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Düsteres zum Einstand Der Saarland-"Tatort" im Schnellcheck

Die neuen Saarbrücker Kommissare: Adam Schürk (Daniel Sträßer, l.) und Leo Hölzer (Vladimir Burlakov).

Die neuen Saarbrücker Kommissare: Adam Schürk (Daniel Sträßer, l.) und Leo Hölzer (Vladimir Burlakov).

(Foto: SR/Manuela Meyer)

Die meisten "Tatort"-Fans verbinden mit Saarbrücken wohl vor allem alberne Krimikost zum Fremdschämen. Zwei junge Ermittler schicken sich an, das Image des Saarlands zu ändern: Es wird düster. Wird es auch gut?

Das Szenario

Kommissar Schürk (Daniel Sträßer) lässt sich nach langer Abwesenheit zurück in seine Heimatstadt Saarbrücken versetzen und landet in der Abteilung seines Jugendfreunds Hölzer (Vladimir Burlakov). Der kann seinen Augen kaum trauen: Schürk und Hölzer verbindet eine harte Kindheit und ein traumatisches Ereignis, das mit Schürks sadistischem Vater zu tun hat. Endlich wieder vereint, haben die beiden Ermittler gleich in ihrem ersten gemeinsamen Fall mit einer Familie zu tun, die noch eine ganze Ecke verrotteter daherkommt als die eigene.

Patriarch der übelsten Sorte: Bernhard Hofer (Dieter Schaad).

Patriarch der übelsten Sorte: Bernhard Hofer (Dieter Schaad).

(Foto: SR/Manuela Meyer)

Die Hofers führen seit mehreren Generationen ein erfolgreiches Textilunternehmen, und zwar vor allem mit Härte und Unnachgiebigkeit. Als Patriarch Bernhard (Dieter Schaad) mit über 90 endlich abtritt, stirbt sein Nachfolger noch in derselben Nacht. Schürk und Hölzer graben sich bei ihren Ermittlungen buchstäblich metertief durch Aktenberge und stoßen dabei auf schockierende Verbrechen aus der Nazizeit, die niemals restlos aufgeklärt wurden.

Die eigentliche Botschaft

"Er war egoistisch, gewalttätig und gemein", sagt die Frau des Ermordeten über ihren Ehemann - und damit offenbar bestens geeignet für die Nachfolge des florierenden Textilunternehmens. Leider zählen Ellbogen und ein gewisses Maß an Gewissenlosigkeit immer noch bei nicht wenigen zu den angestrebten Attributen eines Geschäftsmannes - damals wie heute. Doch der Sadismus der Väter und Großväter verhält sich am Ende des Tages wie ein Bumerang.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Die Szene, in der der patriarchalische Großvater am Frühstückstisch sitzt, über seine fehlenden Enkel schimpft (einer unentschuldigt, der andere ermordet) und sich währenddessen Wodka in seine Cornflakes schüttet. Ekliger geht's kaum.

Der Plausibilitätsfaktor

Hoch mit gelegentlichen Aussetzern: Noch immer gibt es nicht wenige deutsche Unternehmen, deren Rolle in der Nazizeit nicht ordentlich beleuchtet wurde. Dass allerdings eine 90-jährige Oma aus einem Mann in den besten Jahren ein grün-blaues Wimmelbild macht, sorgt für hochgezogene Augenbrauen.

Die Bewertung

8,5 von 10 Punkten. "Das fleißige Lieschen" ist ein (fast) rundum gelungener Neustart für die Saarbrücker, die unrühmlichen Stellbrink-Zeiten sind offenbar ein für allemal vorbei.

In einer ersten Version dieses Texts schrieben wir, dass der Nachfolger ermordet wurde. Das stimmt technisch so nicht, er wurde erst posthum misshandelt - wir haben die entsprechende Stelle geändert.

Quelle: ntv.de

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