Infizierter Flugzeugpassagier Indische Mutante erreicht auch die Schweiz
24.04.2021, 20:49 Uhr
Die Fallzahlen in Indien explodieren. Für die aus dem Ruder laufende Corona-Situation wird in dem Land auch die "Doppel-Mutante" B.1.617 verantwortlich gemacht. Die Virusvariante ist inzwischen auch nach Europa gelangt. Nun gibt es in der Schweiz einen ersten Nachweis.
In der Schweiz ist erstmals ein Infektionsfall mit der indischen Coronavirus-Variante B.1.617 nachgewiesen worden. Wie das schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Twitter mitteilte, handelte es sich bei dem Betroffenen um einen Passagier, der über einen Transitflughafen in die Schweiz eingereist war. Die Beratungen darüber, ob Indien auf die Risikoliste des Landes gesetzt wird, laufen demnach.
BAG-Sprecher Daniel Dauwalder sagte, der infizierte Passagier sei in einem europäischen Land umgestiegen, bevor er in der Schweiz gelandet sei. Bereits am Donnerstag hatten die belgischen Behörden den Nachweis der Corona-Variante bei einer 20-köpfigen indischen Studentengruppe gemeldet, die über einen Zwischenstopp in Paris nach Belgien gekommen war.
In Indien hat sich die Corona-Lage zuletzt drastisch verschärft. Am heutigen Samstag meldeten die Behörden des Landes mit 2624 Corona-bedingten Todesfällen binnen eines Tages einen neuen Höchststand. Zudem schnellte die Zahl der Neuinfektionen auf über 340.000 nach oben. Insgesamt infizierten sich in Indien seit Pandemiebeginn bereits 16,5 Millionen Menschen mit dem Coronavirus - mehr nachgewiesene Infektionsfälle gibt es nur in den USA. 190.000 Menschen in Indien starben bislang im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.
Für den zuletzt massiven Anstieg der Infektionszahlen in Indien werden eine doppelte Mutation des Coronavirus sowie religiöse, politische und sportliche Massenveranstaltungen verantwortlich gemacht. In der Hoffnung, in der Corona-Krise sei das Schlimmste vorbei, hatten die indischen Behörden Anfang des Jahres die meisten Auflagen gelockert und Veranstaltungen von riesigen Hochzeitsfeiern über Cricketspiele bis zu religiösen Zeremonien wieder erlaubt.
"Gegenseitig verstärkender Effekt" noch unklar
Die "Doppel-Mutante" B.1.617 trägt zwei Mutationen im Spike-Protein des Virus, mit dem sich der Erreger an menschliche Zellen andockt. Diese könnten möglicherweise zu einer höheren Übertragbarkeit führen. Wegen der Mutante gab Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den weitgehenden Stopp aller Einreisen aus Indien nach Deutschland bekannt.
Der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, erklärte am Freitag, das RKI beobachte die Entwicklung der möglicherweise besonders gefährlichen Virusvariante. Nach seinen Worten wurde diese bislang 21-mal in Deutschland nachgewiesen. Die Annahme, es gebe bei dieser doppelten Mutation einen "sich gegenseitig verstärkenden Effekt", sei bisher nicht nachgewiesen.
Das Auswärtige Amt hatte bereits am Dienstag Deutsche in Indien, die nicht gegen Corona geimpft sind, aufgefordert, sie sollten "eine temporäre Rückkehr nach Deutschland bis zur Stabilisierung der medizinischen Versorgungslage" in dem Land erwägen. Auch Kuwait setzte am Wochenende alle Flüge aus Indien aus, die Vereinigten Arabischen Emirate hatten bereits am Donnerstag angekündigt, einen Aus- und Einreisestopp zu verhängen. Auch Kanada hat Flüge aus Indien und Pakistan bereits verboten.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP