Zugriff in den Niederlanden Geldautomatensprenger bei Rückkehr von Tat gefasst
24.06.2024, 17:53 Uhr Artikel anhören
Die niederländische Spezialeinheit griff bereits am Donnerstag zu.
(Foto: picture alliance/dpa)
Als sie von ihrem Raubzug aus Heilbronn in die Niederlande zurückkehren, greifen die Ermittler zu. Fünf Automatensprenger gehen den Fahndern ins Netz. Grund für den Erfolg ist auch eine Überwachungsmethode, die in Deutschland verboten ist. Einen wichtigen Anteil am Erfolg hat am Ende ein Polizeihund.
Bei der Rückkehr von ihrem jüngsten Coup in Heilbronn warteten schon niederländische Spezialeinheiten in einem Garagenhof im niederländischen Boskoop: Düsseldorfer und niederländische Ermittler haben eine Bande von fünf mutmaßlichen Geldautomatensprengern ermittelt und festgenommen. Den Männern werden seit 2020 insgesamt 21 solcher Taten im Bundesgebiet zugerechnet, davon neun in Nordrhein-Westfalen.
Dabei habe das Quintett im Alter von 30 bis 39 Jahren Beute in Millionenhöhe erzielt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Düsseldorf mit. Ausgangspunkt der Ermittlungen sei eine Tat in Erkrath bei Düsseldorf gewesen.
Danach sei der Tatwagen, ein Audi RS 6 mit 580 PS ohne Tempo-Abriegelung und ohne Airbags, über 300 Stundenkilometer schnell, ins Visier der Ermittler gerückt. Weil die Niederländer an ihren Autobahnen ein Kennzeichen-Lesesystem verwenden, konnte der Wagen mit einer Reihe von Sprengungen in Verbindung gebracht werden. Einer der festgenommenen Verdächtigen sei zudem wegen Geldautomatensprengungen bereits 2016 in Köln zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Ausbildungsstätten für Automatensprenger
Bei der Festnahme am Donnerstag habe ein mutmaßlicher Gangster versucht, aus dem Garagenhof zu entkommen. Dabei sei er von einem Polizeihund gestoppt und durch Bisse verletzt worden, hieß es. Im Auto seien Sprengstoff, diverse Kennzeichen und dicke Bündel Bargeld entdeckt worden. Gegen die Verdächtigen lägen europäische Haftbefehle wegen Herbeiführens von Sprengstoffexplosionen und schweren Bandendiebstahls vor. Ihnen drohen bis zu 15 Jahre Haft. Sie sollen nun an die deutsche Justiz ausgeliefert werden.
Die Verdächtigen seien niederländische Staatsbürger nordafrikanischer Herkunft und passten ins Täterprofil, das das Landeskriminalamt NRW von der sogenannten Audi-Bande erstellt hatte: Demnach soll hinter einem Großteil der Sprengungen eine Szene von mehreren Hundert Menschen nordafrikanischer Herkunft stecken, die in Städten wie Utrecht und Amsterdam leben.
Düsseldorfs Polizeipräsidentin Miriam Brauns berichtete von einer immer größeren Professionalisierung. In "Ausbildungsstätten" werde den Gangstern etwa die richtige Menge und Art des Sprengstoffs für den jeweiligen Geldautomatentyp vermittelt. Die Zahl der Sprengungen war zuletzt in NRW rückläufig, was Ermittler auf die vermehrte Verwendung von Farb- und Klebsätzen in den Geldautomaten zurückführen. Dadurch wird die Beute unbrauchbar.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa