Zum Oralsex gezwungen Anwalt vergewaltigt geflüchteten Mandanten
12.12.2023, 11:26 Uhr Artikel anhören
Die Ermittlungen dauern nach Hinweisen auf weitere Opfer des Anwalts an.
(Foto: Lino Mirgeler/dpa/Symbolbild)
Es ist ein schwerer Fall von Machtmissbrauch: Ein Reutlinger Rechtsanwalt soll einen jungen Mann aus Nigeria in einem Asylverfahren vertreten. Doch der 71-Jährige missbraucht seinen Mandanten und bedroht ihn danach mit dem Tod. Er wird überführt, weil das Opfer sich zur Wehr setzt.
Weil er seinen Mandanten vergewaltigt hat, ist ein Rechtsanwalt zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Amtsgericht Reutlingen sprach am Montag zudem ein Berufsverbot von drei Jahren gegen den 71-Jährigen aus. Das berichtet die "Bild"-Zeitung.
Der Anwalt hat die Tat gestanden. Er hat sein Opfer, einen 31-jährigen Mann aus Nigeria, in dessen Asylverfahren vertreten. Dieses Machtverhältnis nutzte er aus, um dem Geflüchteten eine sexuelle Störung einzureden, die angeblich bei 90 Prozent der Asylbewerber aus Afrika vorkommen würde. Aus diesem Grund sei er gerichtlich verpflichtet, den Mandaten körperlich zu untersuchen.

(Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)
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Der Anwalt gaukelte dem Nigerianer vor, der Beleg einer solchen Störung würde sich positiv auf sein Asylverfahren auswirken. Dann zog er ihm einen Gummiring über den Penis und praktizierte an ihm Oralverkehr bis zum Samenerguss. Bei einem zweiten Kanzlei-Besuch sagte der Anwalt, er müsse feststellen, "ob du zu früh kommst". Diesmal zeichnete der Mandant das Gespräch jedoch heimlich auf.
Der Anwalt soll seinem Opfer mit der Ermordung gedroht haben, sollte er jemand von den Übergriffen erzählen, sagte der Staatsanwalt im Prozess laut "Bild"-Zeitung. Dennoch hat sich der Geflüchtete einer Anwältin anvertraut. Beide erstatteten Anzeige bei der Polizei.
"Ich bin übergriffig geworden"
Im Prozess ließ der 71-Jährige der Zeitung zufolge über seinen Anwalt erklären: "Ich bin übergriffig geworden und habe meine berufliche Stellung ausgenutzt." Das Gericht verurteilte ihn zu einer Zahlung von 5000 Euro Schmerzensgeld an das Opfer sowie insgesamt 30.000 Euro an gemeinnützige Organisationen.
Der Richter sprach im Prozess von einem ungewöhnlichen Fall von Vergewaltigung, berichtet der SWR. Auch wenn die Tat nicht der landläufigen Vorstellung entspreche, handele es sich laut Gesetz um eine Vergewaltigung. Der Rechtsanwalt habe das Vertrauen seines Mandanten in schändlicher Weise missbraucht.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Ein Polizeibeamter sagte der "Südwest-Presse", es gebe Hinweise auf weitere Opfer des Anwalts. Bei Durchsuchungen der Wohn- und Arbeitsräume des Mannes seien Bilder von Geschlechtsteilen weiterer mutmaßlicher Mandanten gefunden worden. Die Ermittlungen dauern an.
"Ich bin froh, dass mir die Aussage erspart blieb. Ich schäme mich", sagte der 31-jährige Nigerianer der "Bild"-Zeitung. Er lebt seit 11 Jahren in Deutschland und arbeitet als Staplerfahrer. Sein Asylantrag sei zwar abgelehnt worden, aufgrund der Vollzeitbeschäftigung hoffe er aber auf ein Bleiberecht.
Quelle: ntv.de, mdi