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"Situation ist katastrophal" Apotheken gehen die Kinder-Antibiotika aus

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Manche Apotheken haben bereits keine Säfte für Kinder mehr im Angebot.

Manche Apotheken haben bereits keine Säfte für Kinder mehr im Angebot.

(Foto: IMAGO/Rolf Poss)

Nachdem im letzten Herbst Schmerzmittel und Fiebersäfte für Kinder gefehlt haben, sind es nun Antibiotika. Laut dem Deutschen Apothekerverband werde es immer schwieriger, Patienten zu versorgen. Landesbehörden sollen jetzt besser reagieren können.

Wegen eines Versorgungsmangels bei antibiotikahaltigen Säften für Kinder können Landesbehörden zukünftig flexibler auf Lieferengpässe und dergleichen reagieren. Das teilte das Bundesgesundheitsministerium in Berlin mit. Dem vorausgegangen war eine Bekanntmachung des Mangels von Antibiotika im Bundesanzeiger am vergangenen Dienstag.

Der aktuelle Mechanismus habe in Kraft gesetzt werden können, weil beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Art Frühwarnsystem eingerichtet sei. Die Feststellung eines Versorgungsmangels durch das Ministerium ist Voraussetzung dafür, dass Landesbehörden im Einzelfall und befristetet von Vorgaben des Arzneimittelgesetzes abweichen dürfen, wie es in einer generellen Erläuterung des Bundesinstituts heißt. Zum Beispiel dürften Behörden Chargen von Arzneimitteln freigeben, auch wenn sie nicht die letztgenehmigte Version der Packungsbeilage haben.

Der Deutsche Apothekerverband sprach von einem überfälligen Schritt und forderte von den Behörden möglichst wenig Bürokratie. In der Bekanntmachung des Bundesgesundheitsministeriums vom 25. April heißt es, bei den antibiotikahaltigen Säften handele es sich um Arzneimittel, die zur Vorbeugung oder Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen eingesetzt würden. Für diese Arzneimittel stehe oftmals keine alternative gleichwertige Arzneimitteltherapie zur Verfügung. Das Ministerium will bekannt machen, wenn der Versorgungsmangel nicht mehr vorliegt.

Das Frühwarnsystem soll mit einem Gesetzentwurf ausgebaut werden, den das Kabinett Anfang April auf den Weg gebracht hat, erläuterte das Ministerium. Ressortchef Karl Lauterbach hatte dazu deutlich gemacht, dass damit Reaktionsmechanismen verbessert werden sollen. Lieferengpässe wie im jüngsten Winter sollten so vermieden werden.

Verband über Mechanismus: Längst überfällig

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"Antibiotika sind lebenswichtige Arzneimittel, aber die Liefersituation ist derzeit katastrophal", kritisierte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Hans-Peter Hubmann. Trotz großen Aufwands werde es für die Apotheken immer schwieriger, ihre Patientinnen und Patienten in akuten Situationen zu versorgen. "Bei behandelbaren Krankheiten wie Scharlach muss teilweise auf Reserve-Antibiotika zurückgegriffen werden, die eigentlich nur in bestimmten Ausnahmefällen eingesetzt werden sollten, wenn Resistenzen gegen Standard-Antibiotika auftreten."

Das Feststellen des Versorgungsengpasses für Antibiotika-Säfte für Kinder sei längst überfällig, sagte Hubmann. "Die Länderbehörden müssen nun schnell und entschlossen handeln - und ihren gesetzlichen Ermessensspielraum nutzen." Es komme darauf an, zusätzlichen bürokratischen Aufwand zu vermeiden, wenn man auf Ersatzpräparate ausweichen könne - etwa durch Einzelimporte aus anderen Ländern.

Quelle: ntv.de, rog/dpa

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