Panorama

Drei Tote in Hildesheim Heimleiter entlarvte Impfpass-Fälschung

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In einem Hildesheimer Seniorenheim arbeitet eine Pflegerin mit gefälschtem Impfpass. Erst als sie sich mit Corona infiziert, kommt die Wahrheit ans Licht. Kurze Zeit später sterben drei Heimbewohnerinnen. Auch ein Krankenhaus in Neumünster wird gerade von einem Impfpass-Skandal erschüttert.

Weil in einem Pflegeheim im niedersächsischen Hildesheim innerhalb kürzester Zeit drei Bewohnerinnen am Coronavirus gestorben sind, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine frühere Mitarbeiterin der Einrichtung unter anderem wegen des Anfangsverdachts des Totschlags. Es bestehe der Verdacht, dass die 44-Jährige mit einem gefälschten Impfpass im Heim gearbeitet habe, während sie Corona hatte, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Beschuldigte habe die Verwendung des gefälschten Impfpasses eingeräumt, sagte die Sprecherin. "Mit den Infektionen will sie nichts zu tun haben. Wir treffen sämtliche Maßnahmen, die dazu geeignet sind, um die Vorwürfe aufzuklären."

Die Frau, die als Alltagsbegleiterin in dem Heim tätig war, wurde fristlos entlassen, wie Einrichtungsleiter Michael Ossenkopp sagte. Sie war Medienberichten zufolge zunächst als Impfgegnerin aufgefallen, bevor sie schließlich Ende November einen Impfpass vorlegte, der sich später als gefälscht herausstellte. "Als ihr Kind an Corona erkrankte, erlaubten wir ihr, weiter zur Arbeit zu kommen. Denn sie hatte keine Symptome. Dann bekam auch sie Corona-Symptome", erklärte Ossenkopp in der "Bild am Sonntag". Daraufhin habe der Heimleiter ihren Impfpass überprüft und festgestellt, dass die Chargennummern ihrer Impfungen nicht existieren. Danach habe die Einrichtung Anzeige gegen die 44-Jährige gestellt.

Der aktuelle Corona-Ausbruch zieht Heimleiter Ossenkopp zufolge weite Kreise. In jüngster Zeit hätten sich elf Bewohnerinnen und Bewohner sowie fünf Beschäftigte infiziert. Wie lange die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern werden, war zunächst unklar. "Der Anfangsverdacht richtet sich ausschließlich gegen die Mitarbeiterin", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung".

Pistorius: "Das ist höchst kriminell"

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius reagierte bestürzt auf den Fall: "Das zeigt, was für furchtbare Konsequenzen die Ignoranz gegenüber Covid haben kann. Wer vorsätzlich ohne Impfung mit alten, vorbelasteten oder kranken Menschen arbeitet, handelt rücksichts- und skrupellos. Das ist höchst kriminell", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag".

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, forderte ein zentrales Impfregister zumindest für medizinisch-pflegerische Berufe. "Wer seine Impfnachweise fälscht, handelt feige und unverantwortlich", sagte er. "Gerade pflegebedürftige und kranke Menschen müssen darauf vertrauen können, dass die Zertifikate des Personals echt sind." Deutschland mache es Fälschern derzeit noch zu leicht.

Ermittlungen auch in Neumünster

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Auch in Schleswig-Holstein gibt es Ermittlungen wegen des Verdachts einer Impfpass-Fälschung. Ein Arzt der Kinderstation des Friedrich-Ebert-Krankenhauses in Neumünster soll einen gefälschten Impfnachweis vorgelegt haben. Das berichtet der NDR mit Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Demnach infizierte sich der Arzt mit dem Coronavirus, arbeitete jedoch trotz Erkältungssymptomen zunächst weiter. Es bestehe der Verdacht, dass der Arzt eine Person aus dem Mitarbeiterumfeld des Krankenhauses angesteckt habe, sagte die Sprecherin des Krankenhauses dem NDR. Der Mann sei freigestellt und die Polizei eingeschaltet worden, teilte Klinik-Geschäftsführerin Kerstin Ganskopf mit.

Einen ähnlichen Fall habe es nach Angaben der Klinik-Chefin schon vor einigen Wochen gegeben. Der betroffene Mitarbeiter habe sich nach einem Gespräch selbst angezeigt, ihm sei inzwischen fristlos gekündigt worden.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

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