"Welle traumatisierter Menschen"Bürger spenden Flutopfern Millionen
Noch immer werden in den Hochwassergebieten Todesopfer geborgen. Die Überlebenden erreichen immerhin Spenden in kaum da gewesener Höhe. Traumatisierte bekommen außerdem Hilfe von Therapeuten.
Im rheinland-pfälzischen Hochwasser-Katastrophengebiet sind inzwischen 132 Menschen tot geborgen worden - noch einmal 4 mehr als am Tag zuvor. Das teilte die Polizei mit. Damit verloren bundesweit mindestens 179 Männer und Frauen ihr Leben, 47 davon in Nordrhein-Westfalen. Allein in Rheinland-Pfalz werden noch immer 149 Bürger vermisst, 6 weniger als am Donnerstag. 766 Menschen mit Verletzungen wurden dort behandelt, diese Zahl hat sich nicht erhöht.
Die Spendenbereitschaft nach dem verheerenden Hochwasser in Westdeutschland ist derweil enorm. Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe erhielt binnen einer Woche bereits rund 36,4 Millionen Euro an Spenden. "Eine solche Hilfsbereitschaft haben wir so noch kaum erlebt", erklärte Geschäftsführer Dominique Mann. In dem Bündnis haben sich das Deutsche Rote Kreuz, die beiden kirchlichen Hilfswerke Caritas International und Diakonie Katastrophenhilfe sowie UNICEF zusammengetan. Sie werden vom ZDF unterstützt.
Nach Angaben des Bündnisses sind Hilfskräfte und Experten der Mitgliedsorganisationen in den Katastrophengebieten im Westen Deutschlands mit diversen Aufträgen im Einsatz. Sie verteilen Essen und Trinkwasser, bauen Notstromversorgungen und ärztliche Versorgungsstrukturen auf und zahlen finanzielle Notfallhilfen an Betroffene aus, die alles verloren haben. Außerdem organisieren sie psychologische Betreuung sowie Freizeitangebote für Kinder.
Die Spenden für das Aktionsbündnis stellen dabei nur einen Teil des gesamten Spendenaufkommens dar. Über die "Stiftung RTL - Wir helfen Kindern e. V." wurden bereits mehr als fünf Millionen Euro eingesammelt. Die Aktion Deutschland Hilft meldete bereits am Mittwoch einen Spendenzwischenstand von mehr als 35 Millionen Euro. Zu ihm gehören unter anderem die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Arbeiter-Samariter-Bund. Dieses Bündnis wird von der ARD unterstützt.
100 Therapieplätze und Telefon-Sprechstunden
Das Deutsche Psychotherapeuten-Netzwerk stellt außerdem 100 Therapieplätze für die Akutbehandlung von Betroffenen zur Verfügung. "Wir rechnen mit einer Welle traumatisierter Menschen", teilte der Vorsitzende Dieter Adler mit. "Diese wird kommen, wenn das Adrenalin gesunken ist und die Betroffenen sich der mittelbaren Schäden bewusst werden." Durch die Akutbehandlung wolle man die Betroffenen seelisch betreuen. Sie umfasse höchstens zwölf Sitzungen und sei nicht genehmigungspflichtig, sagte ein Sprecher des Netzwerks. Die Sitzungen würden von zugelassenen Psychotherapeuten durchgeführt. Anmelden können sich Betroffene ab kommendem Dienstag.
Zudem bietet das Netzwerk ehrenamtlich Telefonsprechstunden für die Flutopfer an. Diese erfolgen demnach immer freitags zwischen 19 und 21 Uhr. "Unser Beruf ist es, Menschen in schwierigen Lebenslagen zu helfen. Das möchten wir auch hier tun", schrieb Adler. Die Abrechnung der Akutsitzungen erfolge über die Krankenkassen. Das Psychotherapeuten-Netzwerk ist nach eigenen Angaben der drittgrößte Berufsverband im Bereich Psychotherapie mit rund 1800 Mitgliedern.
