Ozzy Osbourne meldet sich zurück Der Patient ist wohlauf
09.09.2022, 15:56 Uhr
Der Fürst der Finsternis ist gut bei Stimme.
(Foto: Epic Sony)
Clapton, Iommi, WahWah-Exzesse und beeindruckende Töne aus der Gesangskabine: Nach einer nicht enden wollenden Leidenszeit kommt Metal-Großvater Ozzy Osbourne noch einmal mit einem Studioalbum um die Ecke, das alle Kritiker verstummen lässt.
"Heavy, hart und historisch!": Die plakativen Attribute, mit denen das neue Studioalbum von Ozzy Osbourne angekündigt wurde, versetzten die Musikwelt durchaus in Staunen, war man doch eigentlich schon froh, dass der Prinz der Finsternis überhaupt noch unter den Lebenden weilte. Nach einer schweren Lungenentzündung, diversen Rücken-Operationen und der vor einigen Jahren veröffentlichten Parkinson-Diagnose hatte man nicht mehr das Gefühl, dass das ewige Enfant Terrible der Hartholz-Branche noch einmal einen Turnaround schaffen könnte. Bei der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Commonwealth Games in seiner Heimatstadt Birmingham überraschte Ozzy Osbourne die Welt dann aber mit einem kurzweiligen Sabbath-Gruß an der Seite seines Saitenhexers Tony Iommi.
Ein paar Wochen später steht nun sogar ein neues Studioalbum des Metal-Maestros in den Regalen. "Patient Number 9", so der Titel des von Producer und "Sound-Director" Andrew Watt in Form gegossenen Werks, zelebriert noch einmal das ganze Klangspektrum Osbournes. Einem Mann, der in fünfzig Jahren auf Tour so ziemlich alles gesehen und miterlebt hat, was das berüchtigte "Sex, Drugs & Rock and Roll"-Universum zu bieten hat(te). Begleitet wird der alternde Madman von einem illustren Allstar-Kader, der den Fürsten auf Händen trägt und seinen Teil dazu beiträgt, dass das vielleicht letzte Studioalbum noch einmal ein Karriere-Highlight markiert.
Iommi weckt alte Sabbath-Erinnerungen
Eric Clapton, Zakk Wyld, Mike McCready, Dave Navarro, Jeff Beck: An der Lead-Gitarre gibt sich die Creme de la Creme der verzerrten Mariachi-Branche die Klinke in die Hand. Letztgenannter beispielsweise drückt dem verspielten Klappsmühle-Opener und der etwas cheesigen Isolationsballade "A Thousand Shades" unmissverständlich seinen Stempel auf.
Nicht nur Beck, auch die anderen alten Herren mit den überlangen Sixstring-Briefköpfen holen für Ozzy alles aus sich raus. So weckt Tommy Iommi nicht nur einmal alte Sabbath-Erinnerungen ("No Escape From Now", "Dead And Gone"). Pearl Jam-Gitarrero Mike McCready deckelt den voluminösen Mystik-Rocker "Immortal" mit psychedelischem Gefrickel. Eric Clapton schiebt eine Prise Blues hinterher ("One Of Those Days"). Die Hauptarbeit übernimmt Ozzys Buddy-Bär Zakk Wylde. Auf ihn ist auch im Spätsommer 2022 wieder Verlass.
Was neben der exzellenten Gitarrenarbeit und den nicht minder beeindruckenden Zuarbeiten von Taylor Hawkins, Duff McKagan, Robert Trujillo, Chad Smith und Chris Chaney auch noch herausragt, ist die unverwüstliche Stimmgewalt des Hauptdarstellers. Wer weiß schon, ob der gute Andrew hier und da ein bisschen nachhelfen musste. Am Ende nimmt man dieses Fragezeichen aber gerne in Kauf.
Intonationssicher und voller Leidenschaft
Schon lange präsentierte sich Ozzy nicht mehr so fokussiert, intonationssicher und leidenschaftlich wie auf den dreizehn Songs von "Patient Number 9". Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, hier stünde ein klassischer Metal-Shouter in seinen besten Jahren vor dem Mikro. Dass dem nicht so ist, wissen mittlerweile auch Millionen Musikfans, die nichts mit dem Genre am Hut haben. Ozzys Schatten ist überall, und wir können nur hoffen, dass das auch noch ein paar Jahre so bleibt. In diesem Sinne: Der Patient ist wohlauf. Drei Pommesgabeln für den Madman!
Quelle: ntv.de