?

Boyle, Dawson, McAvoy und Cassel bei der Premiere in London im März 2013.

Boyle, Dawson, McAvoy und Cassel bei der Premiere in London im März 2013.

(Foto: Reuters)

Kurz und ohne das Ende zu verraten, können wir jedoch zumindest umreißen, worum es in dem Film geht: Simon (cool und undurchschaubar: James McAvoy) ist Kunstauktionator und er verbündet sich mit einer Bande von Kriminellen, um ein millionenschweres Kunstwerk zu stehlen. Inspiration waren garantiert so spektakuläre Kunstdiebstähle wie der letzte große in Boston 1990: Im Isabella Stewart Gardner Museum verschafften sich zwei als Polizisten verkleidete Männer Zugang zur Sammlung. Die Diebe nahmen sich 13 Gemälde, u.a. von Rembrandt, im Gesamtwert von mehreren 100 Millionen Euro. Sie entkamen unerkannt und wurden bis heute nicht geschnappt. Für Hinweise zur Ergreifung der Täter winkt deshalb nach wie vor eine Belohnung von 5 Millionen US-Dollar.

Doch zurück zum Film: Nachdem Simon bei dem Raub einen Schlag auf den Kopf bekommen hat, kann er sich nach dem Aufwachen nicht daran erinnern, wo er das Gemälde versteckt hat. Der Anführer der Bande (sehr cool und noch undurchschaubarer: Vincent Cassel) ist natürlich ungeduldig und glaubt zuerst, Simon lüge ihn einfach nur an, um die Beute nicht teilen zu müssen. Nachdem Drohungen und Folter aber ohne Erfolg bleiben, heuert er eine Hypno-Therapeutin (heiß und am wenigsten durchschaubar: Rosario Dawson) an, um in den dunkelsten Untiefen von Simons Psyche zu wühlen. Je tiefer sie mit ihrer schönen, ruhigen Stimme in sein angeschlagenes Unterbewusstsein eindringt, desto gefährlicher wird das Spiel. Die Grenzen zwischen Begehren, Realität und hypnotischer Suggestion verwischen.

Ich bin Franzose, sie ist aus New York

Vincent Cassel fand es interessant, sich so konkret am Drehbuch orientieren zu müssen, denn anders wäre es auch gar nicht gegangen, so komplex und verworren ist die Geschichte. Zu seiner Rolle sagt er: "Ich bin ein Geschäftsmann. Ich bin ein Gangster. Und ich bin Franzose." Das erklärt eigentlich alles, oder? Vincent Cassel, der im wahren Leben mit einer der schönsten Frauen der Welt, Monica Bellucci, verheiratet ist, ist auf gewisse Art und Weise tatsächlich so ein charmanter Franzose, wie man ihn sich vorstellt. Über Kollegin Rosario Dawson, die im Film ungewöhnlich freizügig die Hüllen und alle Konventionen fallen lässt, sagt er schmunzelnd: "Es macht Spaß, mit ihr zu arbeiten, sie ist lustig. Und sie ist nicht schüchtern. Sie ist aus New York." Was auch immer das heißen mag - das Spiel zwischen Cassel und Dawson dürfte selbst die stärkte Ehefrau verrückt machen, so sinnlich geht es zwischen den beiden her, dass man Funken fliegen sieht. Und dazwischen immer der junge James McAvoy.

Drei ist noch immer einer zu viel.

Drei ist noch immer einer zu viel.

Danny Boyle, der für "Slumdog Millionaire" 2009 mit acht Oscars ausgezeichnet wurde und in den neunziger Jahren mit dem Junkiedrama "Trainspotting" auf sich aufmerksam machte, zeigt in "Trance", dass er ein ebenso genialer wie unberechenbarer Regisseur ist. Der Film, in dem sich alles um Goyas verstörendes Gemälde "Hexen in der Luft" dreht, führt den Zuschauer an manchen Stellen so in die Irre, dass man wirklich dankbar für einige brutale, verwirrende, sexuell so aufgeladene Szenen ist, damit man wieder auf den Boden der Tatsachen gelangen kann.

Und tatsächlich sitzt man die ganze Zeit im Kino, bereit, einer Hauptperson dann doch endlich zu trauen - nur, um kurz darauf von ihr enttäuscht zu werden. Sie glauben, Sie haben Menschenkenntnis? Dann begeben Sie sich doch für ein paar Stunden auf einen Psychotrip, bei dem die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit ständig aufs Neue zerfließen.

"Trance - Gefährliche Erinnerung" läuft ab dem 8. August in Deutschland im Kino.

Quelle: ntv.de

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