Panorama

Fast 1000 tote KriegsgefangeneForscher spüren Wrack der "Montevideo Maru" auf

22.04.2023, 14:40 Uhr
00:00 / 03:32
AP23112385899473
Die "Montevideo Maru" wurde mithilfe moderner Ortungsgeräte gefunden. (Foto: AP)

Im Juli 1942 feuert ein amerikanisches U-Boot mit Torpedos auf die "Montevideo Maru". An Bord des japanischen Schiffes befinden sich vor allem australische Kriegsgefangene. 80 Jahre später ist das Wrack endlich gefunden - geborgen wird es nicht.

Tiefseeforscher haben vor der Küste der Philippinen das Wrack eines japanischen Schiffes gefunden, das im Zweiten Weltkrieg versenkt wurde und bei dessen Untergang fast Tausend australische Kriegsgefangene ums Leben kamen. Die Überreste der "Montevideo Maru" seien in einer Tiefe von mehr als vier Kilometern im Südchinesischen Meer gefunden worden, erklärt die Silentworld-Stiftung, die den Sucheinsatz organisiert hatte. Für die Hinterbliebenen enden damit mehr als 80 Jahre Ungewissheit.

Ein US-U-Boot hatte die "Montevideo Maru" am 1. Juli 1942 mit Torpedos beschossen und versenkt. Die U-Boot-Besatzung wusste nicht, dass das japanische Schiff australische Kriegsgefangene transportierte.

Der Untergang der "Montevideo Maru" gilt bis heute als die schlimmste Schiffskatastrophe Australiens. Schätzungsweise 979 Australier kamen damals ums Leben, darunter mindestens 850 Soldaten. Nach Angaben von Silentworld waren zudem Zivilisten aus 13 anderen Ländern an Bord, darunter aus Großbritannien, den Niederlanden, Schweden und den USA. Die Gesamtzahl der Toten liegt demnach bei etwa 1060.

Mit Hightech geortet

"Endlich ist die letzte Ruhestätte der verlorenen Seelen von der 'Montevideo Maru' gefunden worden", erklärte der australische Premierminister Anthony Albanese. Diese Nachricht werde den Hinterbliebenen hoffentlich "ein gewisses Maß an Trost geben".

Die Forscher hatten vor gut zwei Wochen im Südchinesischen Meer nordwestlich der philippinischen Hauptinsel Luzon mit der Suche nach dem Wrack begonnen. Geortet wurde das Wrack mit Hightech-Ausrüstung, darunter ein autonomes Unterwasserfahrzeug mit Sonar.

371349497-1
Auf den Philippinen erinnert ein Denkmal an die verstorbenen australischen Soldaten. (Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

"Als wir diese Bilder sahen, war das der Moment unseres Lebens - sehr aufregend", sagte der technische Leiter der Expedition, Kapitän Roger Turner. Ihm zufolge war das Schiff in zwei Teile zerborsten, wobei Bug und Heck etwa 500 Meter voneinander entfernt auf dem Meeresgrund lagen.Seiner Einschätzung nach wurde das Schiff von zwei Torpedos getroffen. "Der erste hat den Untergang des Schiffes bewirkt, der zweite hat einen Teil der Mannschaftskabinen weggesprengt."

"Handelt sich um ein Grab"

"Die Entdeckung der 'Montevideo Maru' schließt ein schreckliches Kapitel in der australischen Militär- und Seefahrtsgeschichte ab", sagte der Leiter von Silentworld, John Mullen. Die Stiftung hatte bei der Suche nach dem Wrack mit dem niederländischen Tiefseevermessungsunternehmen Fugro und dem australischen Militär zusammengearbeitet.

Aus Respekt vor den Hinterbliebenen soll das Wrack der Stiftung zufolge samt Inventar und möglichen menschlichen Überresten ungestört auf dem Meeresboden verbleiben - in größerer Tiefe als die "Titanic". "Wir sind uns bewusst, dass es sich um ein Grab handelt", das mit dem nötigen Respekt behandelt werde, sagte Kapitän Turner.

Emotional und stolz

Die Enkelin und Großnichte zweier in dem Schiff ums Leben Gekommener, Andrea Williams, beschrieb den Moment der Entdeckung als "sehr emotional". Es sei aber auch "ein sehr stolzer Moment, dass wir das Wrack gefunden haben", sagte sie. Die Angehörigen hätten oft gefragt, ob die "Montevideo Maru" wohl jemals gefunden werde.

Ihre Entdeckung beende nun für die Hinterbliebenen mehr als 80 Jahre der Ungewissheit, sagte der australische Armeechef Simon Stuart. Denn ein Verlust wie dieser ziehe sich "durch die Jahrzehnte und erinnert uns alle an die menschlichen Tragödien".

Quelle: ntv.de, chr/AFP

U-BooteHistorischesSchiffsunglückeZweiter WeltkriegPhilippinenSchifffahrtAustralien