Musik

Der Name ist Programm Georg Auf Lieder, von der Straße in die Halle

Da isser - und da bleibt er.

Da isser - und da bleibt er.

Georg Auf Lieder macht seinem Namen alle Ehre. Seine Lieder sind authentisch, ehrlich, handgemacht. Sein Weg verlief mit Umwegen, aber jetzt ist er angekommen. Fast - wann kommt man schon an als Vollblutmusiker?

Eines Tages werde ich dem Dudelsackspieler einen Eimer Wasser, wenn nicht gar Teer, über den Kopf schütten. Ich werde das Fenster im achten Stock öffnen und gut zielen. Ich werde Opfer unter etwaigen Passanten in Kauf nehmen, aber das soll es mir wert sein. Dachte ich noch bis vor Kurzem, wenn der Typ im Rock wieder sein Instrument ansetzte und STUNDENLANG ohne Unterbrechung "Greensleeves" und andere Klassiker der irischen Volksmusik dudelte. Bis ich den anderen Mann vom Alexanderplatz kennenlernte: Georg. Georg Auf Lieder, sein richtiger Name. 

Seine Geschichte ist tatsächlich die "Vom Tellerwäscher zum Millionär-Story", wie man sie gerne hört. Gut, er war weder Tellerwäscher noch ist er bereits Millionär (oder?), aber die Tendenz geht eindeutig in die richtige Richtung. Er kommt aus Hamburg, hat neben der Musik schon immer "viele Scheiß-Jobs" machen müssen, und wollte doch immer nur eins: Musik machen. Als er eines Tages nach Berlin kam, wollte er einen kompromisslosen Cut, hier sollte es jetzt losgehen. Der Plan 2011 war vage, aber er war da. Erstmal eine Wohnung suchen – die Miete für einen Monat hatte er dabei – der Rest musste sich fügen. Also, was tun?

Gar nicht so einfach, auf der Straße einfach loszuspielen! Denken Sie doch daran, wenn Sie das nächste Mal einen Straßenmusikanten sehen.

Gar nicht so einfach, auf der Straße einfach loszuspielen! Denken Sie doch daran, wenn Sie das nächste Mal einen Straßenmusikanten sehen.

"Jetzt sieh zu, dachte ich mir! Nach zwei, drei Wochen hatte ich auch nichts mehr zu futtern. Da blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf die Straße zu stellen und die Klampfe auszupacken", erzählt Georg im Gespräch mit n-tv.de. "Ich hab‘ mich aber nicht getraut, die ersten Male. Da ist eine irre Hemmschwelle, sich einfach so hinzustellen und von einer Sekunde auf die andere loszusingen." "Du bist also unverrichteter Dinge wieder abgezogen?" "Die ersten Mal schon", erinnert sich Georg, "aber irgendwann siegt der Hunger."

Ein Hut voller Geld = ein voller Kühlschrank

Zu übersehen ist er nicht, der Georg, und so traut er sich eines Tages dann doch. Die Leute bleiben stehen und nach einer Stunde hat er 50 Euro im Hut. "Das hab ich sonst an einem Tag verdient", lacht er. An dem Prinzip wollte er nun logischerweise festhalten und baute sich seitdem öfter auf dem Alexanderplatz auf - auf dem Platz, auf dem alle Gerüche der Welt vorbeiziehen, alle Züge der Welt (naja, fast) und vor allem aber alle Menschen, die in der Stadt ankommen, umsteigen, einkaufen gehen, ins Kino oder auf den Fernsehturm wollen.

Da steht er nun, der Georg, mit seiner Klampfe und singt über die Dinge, die er kennt, die ihn bewegen. Schon bald singen die Leute mit, er verkauft selbstgebrannte CDs. "Das war nicht besonders glamourös, aber es war eine geile  Zeit", erzählt Georg Auf Lieder. "Ich würde immer wieder auf der Straße spielen." Aber Konzerte geben und auf die Straße nicht mehr angewiesen sein zu müssen ist doch noch cooler, fügt er hinzu und lacht laut: "Wenn man die Miete in der Tasche hat, ist es schon ein geiles Gefühl, auch wenn ich auf der Straße viele schöne Momente erlebt habe. Man lernt Menschen besser kennen, und vor allem lernt man Menschen kennen, die man vorher nie so kennengelernt hätte."

Was erfordert mehr Mut, Straße oder Konzert? "Auf der Straße kämpfst du jede Sekunde, bei einer Tour sind die Leute da – und du musst ihre und die eigenen Erwartungen erfüllen, auch nicht einfach." Wohl war, scheint ihm aber schon öfter gelungen zu sein in der Zwischenzeit. 

"Möwen"

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Denn es kam einer vorbei, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der in der Musikindustrie eine Rolle spielt. "Der Kumpel von meinem jetzigen Manager hat mich gesehen und wollte sich mit mir treffen. Wir haben gemerkt, dass wir ähnliche Ambitionen haben. Tja, und dann ging's los mit der Zusammenarbeit." Er hat dann ein paar Showcases gespielt, einen Verlagsvertrag bekommen, und es sprach sich rum, dass da einer ist, der was kann. "Und plötzlich waren bei einem Konzert viele Menschen von Plattenfirmen da", erzählt er, noch immer fast erstaunt. Bei Universal schlug er dann zu. Er spielte Supports für Rea Garvey, Milo, Amy McDonald - das Tempo überraschte ihn selbst. Im August 2014 kam dann sein erstes Album und in diesen Tagen erschien seine neueste Single "Möwen", die erst auf dem nächsten Album drauf sein wird .

Der 26-Jährige hatte nie ein Netz oder doppelten Boden - Musik ist sein Ding, er wollte nie etwas anderes machen. Als er mit 17 die Schule verließ und eine Punk-Band gründete, war er "nur" Gitarrist, hat aber so ziemlich alle Songs geschrieben.  Er wollte immer nur "Mucke", musste das aber durch Jobs an der Tankstelle, mit Werbung verteilen oder im Call Center kompensieren. Und eine CastingShow kam ihm nie in den Sinn? "Ich wurde gefragt, ja, zwei Mal, und ich respektiere das total. Aber für mich wäre das nichts gewesen. Es war mir zu kalkuliert, ich wollte mein eigenes Ding, und vor allem keine Coversongs singen."

Seine Texte erzählen aus Georgs Leben, aber natürlich auch erfundene Geschichten. "Meine Emotionen sind echt", sagt er. "Ich hatte lange Zeit für mein erstes Album. Jetzt beim zweiten muss es etwas schneller gehen, das ist schon was anderes." Überhaupt wirkt der ganze Kerl extrem authentisch, und das wird seinen Erfolg ausmachen. Retorten-Püppchen haben wir genug, die Menschen wollen echte Gefühle. Georg nimmt man auf jeden Fall ab, dass er auf dem Teppich geblieben  ist, auch wenn er jetzt so richtig durchstartet: "Ich hab' immer noch dieselben Kumpel wie früher." Das glaub' ich ihm sofort.

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Georg Auf Lieder geht jetzt mit Juli auf Tour:

15.03. WUPPERTAL, Live Club Barmen
16.03. KÖLN, Gloria-Theater
18.03. MÜNCHEN, Ampere / Muffatwerk
19.03. STUTTGART-WANGEN, LKA-Longhorn
20.03. LEIPZIG, Täubchenthal
21.03. LUXEMBOURG-CITY, DEN ATELIER
23.03. AURICH, Stadthalle Aurich
24.03. HAMBURG, Gruenspan
25.03. FLENSBURG, MAX
27.03. BERLIN, C-Club
15.05. KAISERSLAUTERN, Kammgarn

Quelle: ntv.de

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