Panorama

Brände in Frankreich und Italien Flammenteppich in Südeuropa breitet sich weiter aus

Feuerwehrleute bei der Bekämpfung eines Waldbrandes in der Nähe von Landiras im Südwesten Frankreichs.

Feuerwehrleute bei der Bekämpfung eines Waldbrandes in der Nähe von Landiras im Südwesten Frankreichs.

(Foto: picture alliance/dpa/Service Communication-Protocole SDIS 33/AP)

Nur in wenigen Regionen gibt es Entwarnung, ansonsten brennt es in Teilen Südeuropas weiter. In der Toskana müssen Rettungskräfte Bewohner vor dem Feuer in Sicherheit bringen. Als Ursache für Brände in Bordeaux wird inzwischen Brandstiftung vermutet - ein Verdächtiger wird festgenommen.

Millionen Menschen in Europa leiden weiter unter extremer Hitze und Waldbränden: Großbritannien meldete erstmals mehr als 40 Grad Celsius, auch Belgien und die Niederlande rechneten mit neuen Hitzerekorden. In Spanien und Portugal sowie im Südwesten Frankreichs gingen die Temperaturen leicht zurück. Dort wüteten jedoch weitere heftige Waldbrände, wie auch in Italien und Griechenland. Mindestens eines der Feuer dort geht offenbar auf Brandstiftung zurück.

Nach Hitzerekorden in 64 Gemeinden am Vortag im Westen Frankreichs konnten die Menschen an der Atlantikküste unterdessen etwas aufatmen. Angesichts sinkender Temperaturen hob der Wetterdienst die höchste Hitze-Warnstufe für 15 Départements wieder auf. Dafür warnte er vor Temperaturen von bis zu 40 Grad im Osten des Landes.

Keine Entwarnung gab es bei zwei Großbränden im Département Gironde, die seit Tagen in der Nähe von Bordeaux wüten. Allein dort wurden bisher 19.000 Hektar Wald vernichtet, rund 37.000 Einwohner und Urlauber mussten vorsorglich in Sicherheit gebracht werden, darunter 16.000 allein am Montag. Die Staatsanwaltschaft von Bordeaux ist sich inzwischen weitgehend sicher, dass einer der beiden Brände gelegt wurde - ein Verdächtiger wurde festgenommen.

Autobahn an italienisch-slowenischer Grenze gesperrt

Die italienische Feuerwehr brachte wegen eines großen Waldbrandes in der Toskana mehrere Bewohner in Sicherheit. Das Feuer brach am Montagabend in der Gemeinde Massarosa nördlich von Pisa aus, wie die Feuerwehr mitteilte. Laut des toskanischen Zivilschutzes hätten die Nacht über Winde aus Nordosten die Flammen weiter angetrieben, so dass sie auch Wohnhäuser bedrohten. Aus denen wurden rund 30 Menschen evakuiert.

Die Behörden sperrten zwischenzeitlich immer wieder eine Verkehrsbrücke, die Lucca und Viareggio verbindet. Drei Hubschrauber und zwei Löschflugzeuge unterstützen die zwölf Feuerwehreinheiten am Boden. Zudem lief der Einsatz mit Löscharbeiten aus der Luft und Dutzenden Feuerwehrleuten am Boden weiter. Bilder in den sozialen Medien zeigten Flammen nahe von Häusern und einem Verkehrstunnel. Der toskanische Regionalpräsident Eugenio Giani sprach von einem "schrecklichen Brand". Etwa 80 Hektar seien von den Flammen betroffen.

Wegen eines großen Waldbrandes an der italienisch-slowenischen Grenze sperrten die Behörden in Italien einen Autobahnabschnitt und unterbrachen eine Zugverbindung. Nach Angaben des Zivilschutzes in Friaul-Julisch Venetien sei das Feuer bei Monfalcone, einer Adriastadt nördlich von Triest, ausgebrochen. Die Feuerwehr kämpfte aus der Luft und am Boden gegen die Flammen. Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete, dass fünf Bedienstete an einer Mautstelle auf der betroffenen Autobahn in Sicherheit gebracht wurden, als sich die Flammen genähert hätten.

Altes Ehepaar stirbt bei Flucht vor Flammen

In Südtirol kämpften die Einsatzkräfte nahe Bozen unter anderem mit einem Löschhubschrauber gegen einen Waldbrand im Wandergebiet an der Guntschna Promenade. Am Nachmittag meldete die Feuerwehr, das Feuer sei unter Kontrolle gebracht worden. Einige Bewohner hätten aus Vorsicht ihre Häuser verlassen, berichtete Ansa.

Auch in Spanien und Portugal kämpften Tausende Feuerwehrleute weiter gegen mehrere Waldbrände. In Portugal kam ein älteres Paar ums Leben, als es vor den immer näher auf sein Haus vorrückenden Flammen fliehen wollte. Das Ehepaar im Alter von rund 70 Jahren sei in seinem Auto von der Straße abgekommen, berichtete am Montagabend im Fernsehen der Bürgermeister der nordportugiesischen Kleinstadt Murça, Mario Artur Lopes. Der Wagen mit seinen Insassen sei komplett ausgebrannt. Nach einem leichten Rückgang der extremen Hitze in Portugal dürften die Temperaturen zudem am Mittwoch wieder steigen.

Starke Winde entfachten am Abend ein kleines Feuer im Nordosten Athens zu einem Großbrand. Dicke bräunliche Rauchschwaden waren aus fast allen Regionen Athens zu sehen. Die Lage sei "ernst", sagte der Regionalgouverneur, Giorgos Patoulis, im Staatsrundfunk. Die Einwohner der betroffenen Regionen erhielten per SMS eine Nachricht, bereit zu sein, ihre Häuser zu verlassen, wenn dies die Feuerwehr anordnet. Ein Dorf sei bereits evakuiert worden, weil die Flammen sich bedrohlich näherten, berichtete das Staatsfernsehen.

In der Region unterhalb des Berges Penteli im Nordosten Athens waren im Sommer 2021 gewaltige Brände ausgebrochen, die weite Teile Wald- und Buschland zerstörten. "Elf Löschflugzeuge und sechs Hubschrauber" sind im Einsatz, sagte ein Sprecher der Feuerwehr im Staatsrundfunk. Neben griechischen Einsatzkräften seien auch Feuerwehrleute aus Rumänien im Einsatz, hieß es.

London bricht Hitzerekord

Erstmals in der Geschichte Großbritanniens überstiegen derweil die Temperaturen die 40-Grad-Grenze. Nach Angaben der Wetterbehörde wurden am Londoner Flughafen Heathrow 40,2 Grad gemessen. Das Vereinigte Königreich leidet seit Montag unter ungewöhnlicher Hitze. Zum ersten Mal gilt für weite Teile Englands die höchste Warnstufe, für Wales und Teile Schottlands wurde die zweithöchste Stufe ausgerufen.

Ein Brand zerstörte mehrere Häuser und Felder in einer Ortschaft östlich von London. Rund hundert Feuerwehrleute und 15 Löschfahrzeuge waren im Kampf gegen das Feuer im etwa 30 Kilometer von London entfernten Ort Wennington im Einsatz, teilte die Londoner Feuerwehr auf Twitter mit. Aus mehreren Vororten der Hauptstadt wurden zudem Grasflächenbrände gemeldet. Die Feuerwehr rief angesichts "mehrerer großer Brände in der gesamten Hauptstadt während der heutigen Rekord-Hitzewelle" eine Notfallstufe aus, die es ermöglicht, mehr Ressourcen für die Rettungsdienste einzusetzen. Bürgermeister Sadiq Khan sagte, es habe einen "enormen Anstieg" bei den Bränden gegeben, der die Feuerwehr unter "ungeheuren Druck" setze.

Die Feuerwehr bat eindringlich darum, nur in Notfällen anzurufen, keine Lagerfeuer oder Grills zu entzünden sowie Zigaretten sicher zu entsorgen und keine Glasflaschen oder Scherben auf dem Boden zurückzulassen. Auch in anderen Teilen des Landes bekämpfte die Feuerwehr Hunderte Brände.

Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind nach Angaben von Verkehrsminister Grant Schapps für derartige Hitze nicht ausgelegt. Der britische Schienennetzbetreiber meldete die höchste Temperatur, die jemals auf einer Schiene gemessen wurde: 62 Grad. Auch die Niederlande rechneten damit, den erst am Vortag aufgestellten Hitzerekord von 35,4 Grad erneut zu brechen. Die belgischen Behörden gaben angesichts der erwarteten Temperaturen von mindestens 40 Grad die höchste Hitzewarnung aus. Staatliche Museen boten über 65-Jährigen freien Eintritt, um sich abzukühlen.

Quelle: ntv.de, lve/AFP/dpa

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