Panorama

Retten Promi-Weine den Markt? Ein Rosé von Brad Pitt? Oder ein "Goat 10" von Messi?

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Lady Gaga ganz privat, losgelöst auf der Hochzeit einer Freundin.

Lady Gaga ganz privat, losgelöst auf der Hochzeit einer Freundin.

(Foto: IMAGO/Avalon.red)

Der Absatz von Wein verliert weltweit an Boden. Können "Celebrity Wines" ihn retten? Egal ob rot, rosé, weiß oder blubbernd - Brad Pitt, Lady Gaga, John Legend, Lionel Messi oder Ralf Schumacher geben auf jeden Fall eine Menge Stoff.

Das Angebot passt auf den ersten Blick nicht in die Zeit: Zu alkoholisch, zu teuer, zu elitär - kurz: überflüssig! Doch der roséfarbene Champagner "Fleur de Miraval" findet für rund 350 Euro pro Flasche seine Abnehmer - und von Jahr zu Jahr sind es mehr. Sein Name stammt vom Château de Miraval. Das ist ein Traumschloss in der südfranzösischen Provence, das zur Hälfte dem Schauspieler Brad Pitt gehört.

Pitt hat "Miraval" seit 2013 nach allen Regeln des Luxusmarketing in eine sogenannte Celebrity Brand verwandelt – auf Deutsch "eine Promimarke". Der europäische Landsitz des Hollywood-Stars ist vor allem für seine Rosé-Weine bekannt. Die Trauben wachsen auf 30 Hektar rund ums Schloss, die Preise liegen zwischen 11 und 300 Euro. Hinzu kommt der Champagner, der allerdings nach den offiziellen Vorschriften von einem Weingut in der Champagne hergestellt werden muss - der Name "Fleur de Miraval" sagt also weniger über seine Herkunft als mehr über die Absichten von Brad Pitt: Er will, dass alles, was den Namen "Miraval" trägt, in möglichst vielen angesagten Clubs und Restaurants ausgeschenkt wird. Von einem Geheimtipp kann längst keine Rede mehr sein.

Trink' doch einen mit ...

Trink' doch einen mit ...

(Foto: IMAGO/ABACAPRESS)

Vorbild: ein Hardrocker aus Norwegen

Dasselbe gilt für "Hampton Water" - laut Pressetext "ein außergewöhnlicher Rosé, der die Essenz von Rock'n'Roll im Glas verkörpert und die lässige Eleganz der Hamptons mit der sonnenverwöhnten Lebensfreude Südfrankreichs auf einzigartige Weise einfängt". Der Grund für solche verbalen Ergüsse ist die Zusammenarbeit zwischen dem Winzer Gérard Bertrand und dem US-Sänger Jon Bon Jovi. Bertrand, der als ehemaliger Kapitän der französischen Rugby-Mannschaft selbst ein Promi ist, besitzt in der Provence ein Weinimperium von 1000 Hektar. Seit dem Jahrgang 2017 arbeitet er mit Bon Jovi und dessen Sohn Jesse Bongiovi. Fleißig werben sie auf Instagram für ihr rosafarbenes Elixier - und versprechen ein relaxtes Leben für 20 Euro pro Flasche. Ein "Hampton Water" mit Blubber - das sich eben nicht Champagner nennen darf - gibt es auch.

Welchen Erfolg Stars damit haben können, wenn sie ihre prominenten Namen in Wein verwandeln, beweist keiner besser als der norwegische Musiker Sigurd Wongraven. Als "Satyr" rockt er seit Jahren die Black Metal Szene - die man nicht unbedingt zum musikalischen Mainstream zählen kann. Als Weinliebhaber hat Satyr unterdessen eine wahre Mainstream-Marke für europäische Weine geschaffen. Vom Riesling "Wongraven Morgenstern", der vom deutschen Spitzenweingut Von Winning hergestellt wird, wurden 2024 allein in Norwegen eine Million Liter verkauft. Hinzu kommen eine halbe Million Liter Champagner und 30.000 Flaschen italienischer Barolo. Viele Weinproduzenten träumen von solchen Zahlen.

1000 Euro pro Flasche – das ist (Lady) Gaga!

Das erklärt, warum immer mehr Winzerbetriebe Prominente einladen, in der Vermarktung mitzumachen. So wie die US-Sängerin Lady Gaga, die seit 2021 für das Champagnerhaus Dom Pérignon zur Verfügung steht. Die verschiedenen "Lady Gaga Editions" des Luxusschaumweins kosten bis zu 1000 Euro. Ein anderes Beispiel ist die japanische Musikerin Yoshiki Hayashi, die vor zwei Jahren im Berliner Hotel Waldorf Astoris "ihren" Champagner von Pommery vorstellte. Angeblich wurden danach 10.000 Flaschen innerhalb von zehn Minuten verkauft: für je 200 Euro. Dem kalifornischen Weinbaron Robert Mondavi leiht Yoshiki bereits seit 2009 die Marke "Y" - für einen roten Cabernet Sauvignon und einen weißen Chardonnay. Die Preise sind vergleichsweise niedrig und liegen bei umgerechnet 35 Euro je Flasche.

Wenn Lady Gaga das trinkt, dann muss es ja wohl gut sein.

Wenn Lady Gaga das trinkt, dann muss es ja wohl gut sein.

(Foto: IMAGO/Pond5 Images)

Ein anderes Beispiel aus Kalifornien liefert der US-Musiker John Legend mit sechs gänzlich unterschiedlichen Weinen der Marke LVE - "Legend Vineyard Exclusive". Ermöglicht hat sie der französisch-amerikanische Weinmagnat Jean-Claude Boisset, der weltweit 30 Weingüter sein Eigen nennt. Vor zehn Jahren gewann er Legend für die Kooperation - als "Freund", wie er erklärt, aber wohl auch, um die afroamerikanische US-Bevölkerung zu animieren, die relativ wenig Wein trinkt. Am unteren Ende des Angebots gibt es einen LVE Rosé aus der Dose - für rund fünf Euro. Und am oberen Ende einen Rotwein aus besten Lagen im Napa Valley - für rund 120 Euro.

Teuer, teurer, Messi?

In dieser hohen Preisliga wollte auch der argentinische Fußballer Lionel Messi ins Wine Business einsteigen: Unter dem Namen "Goat 10", was ganz unbescheiden "The Greatest of all Times" bedeutet, waren verschiedene italienische Weine mit Preisen bis zu 500 Euro geplant. Auf den Markt kamen im vergangenen Jahr letztendlich zwei Rotweine mit "Sammleretiketten" für gut 50 Euro.

Konsequenter ist der US-Rapper 50 Cent, der mit einer Genossenschaft in der Champagne die Marke "Le Chemin de Roi" kreiert hat - und Flaschenpreise zwischen 120 und 1000 Dollar verlangt. Bescheidener, aber umso gangstermäßiger, steuert unterdessen der US-Rapper Snoop Dogg einen kalifornischen Rotwein zum Sortiment des australischen Abfüllers "19Crimes" bei. Er nennt ihn "Cali Red" - für rund 13 Euro.

Preislich noch darunter ist inzwischen auch die 90-jährige Brigitte Bardot in die Vermarktung von zwei Rosé-Weinen eingestiegen, die sechs und zehn Euro kosten. Immerhin: Sie werden in der Business Class der Swiss Airline serviert.

George Clooney - nach Tequila jetzt der Wein

Andere Stars, die nicht bloß Maskottchen sein wollen, lassen eine Menge Geld in Weingüter fließen. So kaufte Antonio Banderas vor 16 Jahren 50 Prozent des spanischen Erzeugers Anta Natura. Das Gut, das seitdem Anta Banderas heißt, umfasst 235 Hektar Rebflächen und produziert mehr als 1,5 Millionen Flaschen pro Jahr.

Leonardo DiCaprio beteiligte sich 2022 am Champagnerhaus Telmont. Und ein Jahr zuvor hatten Amal und George Clooney für knapp acht Millionen Euro das südfranzösische Weinschloss Domaine de Canadel gekauft. Es liegt in der Nähe von Brad Pitts Anwesen. Clooney war es übrigens, der schon einmal eindrucksvoll gezeigt hat, wie sehr sich Investitionen in alkoholische Celebrity Brands auszahlen können: 2017 verkaufte er die Tequila-Marke "Casamigas", die er mit zwei Freunden besaß. Der Getränkekonzern Diageo zahlte dafür rund eine Milliarde Dollar!

Und deutsche Promis mit Wein?

Auch eine Reihe deutsche Prominente setzen auf das Geschäft mit Wein - und umgekehrt: Einige Winzer setzen auf Prominente. Fernsehmoderator Günther Jauch kaufte vor mehr als zehn Jahren das edle Weingut Von Othegraven an der Saar. Winzer Martin Tesch von der Nahe produziert zusammen mit der Düsseldorfer Band Die Toten Hosen den Wein "Weißes Rauschen". Der Schauspieler Max Giermann macht mit dem badischen Winzer Thomas Walz vier verschiedene Weine, die "Gier auf Wein" heißen. Und der Ex-Rennfahrer Ralf Schumacher lässt von der slowenischen Winzergenossenschaft Klet Brda elf verschiedene Weine herstellen, die seinen Namen tragen - und im Fall eines Schaumweins auch den seines Lebenspartners Étienne.

Als Pate der heutigen Celebrities im Weingeschäft gilt übrigens der US-Regisseur Francis Coppola. "Ausgerechnet", könnte man auch sagen - denn nachdem er bis 1974 den zweiten Teil seiner Filmtrilogie "Der Pate" gedreht hatte, kaufte er im kalifornischen Napa Tal das Weingut Inglenook. 2005 akquirierte er im Sonoma Tal Chateau Souverain und nannte es "Francis Coppola Winery". 2015 kam ein weiteres kalifornisches Weingut in Geyserville dazu, und 2018 kaufte Coppola darüber hinaus das Rotweingut Domaine de Broglie in Oregon. Der Filmemacher selbst sagte einmal: "Was als Traum begann - ein Ferienhaus in Napa Valley - wurde zu einem Geschäft, mit dem wir jedes Jahr Millionen von Kisten voller ausgezeichneter Weine produzieren." 2021 hat Coppola seine Weingüter bis auf Inglenook und Domaine de Broglie verkauft.

Die Weingüter von Trump und Pelosi

Ein Vorbild an Coppola hat sich kein Geringerer als Donald Trump genommen. Im US-Bundesstaat Virginia lässt er von seinem Sohn Eric die sehr ansehnliche Trump Winery betreiben. Die Weine sind mittel- bis hochpreisig - und wenn es den Preisen dient, werden die Flaschenetiketten auch von Familienmitgliedern unterschrieben. Hauptsache, der Präsident muss seinen eigenen Wein nicht trinken - schließlich ist er ein sogenannter Teetotaler, wie "Antialkoholiker" auf Englisch heißen. Das unterscheidet Trump von der demokratischen Politikerin Nancy Pelosi. Sie besitzt sogar zwei Weingüter - und weiß, wie ihre eigenen Weine schmecken.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen