Musik

Zehn Jahre nach "The Voice" Ivy Quainoo mischt jetzt "Hamilton" auf

13.10.2022, 16:33 Uhr
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Ist jetzt auch Musical-Star: Ivy Quainoo. (Foto: picture alliance/dpa)

Vor zehn Jahren gewinnt Ivy Quainoo die allererste Staffel von "The Voice of Germany". Seither ist viel passiert in ihrem Leben. Seit Kurzem steht sie in Hamburg im Musical "Hamilton" auf der Bühne. Mit ntv.de spricht sie über die neue Erfahrung, ihre Schauspieleinsätze und darüber, wie sie sich verändert hat.

Vor zehn Jahren gewinnt Ivy Quainoo die allererste Staffel von "The Voice of Germany". Seither ist viel passiert in ihrem Leben. Seit Kurzem steht sie in Hamburg im Musical "Hamilton" auf der Bühne. Mit ntv.de spricht sie über die neue Erfahrung, ihre Schauspieleinsätze und darüber, wie sie sich verändert hat.

ntv.de: Erst einmal Glückwunsch zu Ihrer Rolle in "Hamilton". Tatsächlich ist es Ihre erste Rolle in einem Musical. Wie fühlt sich das an?

Ivy Quainoo: Es ist für mich sehr spannend. Ich hatte mich mit dem Thema Musical bisher nicht groß befasst. Aber als ich gehört habe, dass "Hamilton" nach Deutschland kommt, war mir klar: Ja, da möchte ich dabei sein.

Was macht "Hamilton" für Sie so besonders?

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Quainoo schlüpft in die Rolle von Eliza, Frau des Titelhelden Alexander Hamilton (Benét Monteiro). (Foto: picture alliance/dpa)

In erster Linie, dass so viel Wert auf das Storytelling gelegt wird. Natürlich enthält "Hamilton" mit den Songs und den Choreografien all die Aspekte, die man bei einem Musical erwartet. Aber um ein Gefühl für das Stück zu entwickeln, muss man intensiv der Story folgen, die einen Zeitraum von 30 Jahren abdeckt. Das macht es so einzigartig und atemberaubend.

Kommt Ihnen entgegen, dass die Musik stark von Hip-Hop, Soul und R'n'B geprägt ist?

Ja, schon. Es ist aber auch poppig - vom Pop komme ich ja eigentlich her. (lacht) Ich finde es auf jeden Fall gut, dass hier mit den Hip-Hop- und R'n'B-Einflüssen musikalisch etwas völlig Neues ausprobiert wird, was man bisher wenig in Musicals gehört hat.

Das Stück dreht sich um eine historische Thematik. Sind Sie geschichtsinteressiert?

Ja, während der Schulzeit war ich es auf jeden Fall. Danach hat es etwas nachgelassen, doch an sich interessiert mich Geschichte schon. Ich glaube aber, wenn man älter wird, lernt man, dass Geschichte subjektiv ist. Genau das zeigt sich auch an diesem Stück: "Hamilton" beleuchtet ja das Leben eines Menschen, der in der Geschichte eher vergessen wird.

Sie übernehmen dabei die Rolle von Eliza Hamilton, der Ehefrau des amerikanischen Gründervaters Alexander Hamilton. Was macht für Sie diese Frau aus?

Dass sie nicht "nur" seine Ehefrau war, sondern auch seine starke Partnerin. Die beiden haben viel zusammengearbeitet. Sie hat ihm bei seinen Reden und fast allem, was er im Kongress eingebracht hat, geholfen. Grundsätzlich war es eine Beziehung auf Augenhöhe, in der er ihr aber auch manchmal durch seine Unüberlegtheit Schmerz zugefügt hat. Sie war eine starke Person, die alles mit ihm durchgemacht und dennoch gesagt hat: Ich bleibe - aus Überzeugung.

Sie haben sowohl als Sängerin als auch als Schauspielerin viele Erfahrungen gesammelt. Was ist denn in diesem Fall die größte Herausforderung - das Singen, das Schauspiel oder die Kombination?

Ganz sicher die Kombi, wobei es musikalisch und gesanglich auch wirklich anspruchsvoll ist. Wir haben bei den Proben immer erst mit der Musik angefangen. Zunächst haben wir auf Englisch mitgesungen - wir kannten ja die Songs vom Broadway. Das Ganze dann in die deutsche Sprache zu übertragen, war noch einmal eine ganz andere Erfahrung. Als Schauspielerin haben mir in meiner Performance die Story und das starke Buch sehr geholfen, alles nachzuvollziehen. Und am Ende soll dann ja für die Zuschauer ohnehin alles ganz easy und leicht aussehen.

Sie haben die Schauspielschule in New York besucht und waren just in diesem Jahr auch im ARD-Fernsehfilm "Familienerbe" zu sehen. Sieht ganz so aus, als wollten Sie die Schauspielerei weiter ausbauen ...

(lacht) Ja, das stimmt. Es sind schon weitere hochwertige Projekte abgedreht, die dieses oder nächstes noch Jahr kommen werden. Am 21. Oktober bin ich bei der "Soko Leipzig" zu sehen. Zudem spiele ich eine Hauptrolle in der ersten deutschen Produktion von Disney+ - dem Drama "Sam - Ein Sachse". Bei der internationalen "John Wick"-Filmreihe mit Keanu Reeves war ich an den Dreharbeiten beteiligt. Und mit dem großartigen Regisseur Simon Verhoeven habe ich für "Girl you know it's true" zusammengearbeitet. Das ist alles megacool und macht mir total Spaß.

Viele erinnern sich an Sie als Siegerin der allerersten Staffel von "The Voice of Germany". Das ist jetzt ziemlich genau zehn Jahre her. Wie denken Sie daran zurück?

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Bei "The Voice of Germany" sang sie sich damals ganz an die Spitze. (Foto: picture alliance / dpa)

Ich hatte damals eine gute Zeit während "The Voice". Ich habe viel gelernt und viele Leute kennengelernt. Manche von ihnen spielen heute immer noch eine Rolle in meinem Leben. Durch "The Voice" bekam ich zudem auch erst die finanziellen Möglichkeiten, meinen Traum von einem Schauspielstudium im Ausland zu realisieren. Deshalb habe ich "The Voice" jede Menge zu verdanken. Aber das ist jetzt zehn Jahre her und mein Fokus hat sich seither eher in Richtung Schauspiel verschoben.

Sie sagten damals, Sie seien nur durch Zufall zu "The Voice" gekommen und hätten eigentlich gar kein Interesse an einer Castingshow gehabt. Würden Sie anderen davon eher abraten?

Das kommt auf die Castingshow an. "The Voice" ist ein, vergleichsweise, guter Anfang, denke ich. (lacht) Aber das ist eine sehr individuelle Entscheidung und hängt davon ab, was jemand damit erreichen will. Deshalb fällt es mir schwer, da einen Rat zu geben. Jeder sollte für sich sehr gut reflektieren, was es ihm selbst bringt. Ich habe das damals allerdings nicht gemacht. (lacht) Ich bin einfach spontan hingegangen und habe sicher viel Glück, dass es jetzt so gut für mich läuft.

Mit "Hamilton" bleiben Sie der Musik in gewisser Weise treu. Ihr letztes Album allerdings erschien bereits 2013, nur ein Jahr nach "The Voice". Haben Sie sich von der Popmusik-Karriere bereits komplett verabschiedet oder liegt sie nur auf Eis?

Ich würde sagen, sie liegt momentan auf Eis (lacht) Ich habe zum Glück so viele andere Dinge am Start. Das Musikbusiness ist auch nicht so einfach und ich möchte das machen, was zu mir passt. Tatsächlich habe ich noch ein paar Songs in der "Schublade" und schaue da auch immer mal wieder rein. Also wer weiß, wann es dann doch mal wieder nur vors Mikrofon geht ...

Dafür spricht zum Beispiel auch, dass Sie 2018 beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (ESC) mitgemacht haben. Vergangenes Jahr waren Sie zudem Teil der deutschen ESC-Jury. Sehen wir Sie vielleicht nochmal bei dem Wettbewerb?

Ich gucke den ESC, seit ich klein bin. Und so, wie er sich entwickelt, wäre das schon noch mal interessant für mich. Aber ich müsste dann deutlich mehr Mitspracherecht haben, angefangen bei der Songauswahl bis hin zur gesamten Performance und Inszenierung. Man sieht auch, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer die Künsterlerinnen und Künstler wählen, die authentisch sind und nicht die, bei denen die Labels oder "Experten" und "Expertinnen" entscheiden, was angeblich funktioniert … Aktuell habe ich das nicht auf dem Schirm. Aber sag niemals nie.

Jetzt steht ohnehin erst einmal "Hamilton" in Hamburg an. Ein bis zwei Shows täglich sind dort bereits bis September 2023 geplant. Haben Sie mal durchgezählt, wie viele Auftritte Sie in dieser Zeit haben werden?

Nein, aber ich bin für alle Shows vorgesehen - außer, wenn ich im Urlaub oder krank sein sollte. Das ist ein echter Marathon. Viele Leute wissen gar nicht, was bei Musicals wirklich für eine krasse Leistung abgerufen werden muss. Und ich habe einen Riesenrespekt vor den tollen Kolleginnen und Kollegen, die das seit Jahren auf der Bühne durchziehen.

In einem Interview kurz nach "The Voice" haben Sie mal auf die Frage, was Sie auf keinem Fall an Ihrem Leben ändern wollen, geantwortet: "Mich!" Ist Ihnen das bis hierhin gelungen?

"Hamilton" in Hamburg

Das Musical "Hamilton" mit Ivy Quainoo ist täglich - außer montags - im Operettenhaus Hamburg zu sehen. Tickets gibt es unter anderem online zu erwerben.

Nein! (lacht) Wenn man älter wird, realisiert man, dass man sich doch etwas verändert und auch verändern muss. Was ich damit meinte, war, dass ich auf dem Boden der Tatsachen bleiben möchte und vor allem mir selbst treu bleiben will. Man weiß schließlich nie, wo einen der Weg hinführt. In einem Jahr ist man vielleicht erfolgreich, aber im nächsten klappt nichts. Da ist es schon wichtig, eine gute Erdung mit Familie und Freunden zu haben. Und das ist mir bis heute ganz gut gelungen.

Mit Ivy Quainoo sprach Volker Probst

Quelle: ntv.de

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