"Die Zukunft der Musik" Wunderkind Jake Bugg
21.11.2013, 12:52 Uhr
Mit 19 schon ein Großer: Jake Bugg.
(Foto: Universal Music)
Er ist 19 Jahre jung, doch manch einer vergleicht ihn schon mit Bob Dylan, den Beatles und Oasis. Im n-tv.de Interview spricht Jake Bugg nicht nur über sein neues Album "Shangri La", sondern auch über den Hype um ihn, seine Wurzeln und eine "Pretty Lady".
n-tv.de: Für dein Debütalbum wurdest du vor einem Jahr mit Lob geradezu überschüttet. "Wunderkind" schrieben einige über dich. Eine englische Journalistin bezeichnete dich als "Gegenentwurf zum Plastik-Pop". Und Ex-Oasis-Gitarrist Noel Gallagher sagte gar, du seist "die Zukunft der Musik". Was denkst du, wenn du so etwas hörst?
Jake Bugg: Nicht sehr viel, um ehrlich zu sein. Auch wenn das nett gemeint sein sollte, versuche ich, das auszublenden und nicht auf mich einwirken zu lassen. Ich muss einfach weiter mein Ding machen - meine Songs schreiben und meine Konzerte geben.
Mit so viel Lob verbindet sich ja auch eine gewisse Erwartungshaltung. Das macht dir keinen Druck?
Nein.
Was hält dich am Boden? Die Familie? Freunde?
Das hängt voll und ganz mit den Menschen zusammen, mit denen man sich umgibt. Wenn man sich mit Leuten umgibt, die einen schlechten Einfluss auf einen haben, hat das natürlich auch die entsprechenden Auswirkungen. Aber wenn man sich an "normale" Leute hält, sagen sie einem schon, wenn man über die Stränge schlägt.
Deine Freunde und Familie siehst du derzeit wahrscheinlich aber nicht allzu oft …
Nein, nicht wirklich. Aber als ich meine Tour durch Großbritannien beendet hatte, waren meine Freunde mit im Tourbus. Das war ziemlich cool.
Du stammst ja aus Clifton in Nottingham, was nicht gerade als ein reicher Bezirk gilt. Man sagt, du hättest Arbeiterklassen-Wurzeln. Hast du Sorge, diese mit dem Erfolg zu verlieren?
Ich glaube nicht, dass man seine Wurzeln verliert. Man weiß immer, wo man herkommt. Ich werde Clifton nie vergessen - es hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Aber letztlich geht es doch darum, wo man hin will. Ich glaube niemand, der dort lebt, hätte etwas gegen ein besseres Leben. Da draußen ist eine große Welt - und ich wollte sie einfach sehen.
Dein Leben wurde seit der Veröffentlichung deines Debüts praktisch auf den Kopf gestellt. Wie hat dich das verändert?
Ich glaube, ich bin aufgeschlossener geworden. Man trifft ja ständig neue Leute. Und andere Lebenswege kennenzulernen, lässt einen über manche Dinge ein wenig anders denken. Zugleich schleicht sich aber auch ein gewisser Zynismus ein, weil man begreift, was für ein Spiel das alles in dieser großen Industrie ist, in der wir stecken. Und wenn man es mal nicht spielen will, werden einige Leute sauer.
Du hast also viel gelernt …
Ich glaube. Nein, ich hoffe. (lacht)
Auftritt bei einem der größten Festivals der Welt in Glastonbury, Vorprogramm der Rolling Stones im Hyde Park und Touren unter anderem durch die USA, Australien und Neuseeland - das sind nur einige der Dinge, die im vergangenen Jahr bei dir passiert sind. Was war dein Highlight?
Ich habe das alles genossen. Aber es war auch anstrengend. Deswegen würde ich jetzt tatsächlich die Aufnahme meines zweiten Albums als Highlight nennen. An nur einem Ort zu sein, noch dazu einem sehr schönen auf dieser Welt, und dort Musik zu machen, war wie Ferien für mich - die reinste Therapie.
Genau genommen hast du das Album in Malibu aufgenommen - in den dortigen Studios von Starproduzent Rick Rubin. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen?
Mein Management hat bei ihm angefragt - und er hat ja gesagt. Ich wusste gar nicht, was für ein Ansehen er genießt. Für mich war er einfach nur ein Produzent, mit dem ich eine großartige Zeit dabei hatte, das Album zu machen. Aber er ist ein wirklich toller Mensch, der zu einem Freund von mir geworden ist.
In einem anderen Interview hast du gesagt, er sei für dich "nur ein Typ mit einem Bart" gewesen ...
Ja, das war er auch.
Inzwischen weißt du aber besser über ihn Bescheid …
Ja, aber ich kenne natürlich immer noch nicht alles, was er gemacht hat. Manchmal hat man ja den Eindruck, dass er wirklich hinter allem steht.
Rick Rubins Studios nennen sich "Shangri La". So hast du auch das Album genannt. Warum?
Weil es sich sehr friedvoll für mich dort angefühlt hat. Und "Shangri La" ist ja eine Art Synonym für das Paradies. Die Musik und die Texte auf dem Album sind an vielen Stellen ziemlich düster. Das hat wieder mit dem Jahr zu tun, das hinter mir liegt. Es ist schwer, das zu artikulieren und anderen zu erklären - nicht viele Menschen machen so eine Erfahrung. Am besten kann ich das durch meine Songs zum Ausdruck bringen. Deswegen bin ich froh, dass ich dieses Album machen und so zur Ruhe kommen konnte.
Aber nach gerade mal einem Jahr schon ein zweites Album zu machen, ist doch auch stressig …
Es hat sich aber richtig angefühlt. Wir haben uns in dem Studio getroffen, um zwei Songs aufzunehmen - und am Ende waren es 20. Das hat sich ganz natürlich ergeben.
Hattest du zumindest einige der Songs schon vorher in der Schublade oder sind die auch alle erst jetzt entstanden?
Ein, zwei Ideen hatte ich vielleicht schon länger im Kopf, ohne sie auszuarbeiten. Aber eigentlich sind die Songs alle neu entstanden.
Wenn du "Shangri La" mit deinem Debüt vergleichst - wo siehst du die wesentlichen Unterschiede und musikalischen Entwicklungen?
Das erste Album hat sich nur wie eine Liste von Songs angefühlt. Dieses Album indes fühlt sich auch an wie ein Album - es ist in sich geschlossener. Es ist komplett an einem Ort entstanden und nicht über zig Studios verteilt.
Du hast auch gesagt, deine Texte seien jetzt "philosophischer" als auf dem ersten Album. Inwiefern?
Sie sind nicht mehr so beobachtend. Es geht mehr um das, was sich in mir abspielt. Da sind wir wieder bei dem Thema, wie schwer es ist, die verrückten Dinge, die ich erlebt habe, zu erklären. Ich glaube, das ist leichter zu verstehen, wenn man seinen Blick auf das Innere und nicht das Drumherum richtet.
Du hast das Album mit einer Gruppe sehr erfahrener Musiker eingespielt, darunter etwa auch Chad Smith, der Schlagzeuger der Red Hot Chili Peppers. Sie alle waren mindestens doppelt so alt wie du. Ist das nicht manchmal auch komisch?
Nein, das ist großartig. Ich lerne von ihnen doch jede Menge - wie man sich als Musiker entwickelt und besser wird. Das ist außerordentlich inspirierend. Mit jemandem wie Chad Smith zu spielen, bringt einen auf jeden Fall voran.
Hast du je den Wunsch gehabt, in einer Band zu spielen?
Ich habe ja früher in ein paar Bands gespielt. Aber ich habe schon immer mein eigenes Ding gemacht. Mir gefällt die Vorstellung, beim Songwriting nicht von anderen abhängig zu sein.
Bist du ein Einzelgänger?
Ich würde einfach nur sagen, ein Solokünstler und Songwriter.

Über sein Verhältnis zu Topmodel Cara Delevingne redet er nicht wirklich gerne.
(Foto: Universal Music)
Es gibt einen Song namens "Pretty Lady" von dir, der es nicht auf das Album geschafft hat ...
Ja, er handelt davon, dass sich alle anderen ihre Geschichte zusammenreimen und irgendwelches Zeug erzählen. Und die Frage: Warum sollen die ihre Geschichte kriegen und nicht ich?
Geht es in dem Song um Cara Delevingne?
Es geht um Geschichten.
Warum hat es der Song nicht auf das Album geschafft?
Weil er nicht stark genug war. Eigentlich sollte er ja aufs Album, aber dann habe ich "Kitchen Table" vollendet - der Song war einfach besser.
Deine angebliche Romanze mit Cara Delevingne wurde speziell von der britischen Presse ja ziemlich hochgejubelt. Ist das eine der Schattenseiten deines Erfolgs?
Eigentlich ist es mir egal, was die Leute über mich wissen. Aber die Leute sind so aufdringlich und machen so viel Lärm um Dinge, die für die Menschen total bedeutungslos sind. Es gibt da draußen echt wichtigere Dinge zu berichten als über zwei Promis, die miteinander abhängen. Das ist lächerlich.
Du bist gerade mal 19. Machst du dir Gedanken darüber, wie es mit dir als Musiker weitergeht?
Wahrscheinlich werde ich immer Musik machen und um die Welt zu reisen. Ich wüsste gar nicht, was ich sonst tun könnte. (lacht)
Mit Jake Bugg sprach Volker Probst
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Jake Bugg befindet sich derzeit in Deutschland auf Tour: Köln (24.11.), Hamburg (29.11.), München (03.12.)
Quelle: ntv.de