
Ob das hilft? Skepsis ist auf jeden Fall angebracht.
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Großes Kino mit Aglaia Szyskowitz, Devid Striesow und Erwin Steinhauer: Streithähnen dürfte das Lachen oftmals im Halse stecken bleiben, der Rest lernt und amüsiert sich in "Die Wunderübung" von "Gut gegen Nordwind"-Autor Daniel Glattauer.
Ein Kammerstück mit drei Personen und der ganzen Absurdität, die eine Ehe - oder eine Beziehung - so mit sich bringen können: Das ist der Film "Die Wunderübung" mit den glänzend besetzten Devid Striesow und Aglaia Szyszkowitz als Ehepaar Valentin und Joana, das zum Eheberater geht. Zum Therapeuten. Der nun auch wieder ganz wunderbar von Erwin Steinhauer dargestellt wird. Bis auch ihm das Leben dazwischenfunkt.
Geschrieben hat diese Komödie - kann man das Komödie nennen, wenn ein Paar um seine Beziehung kämpft? - kein Geringerer als Daniel Glattauer, der Mann für die geschliffenen Dialoge mit Herz. Aus seiner Feder stammt der bekannte und geschätzte Roman "Gut gegen Nordwind". Weil an dieser Stelle alle sagen: "Ach ja, der!", kann man sich nun auch besser vorstellen, dass seine "Wunderübung" ebenfalls voller messerscharfer Dialoge ist. So sehr auf den Punkt, dass dem einen oder der anderen hier und da sicher mal das Lachen im Hals steckenbleibt. Nur, dass sich die Protagonisten dieses Mal eben gegenübersitzen, sich lange anschauen, gar anfassen müssen. Nicht wie im erfolgreichen "Nordwind", wo man sich - fast - nur aufs Schreiben und die feinen Zwischentöne konzentrierte. Sie müssen "Übungen" vollbringen, die sie einander wieder näherbringen sollen, die ja laut Titel sogar Wunder vollbringen sollen. Sie sollen zum Beispiel sagen, was ihnen an dem anderen gefällt. Eine leichte Übung? Versuchen Sie das mal, wenn Sie den anderen gerade eher unterirdisch finden.

Michael Kreihsl, Aglaia Szyszkowitz und Devid Striesow bei der Premiere in München.
(Foto: imago/Future Image)
Das alles ist dennoch durchaus erheiternd, aber auch entlarvend. Joana und Valentin erinnern sich im Laufe ihrer Sitzung daran, wie es damals war, als sie sich kennengelernt haben, wie es "Liebe auf den ersten Blick" war, als sie gemeinsam abgetaucht sind im warmen, klaren Wasser des Roten Meeres. Es herrschte die perfekte Harmonie und vollstes Vertrauen in den anderen, allerdings nur unter Wasser. Vielleicht hätten sie nie auftauchen dürfen?
Denn inzwischen herrscht eine vergiftete Atmosphäre zwischen den Eheleuten: Alte Wunden, Vergehen, Betrug und Missachtung sind keine Dinge, die man mal eben so verzeiht. Sie brechen immer wieder auf. Man braucht viel Liebe, um aus so einer Misere nach vielen Ehejahren herauszukommen. Schaffen sie es mit Hilfe des Paartherapeuten, der unerbittlich in ihren Wunden bohrt? Ist noch ein Rest Liebe da? Schließlich könnte die Sitzung bei ihm ihre letzte Rettung sein. Seine Versuche, die Probleme der beiden in den Griff zu bekommen, scheitern jedoch immer wieder. Joana weiß immer schon vorher, was ihr Mann sagen will - warum ihn überhaupt zu Wort kommen lassen? Und Valentin ist eigentlich permanent auf 180. Doch dann passiert etwas, das die beiden wieder zu einem Team macht.
Regisseur Michael Kreihsl hat "Die Wunderübung" zunächst für das Wiener Theater in der Josefstadt inszeniert, nun auch fürs Kino. Bissiger Dialogwitz und verblüffende Wendungen in einem Film mit nur drei Personen über die desolate, aber nicht hoffnungslose Liebesbeziehung eines in die Jahre gekommenen Paares bieten dem Zuschauer viel Raum zur Identifikation - oder zum Bessermachen.
"Die Wunderübung" läuft ab 28. Juli in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de