"Ich liebe Rihanna!" Doro - 40 Jahre Metal-Queen
27.10.2023, 13:08 Uhr Artikel anhören
Rockt seit mittlerweile 40 Jahren: Doro.
(Foto: Jochen Rolfes / Nuclear Blast)
Nach 40 Jahren auf der Metal-Überholspur blickt Doro Pesch auf eine bewegte Karriere zurück. Stets mit ganz viel Edelstahl, Nieten und Leder im Gepäck bereiste die kleine Blondine aus Nordrhein-Westfalen die ganze Welt und performte vor Hunderttausenden Genre-Gläubigen. In diesem Jahr feiert die Königin des Metal ihren 40. "Bühnen-Geburtstag".
Neben einer amtlichen Live-Sause gibt es für die Fans auch noch ein neues Album im Jubiläumsjahr ("Conqueress - Forever Strong And Proud"). Im Interview mit ntv.de spricht die gebürtige Düsseldorferin mit der markanten Powerstimme über außergewöhnliche Duette, überraschende Sound-Vorlieben und wahrgewordene Träume.
ntv.de: Ich habe irgendwann mal den Satz von dir gelesen: "Als mein erstes Soloalbum rauskam, habe ich mich gefreut wie ein kleines Kind kurz vor Weihnachten!". 30 Jahre später erscheint nun dein Jubiläumswerk "Conqueress - Forever Strong And Proud". Ist die Vorfreude vergleichbar?
Doro: Absolut! Vielleicht bin ich sogar noch aufgeregter als damals, weil es so ein tolles und wichtiges Jahr für mich ist, und weil ich die Ideen für das Album nun auch schon seit drei Jahren mit mir rumtrage. Das muss jetzt alles raus zu den Leuten. Wir stecken jetzt gerade in den letzten Vorbereitungen. Vor zwei Tagen haben wir das Video für die neue Single "Time For Justice" abgedreht. Ein paar Tage vorher sind Die-Hard-Fans aus der ganzen Welt eingeflogen und haben sich das komplette neue Album angehört. Wir sind jetzt auf der Zielgeraden. Ich kann es wirklich kaum erwarten.
Musikalisch bleibst du deiner Linie treu. Soll heißen: Auf dem neuen Album präsentiert sich das komplette Soundspektrum des Genres. Wie auch in der Vergangenheit wieder sehr spannend: die Auswahl der Duette. Diesmal sind Sammy Amara von den Broilers und Metal-Legende Rob Halford (Judas Priest) zu Gast. Fangen wir mit Sammy an: Wie kam es zu der Kombination?
Das mit Sammy fing im letzten Dezember an, als ich von ihm zu den beiden Düsseldorfer Broilers-Konzerten als Überraschungsgast eingeladen wurde. Das war total irre. Eigentlich wollten wir da nur einen Song zusammen spielen. Aber während der Proben in meinem alten Proberaum in der Ronsdorfer Straße haben wir dann so einen coolen Vibe aufgebaut, dass wir dann auch noch den Priest-Klassiker "Breaking The Law" mit dazugenommen haben. Nach den beiden Konzerten haben wir dann beschlossen, einen gemeinsamen Song für mein Album zu schreiben. Das haben wir dann in seinem Homestudio auch gemacht. So entstand der Track "Bond Unending", ein Lied über tiefe Freundschaft - genau mein Ding!
Mit der Zusammenarbeit mit Rob Halford hast du dir einen Kindheitstraum erfüllt, richtig?
Auf jeden Fall! Rob ist einfach eine Legende. Meine ersten beiden Konzerte waren Whitesnake und Judas Priest. Das war 1980. Ich war immer ein riesengroßer Priest-Fan. 1986 haben wir mit Warlock auf den "Monsters Of Rock"-Festivals in Deutschland und England gespielt. Vor allem die Show in Castle Donington war sehr wichtig für uns, weil sich damals in England immer entschieden hat, welche neuen Bands es vielleicht auf Dauer in die großen Hallen schaffen. Wir standen da plötzlich vor 80.000 Fans und ich hatte total zittrige Beine. Aber wir haben abgeliefert und uns so eine große Tour im Vorprogramm von Judas Priest ergattert. Seitdem ist der Kontakt mit Rob nie abgebrochen.
Zwei Jahre später hast du dann in Schweinfurt bei der 88er-"Monsters Of Rock"-Auflage die Band Kiss auf der Bühne angesagt. Erinnerst du dich noch an diesen Moment?
Oh ja, als wäre es gestern gewesen. Ich bin ja auch schon immer ein großer Kiss-Fan gewesen. Ich bin damals extra von Los Angeles nach Schweinfurt geflogen - nur um eine Minute auf der Bühne zu stehen und die Band anzusagen. Ziemlich crazy.
Das war auch der Tag, an dem du Gene Simmons kennengelernt hast. Mit dem hast du dann vier Jahre später in New York dein erstes Soloalbum aufgenommen.
Ja, richtig. Wenn ich das alles so höre, dann muss ich schon zugeben, dass mir der liebe Gott wirklich all meine Träume erfüllt hat. Mit Gene in New York, das war eine extrem inspirierende Zeit für mich. Gene war ja früher Lehrer. Der hat mir in dieser Zeit so viele Dinge beigebracht. Ich weiß noch, dass wir irgendwann zusammensaßen und er mir den Blues erklärt hat - mit Hunderten Schallplatten und Konzertbesuchen. Wir waren zusammen in ganz kleinen Spelunken und haben uns Etta Jones und Dr. John angeschaut.
Trotz all dieser doch sehr besonderen Erlebnisse und Begegnungen warst du nie in irgendeinen Skandal oder in eine negative Schlagzeile verwickelt. Wie hast du das geschafft?

(Foto: picture alliance / Photoshot)
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Es gab bestimmt Hundert Möglichkeiten, um falsch abzubiegen. Aber ich war nie an dem ganzen Drumherum interessiert. Für mich war immer die Musik im Vordergrund - das war meine Droge. Klar, ich habe auch mal was getrunken und hab schon mit elf Kette geraucht. Aber mit richtigen Drogen hatte ich nie was am Hut. Nimm nur die Zeit mit Gene - damals haben wir in New York angefangen und die Platte dann in Los Angeles aufgenommen. Dort war die Hölle los. Auf dem Sunset Strip ging es jeden Abend hoch her. Ich kann mich noch erinnern, wie wir vor dem Studio standen und einer von der Band Poison plötzlich völlig zugedröhnt mit seinem nagelneuen Motorrad um die Ecke kam und sich erstmal richtig hingelegt hat. Das komplette Motorrad war Schrott. Gene und ich, wir haben uns nur stirnrunzelnd angeschaut. Gene war ja auch noch nie betrunken in seinem Leben.
Du bist jetzt seit 40 Jahren als Metal-Sängerin unterwegs. Spielst du eigentlich auch ein Instrument?
Ich habe früher ein bisschen Klavier gelernt und ich kann auch ein paar Akkorde auf der Gitarre. Aber eigentlich bin ich "nur" Sängerin. Das ist anstrengend genug. (lacht)
Apropos Klavier: "Für immer", eine deiner erfolgreichsten Balladen, wird von einem zarten Klavierthema getragen. Hast du das damals eingespielt?
Also die Idee dazu, die stammt schon von mir. Ich habe den Song dann zusammen mit Joey Balin (Treat, Ina Deter, Al Corley) geschrieben. Meist habe ich mir Klavierthemen ausgedacht - eingespielt und aufgenommen haben sie dann aber richtige Profis. Zu dem Song "Für immer" gibt's auch eine verrückte Geschichte: Den wollte die Plattenfirma ja zuerst gar nicht zulassen. Die meinten, dass ein deutscher Song nicht passen würde. Nach endlosen Diskussionen hat er es dann aber doch noch als letzter Song auf die Platte "Triumph And Agony" geschafft. Nach dem Album sind wir dann groß auf Tour gegangen und die Fans haben das Lied so dermaßen abgefeiert, dass die Plattenfirma eingeknickt ist und sofort eine Single-Offensive angestoßen hat. So nach dem Motto: Da müssen wir jetzt sofort ein Video drehen und der Song muss auch nochmal extra als Single veröffentlicht werden. So hat sich das Blatt gewendet und "Für immer" wurde einer meiner erfolgreichsten Songs.
"Für immer" ist eine ganz zarte Ballade, quasi ein Gegenstück zu den harten Songs, die man sonst von dir kennt. Welche Musik hörst du privat?
Ich bin im Herzen natürlich eine Rockerin. Ich bin mit Glamrock aufgewachsen. T. Rex, Sweet, all die ganzen Bands der 70er: Das waren meine Helden. Danach kam irgendwann die New Wave Of British Heavy Metal dazu, mit Bands wie Judas Priest und Iron Maiden. Aber ich höre natürlich auch andere Musik. Ich bin da eigentlich ziemlich offen. Es muss mich halt berühren. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal "Nothing Compares 2 U", von Sinéad O'Connor gehört habe. Das war ein richtig magischer Moment. Ich finde auch gut gemachten Pop toll. Rihanna zum Beispiel hat eine irre Stimme. Oh ja, ich liebe Rihanna! Musik muss mich einfach catchen. Dann ist es eigentlich egal, um welches Genre es geht.
Ganz viel Live-Musik gibt es am 28. Oktober in deiner Heimatstadt Düsseldorf auf die Ohren, wenn du zur großen Live-Jubiläumsshow in der Mitsubishi Electric Halle einlädst. Was können deine Fans erwarten?
Das wird natürlich eine richtig große Show werden. 40 Jahre: Das ist schon eine ganz schön lange Zeit, da haben sich viele Songs angesammelt, die nicht nur mir, sondern auch meinen Fans sehr viel bedeuten. Die werde ich natürlich alle performen. Und dann werden natürlich auch einige sehr interessante und tolle Überraschungsgäste mit am Start sein. Ich freue mich schon richtig drauf.
Mit Doro sprach Kai Butterweck
Quelle: ntv.de