"Deutschland etwas sicherer"Behörden registrieren weniger Straftaten

Alljährlich gibt das BKA einen Überblick über die Kriminalitätslage im Land. Knapp 5,3 Millionen Straftaten wurden den Behörden gemeldet - etwas weniger als im Vorjahr. Doch es gibt auch Felder, in denen die Entwicklung besorgniserregend ist.
Es ist eine gute Nachricht in schwierigen Zeiten: Die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten ist im vergangenen Jahr erneut gesunken. "Deutschland ist wieder ein Stück sicherer geworden", sagte ein hochzufriedener Bundesinnenminister Horst Seehofer. Und weist darauf hin, dass die Zahl der Straftaten trotz des gleichzeitigen Wachstums der Bevölkerung - allein von 2018 bis 2019 kamen rund 226.900 Menschen hinzu - gesunken sei. Laut der bundesweiten Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts (BKA) wurden 2019 rund 5,27 Millionen Straftaten von der Polizei erfasst. Das entspricht einem Rückgang um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Verstöße gegen das Ausländerrecht sind in dieser Zahl nicht enthalten.
Doch die Statistik offenbart auch Entwicklungen, die betroffen machen: die Zunahme beim sexuellen Missbrauch von Kindern, die steigende Zahl gewalttätiger Jugendlicher und die wachsende Aggressivität, der Polizisten ausgesetzt sind. Im Deliktbereich "Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf die Staatsgewalt" stieg die Anzahl der angezeigten Fälle um acht Prozent. "Das ist Ausdruck der stetigen Aggressivität gegen die Polizei", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek. Auch wenn die Mehrheit der Bevölkerung hinter der Polizei stehe, spiegele dieser Anstieg auch das wider, was die Polizisten in ihrem Alltag erlebten.
Wenn der "Arzt" an der Haustür klingeltMehr Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder
Erst vor knapp drei Jahren seien die Strafen für Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte deutlich verschärft worden, sagt der Innenexperte der Unionsfraktion, Mathias Middelberg. Sollte sich dauerhaft zeigen, dass dies nicht ausreiche, müsse die große Koalition eine weitere Verschärfung in Betracht ziehen. "Gewalt und Widerstand gegen die, die uns schützen, sind inakzeptabel."
Erschreckend sind zwei Tendenzen, die Minderjährige betreffen - als Opfer und in der Täterstatistik. Die Zahl der Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch lag im vergangenen Jahr mit 13.670 um fast elf Prozent über dem Wert von 2018. Die Zahl der polizeilichen Ermittlungsverfahren wegen Verbreitung kinderpornografischer Schriften stieg sogar um knapp 65 Prozent. Dies ist allerdings auch darauf zurückzuführen, dass die Sicherheitsbehörden - auch als Folge des Missbrauchsskandals auf einem Campingplatz im lippischen Lügde - ihre Aktivitäten in diesem Bereich deutlich verstärkt hatten.
Dank "Radar" und AbschreckungDeutlich weniger Einbrüche
Kinder und Jugendliche tauchen in der Statistik allerdings auch als Täter auf - wenngleich man unter Minderjährigen häufig Täter findet, die im moralischen Sinne als Opfer angesehen werden müssen, weil sie aus kaputten Familien stammen oder gar zu Kriminellen erzogen werden. So stieg die Zahl der Tatverdächtigen im Alter zwischen 6 und 14 Jahren im vergangenen Jahr um 5,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Polizei auch einen Anstieg bei der Gewaltkriminalität jugendlicher Tatverdächtiger - um knapp 4,6 Prozent auf 23.619 Fälle.
Die Polizeiliche Kriminalstatik zeigt außerdem:
Die Zahl der Wohnungseinbrüche, zu denen die Polizei Ermittlungen angestellt hat, sank um 10,6 Prozent auf rund 87.100.
Beim Taschendiebstahl verzeichneten die Sicherheitsbehörden einen Rückgang um 9,7 Prozent.
Im Bereich der Computerkriminalität stieg die Anzahl der Straftaten hingegen um 11,3 Prozent auf rund 123.000. Besonders häufig ging es dabei um gefälschte Daten oder Betrug mit illegal beschafften Daten von Zahlungskarten.
Bei den Rauschgiftdelikten änderte sich nicht viel. Hier nahm die Zahl der Straftaten um 2,6 Prozent zu.
Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung - einem Bereich mit einem hohen Dunkelfeld - schloss die Polizei im vergangenen Jahr Ermittlungen in rund 9400 Fällen ab. Das waren 2,1 Prozent mehr als 2018.