"Das Monster von Kassel"Der Frankfurter "Tatort" im Schnellcheck

Plastikmüll ist ein Problem, insbesondere wenn sich Leichenteile darin befinden. Die Spur führt nach Kassel, wo der mysteriöse Maarten Jansen versucht, die Kommissare Broich und Janneke auszutricksen - eine etwas unfertige Lektion in Sachen toxische Männlichkeit.
Plastikmüll ist ein Problem, insbesondere wenn sich Leichenteile darin befinden. Die Spur führt nach Kassel, wo der mysteriöse Maarten Jansen versucht, die Kommissare Broich und Janneke auszutricksen - eine etwas unfertige Lektion in Sachen toxische Männlichkeit.
Das Szenario
Maarten Jansen (Barry Atsma) kann sie alle haben: Der attraktive TV-Talker wird überhäuft mit Fanpost, vornehmlich von weiblichen Zuschauern. Dass die sich nicht nur auf den mitgeschickten Fotos räkeln, sondern dem Mann vom Fernsehen auch im wirklichen Leben knapp bekleidet zu Füßen liegen, scheint lange niemandem aufzufallen. Bis sein Stiefsohn Luke dahinterkommt und beginnt, den nur mäßig geliebten Ersatzdad zu erpressen. Der wiederum ist skrupelloser, als Luke es wohl geahnt hatte, bringt ihn kaltblütig um und verteilt die sterbliche Einzelteile auf Plastiksäcke und in der Frankfurter Umgebung.
Auftritt Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich), die es nach der Identifizierung des Toten in dessen Heimatort, nach Kassel, führt. So richtig Bock haben beide nicht, arrangieren sich jedoch zügig mit der Situation vor Ort. Brix geht mit der Kasseler Kollegin Lauritzen (Christina Große) essen, Janneke muss sich mit Pizza und billigem Rotwein begnügen. Dem täglichen Teamwork tut das dennoch keinen Abbruch, bis zum großen Schlussbild, da die geprellten Ex-Liebschaften für den mordenden TV-Talker Spalier stehen.
Die eigentliche Botschaft
Mit der Botschaft hat es "Das Monster von Kassel" nicht so sehr, versucht sich stattdessen am Psychogramm einer männlichen Mogelpackung, dem telegenen Talkshow-Host, der für die Aufrechterhaltung des schönen Scheins bereit ist, den Sohn seiner Ehefrau zu töten.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Über den schicken Barry Atsma möglicherweise und dass man den für seine Rolle in der Mini-Serie "Bad Banks" 2018 mit dem Deutschen Schauspielpreis ausgezeichneten gebürtigen Londoner durchaus öfter sehen könnte.
Der Plausibilitätsfaktor
Da ächzt es im Gebälk: Dass Jansen die fünf, sechs Dutzend Liebschaften vor seiner Frau geheimhalten konnte, mag man sich mit anderthalb zugedrückten Augen vielleicht noch vorstellen. Dass keine von den geprellten Geliebten den Weg in die Öffentlichkeit sucht, kein Selfie, keine Sexting-Nachricht oder sonstige verfängliche Digitalbezeugung das Licht der Öffentlichkeit erblickt, die Frauen stattdessen mit handschriftlichen Briefen und angetackerten Fotos (allesamt nahezu in derselben Pose) den Startalker bezirzen … das ist sooo 90er. Wie ein Fremdkörper auch Polizeichef Cariddi (Bruno Cathomas), der im Geschehen derart aus dem Rahmen fällt, als hätten die Drehbuchautoren Brüggenthies und Heller eine Wette verloren oder würden erpresst und die hanebüchen absurden Szenen mit Cariddi seien ein "geheimes" Zeichen an die Erpresser.
Die Bewertung
6 von 10 Punkten. Solide Krimi-Ware, die ihr Blatt dennoch nicht vollends ausspielt, dem titelgebenden Killer zu wenig Profil verleiht. Viel Kassel, wenig Monster.