Fall in Attendorn im Sauerland Jugendamt hatte Hinweise auf eingesperrtes Kind
08.11.2022, 13:49 Uhr (aktualisiert)
Ein acht Jahre altes Mädchen soll nahezu ihr gesamtes Leben in einem Haus in Attendorn festgehalten worden sein. Die Staatsanwaltschaft Siegen ermittelt jetzt gegen die Mutter sowie die Großeltern des Kindes. Doch das Jugendamt erhielt schon lange vor der Aufdeckung des Falles anonyme Hinweise.
Im Fall des acht Jahre alten Mädchens, das fast sein gesamtes Leben lang in einem Haus im Sauerland festgehalten worden sein soll, hatte das Jugendamt bereits anonyme Hinweise erhalten. Vor zwei Jahren und vor einem Jahr seien zwei Hinweise eingegangen, sagte Fachbereichsleiter Michael Färber auf dpa-Anfrage. "Wir sind dem sofort nachgegangen, aber es gab keine stichhaltigen Hinweise oder konkreten Anhaltspunkte, dass sich das Mädchen dort aufhielt."
Man habe daher keine rechtliche Möglichkeit gehabt, das Haus zu betreten - das sei auch die damalige Einschätzung der Polizei gewesen. Auch der WDR hatte über Hinweise an das Jugendamt berichtet. Gegen die Mutter des Kindes und die Großeltern ermittelt die Staatsanwaltschaft in Siegen. Sie geht davon aus, dass diese dem Mädchen nicht ermöglicht hätten, "am Leben teilzunehmen" - nicht an Kita, Schule oder am Spiel mit anderen Kindern.
Die Mutter hatte sich im Sommer 2015 aus Attendorn abgemeldet und als neuen Wohnort für sich und ihre Tochter eine Adresse in Italien angegeben, schilderte der Fachbereichsleiter im Kreis Olpe. Offenbar habe die Mutter vermeiden wollen, dass ihre Tochter Umgang mit ihrem - getrennt von den beiden lebenden - Vater habe. Dieser wandte sich Färber zufolge ans Familiengericht, das 2016 das Sorgerecht für beide Elternteile bekräftigte.
Erst als sich im Juni 2022 ein Ehepaar ans Jugendamt wandte und angab, das Mädchen gesehen zu haben, habe man mithilfe von Bundesjustizministerium und italienischen Behörden herausgefunden, dass Mutter und Tochter nie in Italien gelebt hatten. Bei einer Hausdurchsuchung am 23. September stieß man dann dort auf das Kind.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 07. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, lar/dpa