Panorama

Ursachen-Suche für Fischsterben Polen meldet 280 ungenehmigte Oder-Abflüsse

Polnischer Abschnitt der Oder: Schon für den Laien sieht das nicht gut aus.

Polnischer Abschnitt der Oder: Schon für den Laien sieht das nicht gut aus.

(Foto: picture alliance / AA)

Auf der Suche nach Unternehmen, die das Oderwasser belastet haben, ist Polen fündig geworden. Die Wasserbehörde stößt auf mehr als 280 illegale Abflüsse. In rund 60 Fällen ist die Polizei bereits vor Ort. Brandenburg überprüft seine Meldeketten.

Im Zusammenhang mit dem Fischsterben in der Oder hat Polens Wasserbehörde nach eigenen Angaben 282 Abwasserabflüsse ohne aktuelle wasserrechtliche Genehmigung entdeckt. Es werde derzeit geklärt, von wo aus diese Leitungen zur Oder gelegt wurden und wem sie gehören, sagte der designierte neue Chef der Wasserbehörde, Krzysztof Wos. In 57 Fällen sei bereits die Polizei informiert worden.

In der Oder wurden auf polnischer und deutscher Seite in den vergangenen Wochen massenhaft tote Fische entdeckt und eingesammelt. Die Ursache für das Fischsterben ist bislang unklar. Jedoch wurde in Wasserproben sowohl in Polen als auch in Deutschland eine giftige Alge festgestellt. Experten sehen deutliche Anzeichen dafür, dass diese Alge schuld am Tod der Fische ist. Bis zum Samstag wurden in Polen und Deutschland rund 200 Tonnen Fischkadaver eingesammelt.

Auf deutscher Seite war das massive Fischsterben in der Oder am 9. August bekannt geworden. In Polen hatte es dagegen bereits Ende Juli erste Hinweise gegeben. Die deutschen Behörden werfen der polnischen Seite vor, sie zu spät informiert und damit die Suche nach der Ursache erschwert zu haben. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki hatte nach Bekanntwerden der Umweltkatastrophe den bisherigen Chef der Wasserbehörde sowie den Leiter der Umweltbehörde entlassen.

Brandenburg berät über eigene Meldelücken

Der Vorsitzende des Umweltausschusses im Brandenburger Landtag, Wolfgang Roick, hält es für notwendig, Konsequenzen aus dem Fischsterben in der Oder zu ziehen. Es gehe darum zu prüfen, "ob es eine andere Art der Überwachung" geben müsse, sagte der Sozialdemokrat. Die Frage sei zum Beispiel, ob an der einen oder anderen Stelle im Landesumweltamt "nicht ausreichend Personal da war". Roick sagte außerdem mit Blick auf Polen, offensichtlich habe es Informationsdefizite gegeben.

Der Umweltausschuss kommt am Nachmittag zusammen. Landesumweltminister Axel Vogel wird über die bisherigen Erkenntnisse berichten. Außerdem sollen Fachleute zu Wort kommen, darunter Vertreter des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Das Brandenburger Landesamt für Umwelt hatte laut Umweltministerium vom 7. zum 8. August Veränderungen in Frankfurt (Oder) unter anderem beim Sauerstoffgehalt festgestellt, von den Werten allein habe die Behörde aber nicht von einem Fischsterben ausgehen können. Nun sollen Warn- und Meldeketten überprüft werden.

Verstimmungen zwischen Polen und Deutschland

Im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) sagte der Ausschussvorsitzende Roick: "Es werden ja ständig Messungen gemacht. Und in dem Falle war es wohl so, dass man auf erhöhte Konzentrationen doch etwas zu langsam reagiert hat." Der SPD-Politiker hoffte auch, dass die Verstimmungen im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen abnehmen. "Gegebenenfalls kann man vielleicht die Wogen ein bisschen glätten", sagte Roick.

Die polnische Umweltministerin Anna Moskwa hatte Deutschland am Samstag auf Twitter die Verbreitung von Falschnachrichten vorgeworfen. Bei der Suche nach möglichen Ursachen hatte zuvor das Brandenburger Landesamt für Umwelt in Frankfurt (Oder) hohe Konzentrationen eines Pestizids festgestellt, die Dosis sei aber nicht unmittelbar tödlich für Fische gewesen. Moskwa sieht keine Verbindung zum Fischsterben.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 23. August 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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