"Sehr große Kräfte am Werk" Ermittler suchen Auslöser des tödlichen Zugunfalls
28.07.2025, 04:30 Uhr Artikel anhören
Der RE55 war auf dem Weg von Sigmaringen nach Ulm, als es zum Unfall kam.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nahe Riedlingen kommt es zu einem verheerenden Zugunglück. Fachleute der Kriminaltechnik und Experten für Bahnunfallermittlungen beginnen nun mit der Ursachensuche. Baden-Württembergs Innenminister äußert einen ersten Verdacht.
Wrackteile und die Überreste von Sitzen lassen erahnen, was hier passiert sein muss: Ein Regionalzug ist im Südosten Baden-Württembergs entgleist. Die Waggons sind teils ineinander gerutscht, liegen in der Böschung. "Man sieht auch in der Botanik drumherum, dass da sehr große Kräfte am Werk waren", sagte Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller. Die Ermittler gingen davon aus, dass der Regionalexpress mit ungefähr Tempo 80 unterwegs war.
Wie es zu der Katastrophe kommen konnte, steht am Tag danach im Fokus der Ermittler. Die Erforschung des Unfallhergangs habe erste Priorität, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Fachleute der Kriminaltechnik und Experten für Bahnunfallermittlungen sind vor Ort. Wie lange die Ermittlungen an der Unglücksstelle noch dauern, sei nicht absehbar, so der Sprecher.
Nahe Riedlingen im Landkreis Biberach war am Sonntagabend ein Regionalzug entgleist, der auf dem Weg von Sigmaringen nach Ulm war. Dabei kamen nach Angaben der Polizei drei Menschen ums Leben. Darunter sind laut der Kreisbrandmeisterin des Landkreises Biberach der Lokführer und ein weiterer Mitarbeiter der Deutschen Bahn.
Insgesamt wurden demnach rund 50 Menschen verletzt, die meisten davon leicht. 25 Menschen seien schwer verletzt worden. In dem betroffenen Zug der Linie RE55 saßen laut einem Sprecher der Bundespolizei rund 100 Menschen.
Bahnchef Richard Lutz kündigte an, im Tagesverlauf nach Riedlingen zu kommen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und den Einsatzkräften persönlich danken. Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder von der CDU, Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen und Landesverkehrsminister Winfried Hermann von den Grünen wollten an die Unfallstelle kommen.
Löste Unwetter die Katastrophe aus?
Die Unfallursache ist bislang unklar. Vor dem Unglück hatte es in der Region ein Unwetter gegeben. Die Ermittler prüfen, ob ein Erdrutsch die Ursache für das Unglück mit mindestens drei Toten sein könnte. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl von der CDU sagte: "Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutsch-Unfall ursächlich gewesen ist." Das sei nun Gegenstand der laufenden Untersuchungen.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region. Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können. In der Nacht war es laut einem Reporter vor Ort bewölkt, aber vorerst trocken.
Wie lange die Bahnstrecke noch gesperrt bleibt, ist derzeit noch unklar. Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. Am Montag sollen Ersatzbusse die Fahrgäste in dem Bereich transportieren.
Quelle: ntv.de, mpa/dpa