Nach kritischer Doku über Modi Indische Ermittler durchsuchen mehrere BBC-Büros
14.02.2023, 11:23 Uhr
In der Weltrangliste der Pressefreiheit rutscht Indien mittlerweile auf Platz 150 von 180 ab.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Im Januar beleuchtet BBC in einer Dokumentation die Rolle des indischen Premierministers Modi bei den Gujarat-Unruhen genauer. Nun werden mehrere Büros in Neu-Delhi und Mumbai durchsucht. Experten sehen die Pressefreiheit in Indien schon lange in Gefahr.
Mehrere Wochen nach der Ausstrahlung eines kritischen Dokumentarfilms über den indischen Premierminister Narendra Modi haben Steuerermittler die Büros des britischen Sendernetzwerks BBC in Neu-Delhi und Mumbai durchsucht. Die Einkommenssteuerbehörde führe eine Razzia durch und beschlagnahme "alle Telefone", sagte ein BBC-Journalist der Nachrichtenagentur AFP. Ein BBC-Angestellter in Mumbai bestätigte eine Razzia auch im dortigen Büro. In Neu-Delhi hinderte die Polizei Hunderte Menschen am Betreten und Verlassen des BBC-Büros im Zentrum der Hauptstadt, wie AFP-Journalisten berichteten.
Ein staatlicher Bediensteter bestätigte, dass die Regierung in dem Büro tätig sei. Die Einkommenssteuerbehörde war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Im vergangenen Monat hatte die BBC eine zweiteilige Dokumentation ausgestrahlt, die zu dem Schluss kommt, Modi habe im Jahr 2002 als Ministerpräsident des Bundesstaates Gujarat die Polizei angewiesen, bei tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen ein Auge zuzudrücken. Bei den Unruhen starben mindestens 1000 Menschen, die meisten von ihnen Muslime.
"Feindliche Propaganda" und "Müll"
Nach der Veröffentlichung des Dokumentarfilms blockierte die indische Regierung Videos und Tweets mit Links zu dem Film. Kurz nach seiner Veröffentlichung bezeichnete Regierungsberater Kanchan Gupta ihn als "feindliche Propaganda" und "Müll". Studentengruppen organisierten trotz des Verbots geheime Vorführungen, die Polizei nahm daraufhin zwei Dutzend Studenten fest.
Die Pressefreiheit ist in Indien Aktivisten zufolge seit dem Regierungsantritt Modis im Jahr 2014 zusehends unter Druck geraten. In der Weltrangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen rutscht Indien im Jahr 2022 um zehn Plätze auf Rang 150 von 180 ab.
Quelle: ntv.de, lar/AFP