Technik

Keine Vergnügungstour Olsen forscht im All

Kein Raumfahrer an Bord einer russischen Sojus-Kapsel dürfte je so schlecht die Sprache der Hausherren beherrscht haben wie der US-Unternehmer Gregory Olsen (60). "Seine Kenntnis des Russischen lässt doch zu wünschen übrig", sagte der Chef des Moskauer Kosmonauten-Ausbildungszentrums, Waleri Korsun, in ungewohnter Offenheit. Nicht nur wegen drohender Schwierigkeiten bei der Kommunikation im Weltall stand die Reise des Weltraumtouristen zur Internationalen Raumstation (ISS) lange Zeit in Frage.

Im Juni 2004 schien Olsens Traum vom All zunächst geplatzt zu sein. Der Astronautenlehrling hatte die Trainingsrunden in der Zentrifuge nicht vertragen, in der die enormen Körperbelastungen beim Start und bei der Landung simuliert werden. Doch Olsen gab nicht auf.

Hartnäckiges Training des Amerikaners und der Reiz der umgerechnet 17 Millionen Euro, die Olsen für seinen Abenteuertrip zu zahlen bereit war, ließen die Russen ein Auge zudrücken. Der studierte Physiker und Elektroingenieur hat sich die Reisekosten nicht vom Mund absparen müssen. Mit der Entwicklung optischer Technik verdiente er ein Vermögen. Im Jahr 2000 hatte er ein von ihm gegründetes Unternehmen für umgerechnet knapp 600 Millionen Euro verkauft.

Olsen ist der dritte Weltraumtourist in der Geschichte der bemannten Raumfahrt. Aber weder der Landsmann Dennis Tito 2001 noch der Südafrikaner Marc Shuttleworth im Folgejahr hatten einen derart hohen wissenschaftlichen Anspruch wie Olsen.

Bei seinem einwöchigen Aufenthalt auf der ISS will Olsen Kristalle züchten und die Erkenntnisse auch für sein Unternehmen nutzen. Außerdem nimmt er an einem Projekt der Europäischen Weltraumagentur ESA teil, das die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper erforscht. Den Begriff Weltraumtourist mag Olsen weniger. Er sieht sich eher als privater Forscher.

Ein wenig versteht der in Brooklyn, N.Y., geborene Olsen seine Abenteuerreise auch als Mission. "Ich möchte die Jugend von heute ermutigen, große Träume zu haben. Wenn ich es schaffen kann, könnt ihr es auch", verkündete er vor dem Start, den 30 Familienangehörige auf dem Weltraumbahnhof Baikonur beobachteten.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen